Sonntag, 26. Juni 2016

Ich will den Replikator!

„I’m afraid! I need something in a heavy cream sauce.” (Zippy)
„Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise …“ Damit ging es los – und ich war fasziniert. Was würde es in der fernen Zukunft nicht alles geben. Kleine, flache Geräte, mit denen man kabellos über große Distanzen telefonieren kann. Nicht diesen klobigen grauen Apparat, der auf der Kommode im Flur unserer Wohnung stand und über dessen verknäultes Kabel man immer gestolpert ist. Monitore auf dem Schreibtisch, die Informationen aufnehmen und geben können. Diese Geräte sind miteinander vernetzt und dieses Netzwerk enthält alle Informationen, so dass Bücher und Bibliotheken vollkommen überflüssig werden. Ich habe auf einer mechanischen Schreibmaschine angefangen zu schreiben. Als ich die erste elektrische Schreibmaschine bekommen habe, die an das Stromnetz (!) angeschlossen war, dachte ich, okay, das war’s. Das ist das High Tech-Teil, an dem du den Rest deines Lebens schreiben wirst.
Damals hat man über die Visionen der Drehbuchautoren gelacht. Verrückte Welt des 23. Jahrhunderts. Wie kann es so etwas Durchgeknalltes jemals geben? Heute lachen wir über diese Erfindungen, die längst selbstverständlich geworden sind. Ist doch klar, dass jeder ein Smartphone und einen internetfähigen PC hat. Schnee von gestern. Und den Phaser, also Laserwaffen, gibt es auch schon. „Beamen“ können wir noch nicht und ich glaube auch nicht, dass wir das je hinkriegen werden. Einen Menschen mit alle seinen Erinnerungen bis ins letzte Atom zu zerlegen, zu versenden und anderswo wieder zusammenzusetzen? Das ist so, als würde man aus einem Schwein eine Wurst und aus der Wurst wieder ein Schwein machen. Daran glaube ich nicht. Mir geht es hier auch um etwas anderes: Ich will den Replikator!
Der Replikator auf der Enterprise ist eine Maschine, der man sagt: „Ich will eine Lasagne!“ Und Sekunden später kann man einen Teller mit heißer Lasagne aus dem Gerät holen. Es geht mir nicht um Bequemlichkeit. Na gut, ein bisschen vielleicht. Es geht mir um den Traum der Veganer. Essen, ohne das Leben von Tieren zu beenden. Fleisch essen ohne Massentierhaltung. Letztlich um Ernährung ohne den Tod von Lebewesen – und Pflanzen sind schließlich auch Lebewesen, die im Zweifelsfall nicht in meinem Magen landen wollen, sondern wachsen, blühen und sich fortpflanzen wollen. Gäbe es den Replikator, der die Atome einer Lasagne auf einem Teller perfekt zusammensetzen könnte, bräuchten wir keine Landwirtschaft mehr. Keine Hühnerfarmen, Maisfelder, Kuhställe, Gewächshäuser.
So wie Automobil und Traktor das Pferd und den Ochsen von mühseliger Arbeit befreit haben, befreit der Replikator den Menschen von der Arbeit auf den Feldern, er rettet die Tiere und die Pflanzen dieser Welt. Wir könnten die Zucht all dieser kranken Viecher – Kühe, die ohne gemolken zu werden, platzen würden, hässliche fette Schweine, die mit den Wildscheinen im Wald nichts mehr gemein haben, Hühner, denen am Fließband Eier aus dem Arsch fallen – endlich einstellen und die Welt der Natur ihrer freien Bestimmung zurückgeben. Es wäre eine Welt, in der das Futtern von drei Hamburgern hintereinander moralisch korrekt wäre. In der Veganer den ganzen chemieverseuchten Tofu- und Seitan-Plunder fröhlich aus dem Fenster werfen könnten. In der Wisente auf wilden Wiesen grasen würden. Deswegen möchte ich den Replikator. Der Kollateralnutzen: Küchenlegastheniker wie ich haben immer lecker zu essen und müssen ihren faulen Arsch auch nicht in den Supermarkt bewegen.
Kommen wir zur technischen Umsetzung. Ich gebe zu, am Ende dieser kleinen Einlassung zum Thema Ernährung nähere ich mich unaufhaltsam meinem Schwachpunkt. Ich habe von Technik keine Ahnung. Wie kommen die Streifen in meine Zahnpasta? Weiß ich nicht. Ist mir auch egal. Aber es gibt 3D-Drucker, die Gegenstände herstellen können. Das „Internet der Dinge“. Angeblich wird an einem Gerät gearbeitet, das eine echte Pizza „ausdrucken“ kann, obwohl wir dann ein neues Verb für diesen Prozess brauchen. Irgendwann – und ich bin überzeugt, dass es vor dem Jahr 2200 sein wird – gibt es den Replikator. So wie wir die Informations- und Kommunikationstechnik der Sechziger-Jahre-Serie bereits haben, werden wir auch die Produktionstechnik der Enterprise bekommen. Ich werde es vermutlich nicht mehr erleben, aber mir gefällt dieser Traum aus meiner Kindheit. Immerhin schaffen wir bereits den Teller für die Lasagne mit der aktuellen Technik.
P.S.: Star Trek wird am 8. September fünfzig Jahre alt (Erstausstrahlung auf den Vereinigten Planeten). Nur wenige Wochen nach mir. Der Bericht in der „TV-Spielfilm“ zum neuen Star Trek-Film, der nächsten Monat in die deutschen Kinos kommt, beginnt mit folgenden Sätzen: „Fünfzig zu werden kann traumatisch sein. Man wird langsamer. Fühlt sich nicht mehr ganz so jung. Sieht vielleicht auch nicht mehr ganz so positiv in die Zukunft wie früher …“
Wheel Catherine – Delicious. https://www.youtube.com/watch?v=FbjnGvZvpSY

10 Kommentare:

  1. .....und wie geht´s dann mit dem Wein in Schweppenhausen?.....

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    1. Replikator! Die Weinberge sehen doch sowieso langweilig aus. Alles in Reih und Glied wie beim Militär. Außerdem gehen dir dann die Getränke nie aus ;o)))

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  2. Meinst Du, wir (zumindestens die meisten)Menschen könnten es aushalten, ohne sich auch Mühe um ein erwünschtes Produkt zu machen? Wie kommen wir von einer Welt der Dinge in eine philisophische?
    Mir fiel dann noch der "kleine Prinz" ein: Die Zeitersparnis durch das Schlucken einer Pille gegen Durst wollte er dadurch nutzen, das er ganz langsam und voller Freude zu einem Brunnen mit köstlichem Wasser gehen wollt.

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    1. Mir fällt die Antwort darauf ganz leicht: Lesen und Schreiben, Freunde, Musik. Und beruflich könnten wir uns andere Menschen kümmern. Das wird uns nämlich keine Maschine abnehmen können (denk mal an den gruseligen "Pflegeroboter" - ich habe selbst in der Altenpflege gearbeitet und halte solche Roboter für einen Alptraum).

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  3. Leute, die das Zeug aus dem Replikator essen sind Replikanten.

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    1. Mit dir mache ich demnächst mal den Turing-Test ;o)

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    2. Sondermodell. Keine Endzeit. Smiley!

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    3. Sondermodell. Keine Endzeit. Smiley!

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    4. Mit der Doppelantwort hast du dich schon verraten. Und deine Lebenszeit terminiere ich.

      Unsmiley!

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    5. Du bist zu selbstsicher, kleiner Mann.

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