Mittwoch, 9. Oktober 2019

Von Christchurch nach Halle


"Was den Täter von einem Massaker abgehalten hat, war eine Tür, nicht mehr: Keine Polizei, keine Gesellschaft, niemand vorher." (Marina Weisband)
Sie erinnern sich an das Massaker in einer neuseeländischen Moschee im März? Der Täter filmte mit seiner Helmkamera das Blutbad. 51 Tote. Ein deutscher Neonazi versuchte an Jom Kippur, dieses Verbrechen in einer Synagoge in Halle zu wiederholen.
Er war bestens ausgerüstet und ich frage mich, wie Nazis in Deutschland an Maschinenpistolen, Handgranaten und andere Ausrüstung rankommen. Ja, richtig! Über Gesinnungsgenossen in der Bundeswehr und bei der Polizei. Der rechtsradikale Terrorist versucht also, eine Synagoge zu stürmen, in der sich gerade etwa achtzig Leute aufhalten. Er will ein Massaker anrichten. Die Kamera läuft.
Die Tür hat er mit Schüssen und Sprengkörpern nicht aufbekommen. Zwei Menschen hat der Nazi außerhalb der Synagoge ermordet. Dann flüchtet er in seinem Wagen. Es gibt nur eine Frage, die ich mir seit Jahrzehnten immer wieder stelle: Nimmt Deutschland den rechten Terror ab heute ernst?

13 Kommentare:

  1. Ich befürchte, rechter Terror wird nur kurzfristig in den Blickpunkt rücken...... Das war damals nach dem 26.10.1980 auch nicht anders.....Der Staat reagiert ja immer, da gibt es nur punktuelle Unterschiede zwischen linken und rechten Terror..... RAF:... der Staat reagiert panisch mit Gesetzesänderungen, Straßensperren..... rechter Terror, z.B. NSU: Staatliche Behörden reagieren wieder panisch..... Akten Schreddern und schwärzen.....

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  2. Um Deine Frage zu beantworten: NEIN. Hat er noch nie gemacht und wird er auch nicht machen. Er ist viel zu sehr mit der Verfolgung linker und linksradikaler "Umtriebe" beschäftigt.

    Außerdem kommt es auch darauf an, wer die Opfer sind. Während man bei den Angehörigen der RAF sicherheitshalber noch ein-/zwei Mal lebenslänglich mehr verhängte, kamen die NS-Täter quasi mit einer gebührenpflichtigen Verwarnung davon:

    Beispiel Demjanjuk-Prozess, Sobibor: Fünf Jahre für Beihilfe zum Mord in 28.060 Fällen, das sind eineinhalb Stunden pro Ermordeten. Immerhin, bei Urteilen der fünfziger und sechziger Jahre kam nicht selten ein Schnitt von zehn Minuten heraus - oder gleich ein Freispruch.

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  3. Der alte Grundsatz "Auge um Auge" macht schließlich alle blind.

    Martin Luther King

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  4. Warum passiert so etwas nie in St. Tropez oder an der Costa Smeralda in Sardinien, wo die ganzen Bonzen in Ihren Jachten hocken ?
    Warum nimmt keiner mal einen Golf Club hoch wenn die Jahreshauptversammlung ist ?
    Auch irgend ein Fresstempel in Berlin Mitte so um 20 Uhr. Kommt auch gut.
    Oder die Galopprennbahn Iffezheim, jeder Schuß in die VIP Tribühne ein Treffer.
    Aber jetzt hör ich auf, ich will nicht die Opfer demütigen und verhöhnen.

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    1. Ich bin ein absolut gewaltfreier Mensch. Das seit 54 Jahren, und ich tue alles dafür, das es so bleibt. Aber ich hatte 2017 folgende Idee: Es war G20 Gipfel in Hamburg. Warum hat die Polizei nicht richtig reagiert..... statt Repressionen gegen die friedlichen Demonstranten, hätte ich mir gewünscht, das sie die Regierungschefs in der Elbphilharmonie überraschen. Sehr geehrte Damen und Herren, Sie hören jetzt noch eine Ode an die Freude, danach warten die Hubschrauber nach Den Haag zum internationalen Gerichtshof. Sie werden aufgerufen, bitte folgen Sie den Anweisungen unserer Beamten. Ich Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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  5. Was mich nervt ist nicht nur das ewige Geschwafel vom Einzeltäter. Der NSU war ja auch nur ein Trio. So what? Mich nervt auch, dass man nur an die Opfer denken soll und jede Debatte über Nazis den Terroranschlag "instrumentalisiert". Wann sollen wir über Faschismus reden, wenn nicht heute?

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    1. Halte ich evolutionär für noch nicht möglich.
      Setze ich die Menschwerdung auf etwa 2.000.000 Millionen Jahre vor unserer Zeit, dann stand der Mensch ca. 1,9 Millionen Jahre auf der Speisekarte unzähliger Raubtiere. Seit ca. 100.000 Jahren ist der Mensch in der Lage Großwild zu jagen, d.h. sich zu wehren.
      Seit etwa 10.000 Jahren ist der Mensch in der Lage sich durch Ackerbau und Viehzucht zu ernähren, d.h. nicht mehr auf Jagd- und Sammelglück angewiesen.
      Seit 4.000 Jahren beutet der Mensch Metalle im nennenswerten Maßstab aus.
      Seit 300 Jahren explodiert die Technik. Theoretisch könnte die Menschheit heute im La-La-Land mit ewiger Jugend und Glückseligkeit leben. An dieser Stelle meine Zäsur.
      1,9997 MILLIONEN Jahre genetischer Prägung gegen 300 Jahre
      Der Kapitalismus ist die Endstufe des frühmenschlichen Sammeltriebes.
      Erst wenn die Evolution uns gestattet dieses primitive Schema zu verlassen werden wir Möglichkeit bekommen neues zu entwickeln.
      Lese-Tipp: Schnelles Denken, langsames Denken von Daniel Kahneman

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    2. Eine furchtbare Tat, feige und durch nichts zu rechtfertigen. Ob die Namen nun Breivik, Amri, oder sonst wie lauten, was geht in solchen Köpfen vor? Wie schaffen es Menschen auf Grund abstrakter, also eingebildeter, Gedankengebäude Menschen umzubringen?

      Weil Sie rechts, links, Moslems, Juden, Christen oder was weiß ich noch sind? Ihr seid euch da immer so sicher und das auch ganz schnell. Natürlich nur wenn die Schemen in eure politischen Vorurteilsraster passen. Sonst sind es eben "Einzeltäter".

      Einzeltäter sind es aber immer, per Definition. Für die eigene Agenda wird dann mit irgendwas anderem verknüpft (hier zu einer sehr dubiosen Gruppe mit diversen Verknüpfungen mit dem Staatsschutz). So funktioniert das Gehirn des Menschen nun mal.

      Für mich ist die Triebfeder! dieser Typen nicht ihre politische Gesinnung sondern blanke Mordlust und persönliche Probleme. Das politische Umfeld wird sich dann entsprechend ausgesucht. Sicher gibt es eine gewaltbereite "Rechte" Szene, Waffennarren, Hooligans und vieles andere. Ohne Kontrolle und Repression wäre diese diese wohl kaum unter Kontrolle. Aber selbst in diesem Milieu ist Amoklaufen sehr selten.

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  6. Gestern kam zufällig ein Bericht über die BASTA Demos vor dem LKA Berlin im TV . Fragt mal Google danach...dann ist alles klar. Leider

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  7. Wann beginnt Geschichtsunterricht in den Schulen? Was sind seine Inhalte? Kommen sie in der Neuzeit an oder bleiben sie nach Steinzeit bis Mittelalter irgendwo stecken? Die Zusammenhänge fehlen schon Lehrerinnen und Lehrern, wenn sie in einer Blase leben: ohne Tageszeitungen, ohne Kontakt zu anderen Schichten, ohne ethischen Überbau, auch ohne Religionen. Fernreisen bilden auch nur, wenn man nicht im Luxusresort bleibt.
    Die Betroffenheitsreden nach Gewalttaten gehen im allgemeinen Aktionismus schnell unter, ohne wirkliche Konsequenzen. Und wieder wurde Leid über viele Menschen gebracht...

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  8. Die Väter dieser jungen Leute hatten ja schon keinen Kontakt mehr zu dieser Geschichte.
    Mein alter Herr war mit 16 ( sic! ) noch Kriegsteilnehmer, mein Opa war noch in Verdun,
    ( Hä ? Wasndasn ? ) ich bin jetzt 60, ich habe das alles zumindest aus Erzählungen mitgekriegt. Auch die Verwandschaft, die Väter der gleichaltrigen Freunde, alle haben den Krieg noch erlebt, und sei es als Kind im Flüchtlingstreck oder bei Bombenangriffen. Der Krieg war ja auch ständig Thema bei Verwandschaftstreffen, beim Kaffee, wenn die Männer wieder loslegten, bis die Frauen dann immer sagten, so, jetzt ist es aber genug.
    Das ist jetzt alles vorbei, der 2. WK wird jetzt wieder als großes Abenteuer verstanden, die Leute haben alle keinen Schimmer mehr.
    Auch die Geschichtslehrer. Zeit vergeht, neue Geschichten entstehen.

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    1. Ich habe das große Glück meine Humanistischen Grundwerte von meiner Großmutter übernommen zu haben. Die hat beide Weltkriege in Farbe und in Bunt miterlebt. In einem kleinen Dorf bei Kiel. Aus dem zweiten Weltkrieg hat sie mir viel über die französischen und russischen Zwangsarbeiter, die auf dem Gut in der Landwirtschaft erzählt. Was ich von Ihr gelernt habe: Ich soll jeden Menschen so behandeln, wie ich selber gerne behandelt werden möchte.

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