Sonntag, 27. Dezember 2015
Berliner Asche, Kapitel 3, Szene 4
Der Hausvogteiplatz lag im Schummerlicht der Straßenlaternen.
Dimitri und Andrej saßen auf den Vordersitzen der schweren Limousine und beobachteten das Gebäude, in der die Büros der Maximum AG lagen.
„Das hätte ich diesen Hunden nicht zugetraut“, sagte Dimitri.
„Ich auch nicht“, antwortete Andrej. „Sie bescheißen ihre Kunden. Gut. Sie bescheißen das Finanzamt. Gut. Aber das sie unseren Laden angreifen – das hätte ich nie gedacht.“
„Entweder ist die Firma nur eine Tarnung und es stecken ein paar harte Jungs dahinter oder bei diesen Vögeln ist der Größenwahn ausgebrochen.“
„Wie sagt der Boss immer: Wir sind hart im Nehmen und noch härter im Austeilen. Warten wir doch einfach mal ab, wie ihnen unser kleines Geschenk gefällt.“
Dimitri stieg aus und ging zum Kofferraum, während Andrej am Steuer sitzen blieb und den Motor anließ. Er öffnete den Kofferraum und blickte sich noch einmal um. Niemand war zu sehen, der Platz lag nach Geschäftsschluss wie ausgestorben im Zentrum der Stadt.
Dimitri holte eine RPG-7 heraus, eine Panzerfaust, die Gruschenko vor langer Zeit von einem russischen Offizier gekauft hatte. Die Ladung bestand aus einer zwei Kilogramm schweren Splitterbombe. Im Kofferraum lagen auch die beiden tschechischen Skorpion-Maschinenpistolen, mit denen sie den Linken in Neukölln eingeheizt hatten.
Das wird euch zeigen, dass ihr euch mit den falschen Leuten angelegt habt, dachte er. Und jeder andere in der Stadt wird sehen, dass ihr euch mit den falschen Leuten angelegt habt. Die nächsten Tage könnt ihr eure Geschäfte von einem Hotel aus machen. Hier an diesem Platz könnt ihr nicht bleiben. Ihr werdet für eure Respektlosigkeit bezahlen und jeder wird sehen, dass man sich mit uns keine Spielchen erlauben kann.
Er legte sich die Panzerfaust auf die Schulter, zielte auf das Panoramafenster im dritten Stock und drückte ab.
Der Lärm war ohrenbetäubend, Qualm kam aus dem Gebäude und Glas prasselte auf den Bürgersteig. Mindestens ein halbes Dutzend Autoalarmanlagen begannen augenblicklich ihr nervtötendes Geplärre.
Mit geradezu russischer Schwermütigkeit rollte der ZIL 4104 davon.
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