Samstag, 3. September 2016
Einführung in die Medienwissenschaft
Wie entstehen eigentlich die Informationen, die Sie täglich lesen, sehen und hören? Ich kenne persönlich Print-Journalisten (FAZ), Radiofritzen (SWR), Agenturmitarbeiter (DPA) und Fernsehredakteure (ZDF). Das geht so:
1. Ein Journalist liest etwas in einer Agenturmeldung, hält es nach Absprache mit seinem Vorgesetzten für relevant und schreibt einen Artikel darüber. Kommunikativ begabte Exemplare dieser Gattung rufen gelegentlich auch einen Bekannten an und befragen ihn als „Experten“ zu einem Thema.
2. Der Agenturmensch wiederum sitzt ebenfalls in seinem Büro und schaut sich die eingehenden Pressemitteilungen von anderen Agenturen, Parteien, Verbänden und Fußballvereinen an (falls er für den Sport zuständig ist). Gelegentlich begibt er sich zu einer Pressekonferenz oder in ein ihm zugewiesenes Gehege bei „Gipfeltreffen“ oder Parteitagen, wo er sogenannte O-Töne sammelt.
3. Fernsehredakteure und Radiofritzen verlassen das Büro überhaupt nicht. Sie begnügen sich mit dem Material, das ihnen von den Agenturen und Zeitungsreportern geliefert wird. Sie schicken junge Leute hinaus, die das erwünschte Bild- und Tonmaterial herbeischaffen.
Den Journalisten, der den Rohstoff Information durch Recherche selbst herstellt, gibt es nur noch in Ausnahmefällen. Darum haben wir alle auch den Eindruck, die sogenannten Leitmedien betreiben nur noch Hofberichterstattung, denn die Kette vom Ereignis bis zur Erzählung ist in der Hand weniger Produzenten. Und diese Produzenten sind Teil der Elite.
Es gibt keine Gewaltenteilung mehr zwischen Exekutive, Legislative, Judikative und den Medien als „vierte Gewalt“. Dieses System kennt nur noch eine Gewalt: den Finanzadel und seine Büttel, die für vergleichsweise kleines Geld ihre Visage in die Kameras halten müssen.
"Den Journalisten, der den Rohstoff Information durch Recherche selbst herstellt, gibt es nur noch in Ausnahmefällen."
AntwortenLöschenStimmt. Und wenn es doch mal einen gibt, dann wird er vom Chefredakteur zurückgepfiffen, nachdem dieser von der "recherchierten" Person angerufen wurde, muss sich entschuldigen und bekommt zukünftig nicht mal mehr Auskunft über das aktuelle Datum.
Und die übliche Recherche: es rufen Praktikanten an, die die blödesten Fragen stellen, sich ein Paket von Informationen zusammenstellen lassen und dieses wortgenau abdrucken. Will sagen: die recherchieren nicht selber. Die rufen nur Leute an, die dann die Arbeit machen.
Die allerblödeste Frage ever: "In Pisa steht doch dieser Turm schief. Jetzt ist in London bekannt geworden, dass das Dingsbumsgebäude auch zu einer Seite kippt. Woran kann das liegen?"
Leider stimmt alles, was du aufgezählt hast.
Matthias, Volltreffer.
AntwortenLöschenSimple, daher zutreffende Erklärung der Arbeitsweise in den Medien, die darus resultierende Beeinflussung und Bevormundung.
Die allerdings auch nur deshalb funktioniert, weil der überwiegende Teil der "mündigen" Bürger sich andere Informationsquellen nicht mehr selbst sucht.
Internet fängt bei vielen mit Facebook an und hört bei Twitter auf, dazwischen SPON, ZON, SZ, FAZ und die ör-Mediatheken.
Wenn man jahrzehntelang per TV-Fernbedienung zwischen 1tem, 2tem und RTL switchte, dann wird das im Internet auch nicht anders sein. Einmal die BILD als Startseite festgelegt und dann gibt es eben nichts anderes mehr. Könnte man fast meinen....
Ich las mal irgendwo, das 90% der US-Medien in der Hand von nur 6 Konzeren liegen. Und wem gehören AP, Reuters, AFP, dpa etc.?
Kein Wunder, das ausgewogene, kritische, hinterfragende, aufklärende Berichterstattung fast tot sind.
Ein Rothschild, aus dem US-Zweig, sagte mal: Gib mir die Macht über eine Notenbank und ich beherrsche das Land. Er spielte auf die FED-Dekrete an, die es Wallstreet ermöglichten, die Geldpolitik der USA zu "privatisieren", was bereits in der 1930er Jahren seine Anfänge nahm.
So denken auch Besitzer von Medienkonzernen. Monopolschaffung bedeutet eben nicht nur, das man nur noch bei einer Supermarktkette Futter und Fusel kaufen kann.
Meine Oma, Jahrgang 1890, wunderte sich in den Anfangszeiten ihrer Fernseherfahrungen(1962)
AntwortenLöschenimmer wieder darüber, dass es genau für die 15 Minuten Tagesschau neue Nachrichten gab!
Ds das so klappt, sagte sie.
Es ist erschütternd zu sehen, wie junge Redakteure, denen man noch die Liebe zu ihrem Beruf anmerkt und die mit anderem Blickwinkel als die übrigen die Dinge betrachten, mit einem Male eingenordet erscheinen und so schreiben, wie die anderen auch. In meinem Lokalblatt konnte ich einige Fälle beobachten. Man fühlt sich an den Philip Kaufman-Film "Die Körperfresser kommen" von 1978 erinnert, wo die Zahl der noch nicht "ausgetauschten" Protagonisten kontinuierlich abnimmt.
AntwortenLöschen