Freitag, 2. Januar 2015
Für Hoxha-Aficionados
Ich lese gerade Egon Erwin Kischs „Geschichten aus sieben Ghettos“ in einer Ausgabe des Fischer Taschenbuch Verlags von 1982. Damals war ich ein Schülerzeitungsredakteur voller Ideale, Kisch war eines meiner Vorbilder und ich wollte später einmal Journalist werden – und zwar einer von denen, die der Aufklärung und nicht der Auflage verpflichtet sind, die ihr Leben der gefahrvollen und aufregenden Arbeit widmen, den Mächtigen die Maske vom Gesicht zu reißen. Heute kann ich über die Naivität eines Sechzehnjährigen lachen. Ich bin 33 Jahre älter und meine Wünsche sind kleiner geworden: gesund bleiben und die Rechnungen bezahlen können.
Das Buch erschien in der Reihe „Bibliothek der verbrannten Bücher“ und im Vorwort von Günter Wallraff heißt es, Kisch sei 1930 ins Präsidium der „Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller“ gewählt worden. Klingt cool, oder? Da möchte man doch gleich Mitglied werden. Also habe ich den Begriff in eine Suchmaschine eingegeben und bin auf folgende Seite gekommen:
http://ciml.250x.com/iurw/german/iurw_german.html
Auf dieser Seite wird noch der Weltrevolution gehuldigt, Stalins Geburtstag gefeiert und an den legendären Enver Hoxha erinnert. Es findet sich auf dieser Seite beispielsweise das Statut der Partei der Arbeit Albaniens, in der die Ziele der Partei und die Aufgaben ihrer Mitglieder definiert sind, z.B. „ohne Einschränkung Kritik und Selbstkritik zu entfalten, besonders die Kritik von unten nach oben“ oder der Kampf gegen „die reaktionären einheimischen Ausbeuterklassen, gegen die Imperialisten und ihre Handlanger“.
In der Rubrik „Über uns“ heißt es: „Wir kämpfen für die Stalinistisch-Hoxhaistische Weltpartei“. Da kommen Erinnerungen auf: „Wir waren und sind stets bereit, unser Leben vollkommen in den Dienst der revolutionären Befreiung des Weltproletariats zu stellen. Wir dienen der siegreichen Erfüllung der historischen Mission des Weltproletariats, den Weltkapitalismus im Besonderen und die Klassengesellschaft überhaupt zu beseitigen.“ Dazu viele schöne Bilder. Schauen Sie mal rein!
Hannes Wader - Dem Morgenrot entgegen.https://www.youtube.com/watch?v=F0ppRf85JjA
Aktuelles: „Liebe Genossinnen und Genossen in aller Welt! Wir grüßen euch aus Deutschland mit einem kräftigen ‚Rot Weltfront!‘ zum neuen Jahr 2015.“
Er kann jetzt Links! :)
AntwortenLöschenIn meiner Jugend war ich Anarchist, da waren mir meine kommunistischen Freunde zu konservativ. Wer organisiert war (SDAJ, DKP usw.), galt als Spießer. Tempi passati ;o)))
LöschenStalin und Hoxha, welche Vorbilder.
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