„Hallo?“
„Hallo, hier ist Maria.“
„Ich kenne keine Maria.“
„Doch, deine Cousine.“
„Ich habe keine Cousine, nur
einen Cousin.“
Du hast vor langer Zeit den
Kontakt mit deiner Familie abgebrochen.“
„Nein, nicht das ich wüsste.“
„Ich verstehe ja, dass du alles
abstreitest, aber es ist wichtig.“
Dann legte ich auf.
Am nächsten Abend das gleiche
Spiel. So ging es ein paar Tage. Sie blieb hartnäckig. Beim dritten oder
vierten Anruf sagte sie mir, sie würde von der Station einer Nervenheilanstalt
anrufen. Sie hätte meine Nummer aus dem Internet. Damals hatte ich noch ein
Festnetztelefon, auf dem man die Nummer des Anrufers nicht ablesen konnte. Das würde
ja noch heiter werden.
„Dein Onkel Bertram ist
gestorben. Auf dem Sterbebett hat er sich gewünscht, alle Familienmitglieder sollten
bei der Beerdigung anwesend sein.“
Die Beerdigung war nicht weit
von meiner Wohnung in Wiesbaden. Ein wenig neugierig war ich schon, außerdem
war ich damals gerade arbeitslos geworden, also fuhr ich einfach hin. Maria war
in Begleitung eines Pflegers anwesend und begrüßte mich herzlich, als ich mich
vorstellte. Vierzig Jahre hatten wir uns angeblich nicht gesehen, ich hatte ein
paar Pfund zugelegt und graue Haare bekommen. Beim Leichenschmaus konnte ich
mir allerlei Anekdoten der Familie anhören und erzählte wahrheitsgemäß, wie es
mir inzwischen ergangen sei. Die Witwe, „Tante“ Gertrud, bat mich um meine
Adresse und ich zeigte ihr sogar meinen Personalausweis.
Sechs Wochen später bekam ich
Post von einem Notar. Er lud mich zur Testamentseröffnung nach Wiesbaden ein.
Dort waren neben der Witwe, die auch der Vormund ihrer Tochter Maria war, steinalte
Zwillinge, die Geschwister des Verstorbenen. Was soll ich sagen? Heute bin ich
Geschäftsführer der Konradi Baustoff KG und verdiene nicht schlecht.
***
Der Anfang beruht auf einer
wahren Geschichte. Ich fand im Internet einen zweiten Menschen mit meinem
Namen, der damals bei der Handwerkskammer Frankfurt arbeitete. Ich gab Maria, sie
hieß wirklich so und war in einer Nervenheilanstalt untergebracht, seine Nummer
und der Spuk endete nach einer Woche so plötzlich wie er angefangen hatte.
Hallooo? Kann mich bitte jemand aus meinem Zimmer in Bonnies Ranch abholen? Hier ist schon seit Jahren kein Pfleger mehr vorbeigekommen!
AntwortenLöschenIch kannte mal eine Psychiaterin von Bonnies Ranch, die war mindestens genauso durchgeknallt wie ihre Patienten.
LöschenWitz, von Psychiatern abgelauscht:
LöschenWas unterscheidet auf der Geschlossenen Personal von Patienten?
Das Personal hat einen Schlüssel.
Ich hatte einmal einen hartnäckigen Anrufer, der eine mir nicht bekannte Dame erreichen wollte.
LöschenUm sicher zu gehen, dass ich ihn nicht anlüge, rief er zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten an. Über Tage.
(Vermutlich war da jemand im Besitz meiner Nummer und zu Späßen aufgelegt.)
Da ich eine Dame dieses (falschen..?) Namens nicht kannte, erfand ich Anrufbeantwortersprüche:
Auf "Keiner mehr Zuhause, höhöhö!" in Death Metal Monsterstimme gesprochen, erhielt ich die eine oder andere kurze, aber glaubhafte Nachricht, ich würde nie wieder angerufen.
Daraufhin teilte ich, unterlegt mit fröhlichen Chet Baker Vibes, mit, dass der Anrufer gewonnen habe, um nach quälend langen 20 Sekunden das Aufsprechen von Name und Telefonnummer zu verlangen, damit der Hauptpreis vermittelt werden könne. Mein Rückruf.