Montag, 9. Juni 2014
Fußball verbindet die Menschen
Es war einer dieser unwiderstehlichen Sonntagvormittage, an denen es mich hinaus in die Natur zieht. Nach einem ausgedehnten Frühstück auf der Veranda ließ ich den Wagen vorfahren und begab mich unverzüglich auf eine Fahrt durch die nähere Umgebung meines Anwesens. Auf einer Wiese des Stadtparks sah ich einige junge Menschen Fußball spielen. Da ich in meiner Jugend ebenfalls der Kirche des runden Leders gehuldigt hatte, sagte ich dem Chauffeur, er solle den Maybach anhalten und stieg aus. Ich begab mich an den Rand der Wiese und sah eine Weile zu. Erinnerungen an meine unbeschwerte Jugend und die Zeit als Schüler an einem Privatgymnasium perlten an die Oberfläche meines Bewusstseins.
Ich dachte an jene Klassenarbeit zurück, in der es um chinesische Geschichte gegangen war und auf die ich wie üblich nicht vorbereitet gewesen bin. Unter anderem behauptete ich, bereits 400.000 vor Christus hätten die Chinesen Amselfallen bauen können und das Imitieren von Vogelstimmen sei der Entwicklung der Sprache vorausgegangen. Ich bekam eine Fünf und beschwerte mich sogleich bei unserem Geschichtslehrer. Ich sagte ihm frank und frei, seine Kenntnisse der chinesischen Geschichte seien unzureichend und ich könne gerne den chinesischen Botschafter als Zeugen hinzuziehen. Es kam tatsächlich zu einem Treffen mit dem Schuldirektor, dem Lehrer, dem chinesischen Botschafter und mir. Anschließend entschuldigte sich das Schulpersonal bei mir und aus der Note Fünf wurde eine Eins. Noch Jahre später habe ich mich mit Herrn Wang, unserem Koch, der die Rolle in vollendeter Manier gespielt hatte, über diese Anekdote amüsiert.
Wie es der Zufall wollte, kullerte der Fußball vor meine Füße und ich fragte die Kinder, ob ich mitspielen könnte. Sie nickten schüchtern mit den Köpfen, also zog ich das Jackett aus und krempelte die Ärmel meines Seidenhemds hoch. Bald hatte mich der Spieleifer gepackt und es gelang mir sogar, ein Tor zu schießen, wenn ich auch nicht mehr genau weiß, für welche Mannschaft ich getroffen hatte. Der Höhepunkt war jedoch, als ich einen kleinen Jungen von hinten umgegrätscht habe und den Mitspielern glaubhaft versichern konnte, ich habe nur den Ball spielen wollen. Fußball ist ein Sport, der die Menschen verbindet und Klassengrenzen überwinden kann. Ich darf es Ihnen, werte Leser, uneingeschränkt ans Herz legen und empfehle Ihnen, selbst einmal ein Spiel zu wagen.
Art of Noise – Moments in Love. https://www.youtube.com/watch?v=ux3u31SAeEM
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