Mittwoch, 28. Dezember 2022

Deutscher Militarismus

 

Es fällt bei historischen Betrachtungen schwer, einen Anfangspunkt zu finden, denn jede Entwicklung hat wiederum ihre Ursachen. Hätte es ohne das Trauma des Dreißigjährigen Krieges den preußischen Militärstaat gegeben? Wir wissen es nicht und Spekulationen können wir getrost den Stammtischen überlassen.

Lassen wir die Erzählung also 1701 beginnen. Preußen wird Königreich, Friedrich I. der erste preußische König. Sein Sohn Friedrich Wilhelm I. baute das Königreich zu einem Militärstaat um. Daher sein Beiname „Soldatenkönig“. 85 Prozent der Staatsausgaben wurden fürs Militär verwendet, nur ein Prozent für die Hofhaltung – in einer Zeit, in der Sonnenkönige ihr ganzes Vermögen für ihre Vergnügungssucht opferten.

Friedrich II. nutzte diese Militärmacht, um innerhalb des Altreichs Krieg gegen Österreich zu führen. Die Einheit des Reichs interessierte die Preußen nicht, wenn man mit der Provinz Schlesien fette Beute machen konnte. Nach dem Wiener Kongress 1815 dehnte sich Preußen über fast ganz Deutschland nördlich der Mainlinie aus.

Der Rest ist bekannt: Nach einem weiteren Krieg gegen Österreich, dessen Haus Habsburg bis 1806 den deutschen Kaiser gestellt hatte, wurde 1871 das zweite deutsche Reich unter preußischer Herrschaft gegründet. Der preußische König wurde deutscher Kaiser.

Deutschland wurde zu einem Militärstaat nach preußischem Vorbild. Mit der aggressiven Aufrüstung von Heer und Marine verprellte man alte Verbündete. Das Resultat war die Katastrophe des Ersten Weltkriegs. Nach dem Intermezzo der Weimarer Republik war die alte Herrlichkeit unter den Nazis schnell wieder hergestellt. Feldmarschall Hindenburg ernannte Hitler zum Kanzler, es folgte eine massive Aufrüstung. Ergebnis: Weltkrieg Zwo.

Es war eine Glanzleistung der Alliierten, Preußen und das Reich zu zerschlagen. Bundeswehr und NVA, die zehn Jahre nach Kriegsende wieder mit leichtem Gepäck ins Manöver zogen, standen unter strenger Aufsicht der Alliierten, die große Truppenverbände in Deutschland stationiert hatten.

Noch in den achtziger Jahren, am Ende des Kalten Krieges, hieß es, die Bundeswehr sei nur dazu da, den Feind so lange an der Grenze aufzuhalten, bis richtiges Militär käme. So ist es bis heute geblieben. Der Militarismus, den Preußen in die Welt gesetzt hat, wurde uns endgültig ausgetrieben. So betrachtet finde ich es sogar gut, dass unsere Panzer nicht funktionieren und wir nur Munition für zwei Tage haben.

Daran wird auch das Hundert-Milliarden-Paket der Regierung nichts ändern. Wir werden weiterhin militärisch unfähig bleiben. Dafür sorgen schon die Witzblattfiguren im Beschaffungsamt und im Offiziersstab. Und sicherheitshalber wird immer das dümmste Rübenschwein, das wir finden können, Verteidigungsminister: Scharping, Guttenberg, von der Leyen, Kramp-Karrenbauer und jetzt Lambrecht.

 

9 Kommentare:

  1. Es soll nach dem 2. WK sogar Überlegungen gegeben haben, Deutschland zu zu zerschlagen/aufzuteilen.

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    1. Das waren nicht nur Überlegungen. Erst vier Besatzungszonen, dann zwei Staaten + Abtrennung der Ostgebiete.

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    2. Ich meine, so zu zerschlagen oder aufzuteilen, dass es künftig kein Deutschland mehr gegeben hätte. Weisst du da mehr?

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    3. https://www.bpb.de/themen/nationalsozialismus-zweiter-weltkrieg/dossier-nationalsozialismus/39616/die-deutschlandplanung-der-sieger/

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  2. Waren es nicht die Habsburger, die den ersten WK losgetreten haben ?
    Und warum Glanzleistung der Alliierten ?
    Mit 20 Feldspielern gegen 8 Deppen gewinnt man wohl jedes Spiel.
    Man muß eher fragen, warum es so lange gedauert hat.

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    1. 1. Die Hohenzollern sind den Habsburgern in den Krieg gefolgt, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern.

      2. Die USA sind erst 1943 auf dem europäischen Kriegsschauplatz aufgetaucht und dann ging es recht schnell.

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  3. Na ja.....
    Die Deutschen fielen in ein paar Wochen in Frankreich ein.
    Sogar mit weniger und schlechteren Panzern als Frankreich und England zusammen.
    Die Amis und Tommies brauchten ab Juni 44 einige Monate bis in`s Ruhrgebiet.
    Ein 3/4 Jahr um genau zu sein.
    Mit einer ca. 4 fachen Überlegenheit. Oder 3-Fach, keine Ahnung.
    Und nein, ich möchte hier nicht über die Überlegenheit der deutschen Wehrmacht schwadronieren und anderen Scheiß verzapfen.
    Aber die Amis haben sich einfach Zeit gelassen.
    Und zugeschaut, wie die Russen auf der anderen Seite abgeschlachtet wurden.
    Und somit schwächer wurden.
    Eiskalt.

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    1. Du darfst nicht vergessen, dass der Krieg für die USA mit Pearl Harbour begann. Der Krieg im Pazifik hatte Priorität. Europa war weit weg und Hitler keine Gefahr für die USA.

      Die Sowjetunion hätte ohne amerikanische Waffenlieferungen ab 1941 (u.a. 7000 Panzer, 14800 Flugzeuge) gar keine Chance gegen die deutsche Wehrmacht gehabt. Stalin hat seine Soldaten gnadenlos verheizt. Auf einen toten G.I. kamen etwa zwanzig tote Rotarmisten.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Leih-_und_Pachtgesetz#Hilfslieferungen_an_die_Sowjetunion

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  4. Ich bin jedenfalls über die bundesrepublikanische Tradition des Sich-etwas-kleiner-machen-als-man-ist sehr glücklich. Andere Nationen, sowie die deutsche Rechte, mag das befremden, aber es ist der Schlüssel zu Frieden, Freiheit und Wohlstand in diesem Land.
    Was wäre uns erspart geblieben, wenn man z.B. den Franzosen das Elsass freiwillig gelassen hätte und den Polen die Provinz Posen.

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