Freitag, 26. Juni 2015
Rheinkind, Kapitel 10
Der Abend dämmerte bereits, als sie wieder zurück in Ingelheim waren. Auf dem Bahnsteig warteten die Eltern und nahmen ihre Kinder in die Arme. Der Junge hatte sich schon im Zug von seinen Freunden verabschiedet und sich für die nächsten Tage verabredet. Dann wollten sie sich die Fotos ansehen, die sie aber bei Foto-Klopp noch entwickeln lassen mussten.
Jeder nannte ihn nur Foto-Klopp, weil sein Geschäft diesen Namen trug. Klopp, der Fotograf mit dem Holzbein. Wurde als Jagdflieger über der Türkei abgeschossen, war vielleicht auf dem Weg an die Ostfront. Nach dem Krieg hat er in der ungeliebten Ingelheimer Innenstadt einen Fotoladen aufgemacht und ist mit dem Boom der Fotografie in den Wirtschaftwunderjahren reich geworden. Hinter dem Fotoladen entstand ein kleines Hochhaus mit Mietwohnungen, den Nachbarladen hatte er an eine italienische Eisdiele namens „Dolomiti“ vermietet.
Der Junge ging zu seinem Fahrrad. Aus den Augenwinkeln sah er, dass der dicke Frank und Udo auch nicht abgeholt wurden. Eigentlich war es ja peinlich, in diesem Alter von seinen Eltern am Bahnhof abgeholt zu werden. Aber es war auf der anderen Seite auch sehr nett und recht praktisch, wenn man an die schweren Koffer dachte. Er packte seinen kleinen Damenkoffer auf den Gepäckträger seines Klapprads und fuhr los. Das Fahrrad wurde allmählich zu klein dachte er, als er die mühsamen ersten Tritte auf den Pedalen machte.
Seine Mutter würde sicher zu Hause auf ihn warten. Er hatte ihr gesagt, wann der Zug ankommen würde und das er zum Abendbrot wieder da sein werde, falls der Zug keine Verspätung habe. Es hatte auch seine Vorteile, nicht abgeholt zu werden. Er erinnerte sich an einen Schultag vor zwei Jahren, als sie nach der letzten Stunde mit Jan und seiner Mutter in ein Einkaufszentrum nach Wiesbaden gefahren waren. Michael und er waren mitgefahren, hatten aber vergessen, ihre Eltern um Erlaubnis zu bitten. Während die Mutter einkaufen war, sahen sich die Jungs nach Comicheften und Spielsachen um. Danach hatte Jans Mutter sie alle zu Jägerschnitzel und Pommes frites in die Kantine des Einkaufszentrums eingeladen. Es war ein toller Nachmittag, aber als sie um vier Uhr nachmittags wieder zu Hause waren, hatte es Ärger gegeben. Michaels Eltern hatten ihren Jungen vermisst und in der Schule angerufen. Dort hatte man ihnen mitgeteilt, ihr Sohn habe die Schule verlassen und man wisse nicht, wo er sei. Daraufhin hatte Michaels Vater die Polizei angerufen und eine Vermisstenanzeige erstattet. Seit zwei Uhr fuhr er durch die Straßen und suchte seinen Sohn. Er hatte schon geglaubt, sein Kind gefunden zu haben, als er vor dem Sporthaus in der Bahnhofsstraße einen Haufen Kinder sah, die in einer Schlange standen. Er war ausgestiegen und hatte gesehen, dass der berühmte Kapitän der Fußballweltmeistermannschaft von 1954, Fritz Walter aus Kaiserslautern, an einem Tisch saß und Autogramme schrieb. Aber hier war Michael auch nicht gewesen. Als er wieder zu Hause gewesen war, hatte es ein Donnerwetter gegeben. Mit Jan durfte er danach nie wieder spielen und auch der Junge war seit diesem Vorfall kein gern gesehener Gast mehr im Hause Schäfer. Seiner Mutter war sein kleines Abenteuer gar nicht aufgefallen. Sie hatte ihn begrüßt wie immer und später hatten sie zusammen Abendbrot gegessen.
Der Junge bog in seine Straße ein. Der Anblick seines Hauses, seines Fensters im zweiten Stock, gab ihm einen Stich ins Herz. Endlich bin ich wieder da, dachte er, meine Festung, meine Burg. Aber er dachte auch an den letzten Streit zwischen seinem Vater und seiner Mutter zurück, der hier stattgefunden hatte. Der Vater hatte sie aus einem längst vergessenen Grund angebrüllt, war dann aus dem Wohnzimmer ins sein Arbeitszimmer gerannt und hatte sich dort eingeschlossen. Die Mutter und der Junge versuchten, den Vater durch die Tür zu beruhigen. Stundenlang saßen sie vor der Tür, redeten und lauschten abwechselnd, bis die Mutter schließlich aufgegeben hatte und gegangen war. Der Junge war vor der Tür des Vaters eingeschlafen. Als er am nächsten Morgen aufgewacht war, stand die Tür zum Arbeitszimmer offen. Seither war sein Vater verschwunden und hatte nur Briefe aus fernen Ländern geschrieben. Insgeheim beneidete er die anderen Kinder, die von ihren Eltern am Bahnhof in die Arme geschlossen wurden.
***
Am Freitagabend, nur wenige Tage nach ihrer Rückkehr aus Berlin, hatte Udo einige Leute aus seiner Klasse nach Hause eingeladen.
„Was ist denn dieser Udo für ein Typ?“ wollte seine Mutter wissen.
„Och, der ist ganz in Ordnung. Wir waren auf einem Zimmer bei der Klassenfahrt“, antwortete der Junge.
„Sind denn seine Eltern auch zu Hause? Nicht, dass ihr Dummheiten macht.“ Sie sah ihn streng an.
„Na klar. Was soll schon schief gehen?“
„Aber ich will nicht, dass du mitten in der Nacht in Ingelheim unterwegs bist. Soll ich dich abholen?“
„Nein, nein. Was würden denn die anderen denken. Ich bin schon fast fünfzehn“, protestierte der Junge.
„Aber du bist im zehn wieder zu Hause. Spätestens. Verstanden?“
„Die anderen dürfen viel länger bleiben!“
„Das ist mir egal. Du bist um zehn Uhr hier.“ Sie wartete auf seine Antwort.
Der Junge nickte und dann aßen sie gemeinsam zu Abend. Eine Stunde später saß er auf seinem Fahrrad.
Die Familie Saalwächter bewohnte ein weitläufiges Anwesen in der Rotweinstraße, einem Neubaugebiet in der Nähe des Ingelheimer Krankenhauses, in dem der Junge auf die Welt gekommen war.
In Udos Zimmer fiel dem Jungen zuerst ein Poster auf, das den langmähnigen Musiker Frank Zappa auf der Toilette zeigte. Den Boden bedeckten zerzauste Flokatis. An den Rändern des Zimmers lagen Matratzen auf dem Boden. In der Mitte stand eine alte Bananenkiste, auf der Kiste wiederum eine leere Weinflasche mit einer Tropfkerze. In den beiden hinteren Ecken standen Riesen-Boxen auf dem Boden. So eine Stereoanlage hätte er auch gerne, dachte der Junge. Der kleine Radiorekorder zu Hause kam ihm geradezu lächerlich vor – ein Kindergerät, mehr nicht.
Stefan und Frank waren auch schon da, dazu ein Mädchen, das er nicht kannte. Vielleicht ging sie auf eine andere Schule. Nach und nach füllte sich der Raum und der Zigarettenqualm wurde dichter. Es liefen die Sex Pistols, The Clash und Ton, Steine, Scherben.
Udo erzählte, dass er schon einmal an einer Demonstration teilgenommen habe und was für coole Typen er da kennen gelernt habe. Die Demo sei gegen Atomkraft gewesen. Im Frühling hatte es in Harrisburg eine Kernschmelze in einem Atomkraftwerk gegeben.
Ausgerechnet bei den Amerikanern, dachte der Junge. Die absolute Nummer 1. Coca Cola, Jeans, Ketchup, Schokoriegel, Hollywood, Fernsehserien und Zeichentrick. Die Russen hatten nur Lolek und Bolek. Wie konnte das passieren? Die lässigen, Kaugummi kauenden Soldaten auf den olivgrünen Lastwagen – waren das keine Sieger?
„Die Amis sind doch echt am Ende. Denk nur mal an den Vietnamkrieg, den sie verloren haben. Denk mal an Watergate und den ganzen Beschiss. Oder denk mal an dieses bescheuerte Skylab, das in diesem Sommer aus dem All auf die Erde gestürzt ist. In Amerika haben sie Mützen verkauft, die dich vor dem Absturz warnen sollen. Und im Iran sind die Amerikaner total unter Druck, weil sie das Öl für ihre dicken Straßenkreuzer brauchen.“
Trotzdem konnte der Junge nicht glauben, dass es mit dem ganzen „System“, wie Udo sich ausdrückte, schon in naher Zukunft zu Ende gehen sollte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die ganze Welt einmal so aussehen würde wie Ost-Berlin. Es gab eine Menge Gruppen wie die Anti-AKW-Bewegung, die Friedensbewegung, die Frauenbewegung, Greenpeace und Amnesty International. Da gab es Demonstrationen und Unterschriftensammlungen, aber niemanden, der die Interessen der jungen Leute in der Öffentlichkeit vertrat. Im Fernsehen wirkten diese Gruppen immer wie störrische Eingeborene, die keine Ahnung von der neuen Technik hatten, die gerade in einem Kraftwerk installiert wurde. Ein bisschen Graffiti und Protestmarsch? Davon sollten sich die Lehrer, der Pfarrer und der Bürgermeister beeindrucken lassen? Oder gar die Polizei und die Regierung in Bonn?
Aber Udo war nun in voller Fahrt. Das Gesicht war rot von Bier und Idealismus. Auf der Demonstration gegen ein Atomkraftwerk am Rhein, dessen Kühlwasser in den Fluss geleitet werden sollte, hatte er einen Soziologiestudenten aus Frankfurt kennengelernt. Der trug immer schwarze Lederklamotten, wohnte in einer WG und war nach eigenem Bekunden noch nie einer steuerpflichtigen Tätigkeit nachgegangen. Außerdem hatte er den Kriegsdienst verweigert und hatte sich vor einer Kommission aus lauter Offizieren für seine Gewissensentscheidung rechtfertigen müssen. Respekt!
Alle waren gegen das System, gegen die Aufrüstung, gegen Deutschland und Amerika. Der Junge wusste nur eins: Helmut Schmidt war Bundeskanzler, seit er aufs Gymnasium gekommen war. Die übernächste Wahl würde im Herbst 1984 sein, dann wäre er neunzehn Jahre alt und dürfte mitmachen. Es gab also keinen Grund, sich jetzt schon festzulegen, dachte er.
Das Mädchen neben ihm reichte ihm einen Joint. Udo hatte ihn aus drei Zigarettenblättchen und einem Stück Pappe gebaut. Das Bauen eines Joints glich einem Ritual, als handele es sich um eine japanische Teezeremonie. Es wurde diskutiert, welcher Tabak sich am besten für die Mischung eigne. Es geisterten Namen von Haschischsorten durch die Runde, schwarzer Afghane und roter Libanese. Oder war es grüner?
Der Junge nahm den Joint. Er kannte ihren Namen nicht. Sie hatte lange blonde Haare und ihr Vater war angeblich Kulturredakteur beim Fernsehen. Warum war Karin nicht gekommen? Angeblich war sie doch in Udo verknallt. Gab es für ihn überhaupt eine Chance bei Karin? Und wollte er wirklich eine Freundin haben? Das wusste er selbst nicht so genau.
Er gab den Joint weiter, ohne an ihm zu ziehen. Der Rauch im Zimmer machte ihn ohnehin auf eine seltsame Weise müde und schwach. Es erinnerte ihn an den Weihrauch der Gottesdienste, in die er als kleines Kind mit seiner Großmutter aus Diez immer gehen musste.
Frank nahm die Tüte, wie man die Haschischzigarette auch nannte, und zog wie ein Ochse daran. Die Glut leuchtete orange auf und war jetzt riesig.
„Du machst dir wohl nichts aus Dope“, sagte er zu dem Jungen und warf ihm einen mitleidigen Blick zu.
Der Junge schüttelte stumm den Kopf.
„Ingelheim ist doch total die Kifferhochburg. Hier gibt’s das beste Dope weit und breit. Warst du schon mal im Club?“
Wieder schüttelte der Junge den Kopf. Der Club hieß eigentlich „Strange Machine“ und war eine Diskothek. Der Junge kannte den Laden nur vom Hörensagen, aber hier musste man am Wochenende einfach sein. Angeblich ging es eine steile Treppe hinunter. In dunklen und verschlungenen Kellern seien ein Tresen und Tische, eine Tanzfläche, ein Videoraum und etliche Flipper verteilt. Es sei finster und verraucht, die Wände wären mit Fabelwesen und phantastischen Pflanzen bemalt. Udo und seine Freunde waren jeden Samstag hier, aber er konnte unmöglich seine Mutter um Erlaubnis bitten. Vielleicht mit sechzehn.
Als er, leise wie ein Verbrecher, die Wohnungstür aufschloss, war nichts zu hören. Er schloss behutsam die Tür hinter sich und schlich in den Flur, ohne Licht zu machen. Aus dem Wohnzimmer flimmerte es bleich. Der Fernseher lief noch, zeigte aber nur die tanzenden Schneeflocken des weißen Rauschens nach Sendeschluss. Seine Mutter schnarchte leise auf dem Sofa, auf dem Tisch eine leere Flasche Schaumwein aus Italien.
***
Vor seiner ersten Sitzung der Schülerzeitungsredaktion war der Junge nervös. Er kannte die Leute gar nicht und wäre am liebsten gar nicht hingegangen.
Es war Montag nach der sechsten Stunde und die Redakteure trafen sich in einem Besprechungszimmer, das direkt neben dem Lehrerzimmer im ersten Stock lag. Der Junge war pünktlich und setzte sich auf einen leeren Stuhl an der rückseitigen Wand des Raums.
Nils Becker begrüßte die versammelte Runde von etwa zehn Jungen und Mädchen, die meisten davon aus der Oberstufe. Der Junge wurde als neues Mitglied der Schülerzeitungsredaktion willkommen geheißen. Das „Anstaltsblatt“ begrüße den Nachwuchs, da im nächsten Sommer vier Redakteure die Schule verließen. Die anderen Schüler lobten seine Geschichte ausdrücklich und fragten, ob er schon eine Idee für die neue Ausgabe habe.
Der Junge erzählte ihnen von der verblüffenden Ähnlichkeit seines Nachbarn mit einem gesuchten Mörder in Ost-Berlin und von seinem Verdacht. Er wolle daraus eine Geschichte machen und auf jeden Fall den Nachbarn in Klingelbach beobachten.
„Vielleicht könnte er sich in das Haus schleichen, wenn Herr Sperber beziehungsweise Herr Lubowski nicht da ist?“ regte eine Redakteurin an.
Nils Becker schlug vor, im Archiv der Tageszeitung nachzuschauen. Er habe schon einmal einen Artikel für den Regionalteil geschrieben.
Nach der Redaktionssitzung gingen die beiden in die Redaktion der örtlichen Tageszeitung. Sie gingen das kurze Stück zu Fuß. Gut hundert Meter von der Schule entfernt, im Erdgeschoss eines Hochhauses an der Bahnhofskreuzung, waren die Räume der Ingelheimer Lokalredaktion der „Mainzer Allgemeinen Zeitung“.
Sie betraten ein dunkles verrauchtes Büro mit vollen Ablagekörben und gefährlich hohen Papierstapeln. Ein Telefon klingelte gerade und mittendrin saß an einem gewaltigen Schreibtisch ein übergewichtiger Mensch, der Nils mit den Worten „Ah, der Nachwuchs“ begrüßte und freundlich an den Tisch heran winkte.
„Kannst du morgen Abend auf die Jubiläumsveranstaltung vom Turnverein gehen? Vierzig Zeilen plus Foto.“
„Kein Problem, Herr Schmitz“, sagte Nils. „Geben Sie mir einfach Uhrzeit und Adresse.“
Dann zeigte er auf den Jungen. „Wir würden gerne etwas recherchieren. Können Sie uns da helfen?“ Er machte dem aufmerksam zuhörenden Redakteur in knappen Sätzen den Zusammenhang klar.
Herr Schmitz betrachtete den Jungen skeptisch. „Du hast ja eine Menge Phantasie, das muss man dir lassen.“ Dann überlegte er kurz. „Was soll’s“, sagte er und griff zum Telefonhörer.
Er telefonierte eine Weile mit dem Archiv der Zentralredaktion in Mainz. Dann bedankte er sich und legte auf.
„Also: Der Täter auf dem Plakat heißt Ernst Lubowski“, begann er. „Den gibt es wirklich. Lubowski hat eine Frau in Ost-Berlin ermordet, die angeblich Nazi-Gold bei sich zu Hause versteckt hatte. Eine Witwe, die er bei einem sogenannten Tanzvergnügen kennengelernt haben soll. Möglicherweise hat er noch weitere Frauen auf dem Gewissen. Auf Kreuzfahrtschiffen, auf denen er gearbeitet hatte, gab es rätselhafte Fälle von verschwundenem Schmuck und verschwundenen Witwen. Eine Frau hat ihn damals angezeigt, weil er sie mit Valium in einem Cocktail betäuben wollte. Daraufhin hat er seine Arbeit an Bord des Schiffes verloren und ist vor einem halben Jahr nach West-Berlin geflüchtet.“ Dann setzte er seine Hornbrille auf und griff zu seinen Gesprächsnotizen. „Geboren 1937 in Moordorf in der Nähe von Aurich an der Nordsee, Vater 1945 verstorben. War U-Boot-Fahrer, ehemaliger Fischer, kam aus Stettin. Mutter hat noch einmal geheiratet.“
„Sie ist letzten Winter gestorben“, ergänzte der Junge. „Sie hieß tatsächlich Sperber. So wie unser Nachbar, ich meine, so wie Herr Lubowski.“
„Schön formuliert“, lachte der Redakteur gutmütig. „Ich weiß, was du meinst: Der Mann ist unter falschem Namen im Dorf deiner Großeltern untergetaucht.“
Nils runzelte skeptisch die Stirn. „Aber irgendwann bekommen die Behörden doch mit, dass in dem Haus der Sohn wohnt. Dann können sie ihn doch ganz einfach verhaften.“
„Dieser Typ kennt die Häfen in aller Welt. Und er hat lange in Berlin gewohnt“, gab Herr Schmitz zu bedenken. „So ein Ausweis ist leicht zu fälschen. Er ist als Hermann Sperber mit den entsprechenden Papieren in die Bundesrepublik eingereist. Außerdem weiß ich nicht, ob die westdeutschen Behörden mit der DDR überhaupt zusammen arbeiten. Vielleicht wird in unserem Land gar nicht nach deinem Nachbarn gefahndet?“
„Aber bei einem Mörder wird doch gleich Interpol eingeschaltet“, warf der Junge ein, der schon ein paar Mal „Aktenzeichen XY … ungelöst“ im Fernsehen gesehen hatte.
„Tja, mit Ost und West ist das so eine Sache. Im Augenblick ist die Zusammenarbeit, sagen wir, verbesserungswürdig.“
„Meinen Sie den NATO-Doppelbeschluss?“ fragte der Junge.
„Donnerwetter, du bist aber gut informiert“, lachte der Redakteur und wackelte in seinem Drehstuhl.
„Jetzt wollen wir die Journalisten aber nicht weiter von der Arbeit abhalten“, sagte Nils und lächelte den Jungen an. „Für heute haben wir genug recherchiert.“
Sie bedankten sich und gingen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen