Mittwoch, 10. Dezember 2014

Zeig mir dein Gesicht

In asymmetrischen Machtbeziehungen gehört es zur Strategie der schwächeren Konfliktpartei, die eigene Unterlegenheit mit unfairen Mitteln auszugleichen. Es gibt zahlreiche Beispiele in der Geschichte: Die Ureinwohner Deutschlands hatten gegen die Besatzungstruppen des römischen Imperiums in offener Feldschlacht keine Chance, also hat sich einer von ihnen das Vertrauen der Römer erschlichen und ihre Armee in einen finsteren Wald geführt, wo sie grausam abgeschlachtet wurden. Als die Römer Jahre später nach ihren Toten suchten, fanden sie deren abgeschnittene Köpfe, die an Bäume genagelt waren. Der Schwächere kennt im Krieg keine Skrupel und keine Gnade, er führt Guerilla-Kriege und schleicht sich nachts in die Schlafzimmer seiner Feinde.
Die Anschläge am 11.9.2001 durch arabische Kombattanten sind ein typisches Beispiel für eine solche Strategie. In offener Feldschlacht war man seit 1991 den Amerikanern unterlegen. Also griff man zu den strategischen Mitteln, die der Schwächere schon immer angewendet hat. Die RAF kam in der alten Bundesrepublik zu dem gleichen Schluss. Der Hintergrund der punktuellen Anschläge auf den Systemkern des Gegners ist dabei nur vordergründig dessen Schwächung. Tötet man dreitausend Kaufleute im Welthandelszentrum, kommen die nächsten dreitausend. Tötet man einen Politiker, tritt dessen Nachfolger das Amt an. Das eigentliche Ziel ist es, den Zorn des Gegners zu erregen, ihn zu Fehlern zu bewegen und ihn zu zwingen, sein wahres Gesicht zu zeigen.
Die Partisanen des Zweiten Weltkriegs konnten die Nazis in ihrer besetzten Heimat nicht besiegen, aber sie provozierten Nazi-Massaker an der Zivilbevölkerung, in deren Folge die Zahl der Unterstützer für die Partisanen stieg. Das war übrigens auch das erklärte Ziel der RAF. Die Bundesrepublik sollte sich bei der Aufklärung der verübten Morde als Polizeistaat entlarven und damit einen Aufstand der eigenen Bevölkerung auslösen. Auf diese Weise sollte sich das wahre Gesicht der Mächtigen zeigen. Al Qaida ist genau dies mit dem Angriff auf die USA gelungen. Sie haben den blinden Hass der amerikanischen Entscheidungsträger in Politik, Militär und den zahlreichen Geheimorganisationen entfesselt. Sie haben Amerika in den Fehler getrieben, die rechtsstaatlichen Grundsätze der Verfassung zu brechen, und sie haben es vor allem erreicht, dass die Vereinigten Staaten ihr wahres Gesicht gezeigt haben. CIA und FBI foltern in aller Welt auf so grausame Weise, ohne von den eigenen Volksvertretern oder Gerichten daran gehindert zu werden, dass man sagen muss: Osama Bin Laden hat sein Ziel erreicht. Er ist mit einem Lächeln im Kugelhagel des amerikanischen Killerkommandos gestorben.
Frida Gold - Zeig mir wie Du tanzt. https://www.youtube.com/watch?v=rZhzEHPJmtQ

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