Donnerstag, 7. Dezember 2017
Schreiben
Als Schriftsteller werde ich natürlich oft gefragt, wie ich schreibe. Damit meine ich den rein technischen Aspekt, nicht die Inspiration, den Aufbau eines Textes, die Recherche, das Überarbeiten, die Suche nach einem Verlag, den Umgang mit Nobelpreisen usw.
Meistens schreibe ich – leider – am Computer. Wir alle tippen mittlerweile auf einer Tastatur herum, sei es auf dem Smartphone, dem Tablet oder dem PC, und fabrizieren fortwährend Druckbuchstaben. Es gibt sogar schon Diskussionen, den Kindern in der Schule nur noch diese Buchstaben beizubringen und die Schreibschrift sterben zu lassen.
Ich finde das schrecklich. Grausam. Ich bin so deprimiert, dass mir die Worte fehlen. Die Schreibschrift. Die schönste Form des Schreibens. Die individuelle Form des Ausdrucks. Jeder hat eine andere Schrift, wenn er auf diese Weise schreibt. Sie gehört zu uns wie der Fingerabdruck, wie das Gesicht oder die Stimme. Die Schreibschrift gehört zu den Dingen, die uns ausmachen. Die uns einzigartig machen und uns von anderen unterscheiden.
Natürlich schreibe ich auch immer noch mit einem Stift auf Papier. In der Schreibschrift bildet ein Wort einen Zusammenhang, es ist keine militärische Kolonne von einzelnen Buchstaben wie die Druckschrift. Ich erkenne am nächsten Tag an meiner Schrift, ob ich übermütig oder kleinlaut war, ob ich betrunken oder nüchtern war. Ob es in reiner Form aus mir geflossen ist oder ob das Schreiben mühsam war. Das sieht man an den durchgestrichenen Worten und Sätzen. Ich sehe Sternchen und die dazugehörenden Ergänzungen am unteren Rand des Blatts. Das alles geht mit dem Computer und der Druckschrift für immer verloren.
Wie schreibe ich? Zunächst ist es wichtig, dass der Stift weich über das Papier gleitet. Die Schrift muss den Gedanken folgen können. Wenn ich fest aufdrücken muss oder die Tinte nicht schnell genug fließt, behindert mich das Schreibwerkzeug. Dann ist es wichtig, dass der Stift gut in der Hand liegt. Er muss passen wie ein alter Schuh. Auch die Farbe der Schrift ist wichtig. Normalerweise schreiben wir mit Dunkelblau oder Schwarz. Ich hatte vor langer Zeit eine hellblaue Phase, das Schriftbild hat mir sehr gut gefallen. Es gab aber auch grüne, rote und lila Epochen in meinem Leben. Schreiben hat nicht nur einen inhaltlichen, sondern auch einen haptischen und einen ästhetischen Aspekt.
Ich hoffe, Sie haben jetzt Lust auf das Schreiben bekommen. Zögern Sie nicht, schreiben Sie!
DAF - Verschwende Deine Jugend. https://www.youtube.com/watch?v=Vwyx8_5Dko0
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