Freitag, 27. Februar 2015
Evelyn Waugh und der Tod
Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wie man einen konfessionslosen Schimpansen würdig bestattet? „Tod in Hollywood“ von Evelyn Waugh, ein entzückender kleiner Roman aus dem Jahre 1948, gibt Ihnen zu dieser Frage eine erschöpfende Auskunft.
Aber der Reihe nach: ein hoffnungsvoller junger Schriftsteller kommt aus dem Vereinigten Königreich nach Hollywood, um als Drehbuchautor berühmt zu werden. Er wird es nicht. Auf der Suche nach einem Broterwerb landet er als Angestellter bei einem Bestattungsunternehmen, das sich auf Haustiere spezialisiert hat und einen eigenen Friedhof betreibt („Die ewigen Jagdgründe“). Und in Hollywood ist vom Grizzlybär bis zum Kanarienvogel alles dabei – und jeder Sonderwunsch der Hinterbliebenen wird erfüllt, solange er bezahlt wird.
„Und warum nicht? Wenn ich den faulen Zauber sehe, den die Leute da mit Verwandten treiben, die sie ihr ganzes Leben lang gehasst haben. Und die Tiere, die an ihnen hingen und zu ihnen hielten und keine überflüssigen Fragen stellten und sich nie beklagten: reich oder arm, krank oder gesund.“
Doch dann erhängt sich sein Mitbewohner, ebenfalls ein erfolgloser Schriftsteller, und nun betritt er die bizarre Welt des amerikanischen Menschenbestattungswesens, in der die Leichen für ihren kurzen Auftritt bei der Aufbahrung wie Huren geschminkt und mit einem idiotischen Lächeln versehen werden. „Ich habe gar kein Gedächtnis für Gesichter von Lebenden“, sagt die Kosmetikerin Aimée Thanatogenos (diesen wunderbar schillernden Namen könnte man grob mit „geliebter Tod“ übersetzen – ihr Vorgesetzter, der sie zu einem katastrophalen Date einlädt, bei dem seine nörgelnde Mutter anwesend ist, heißt Mr. Joyboy und ist ein Virtuose der Leichengestaltung – selbst eine Wasserleiche sieht danach aus wie auf einem Hochzeitsfoto, aber ich schweife ab) „mit jener unpersönlichen seelenlosen Freundlichkeit (…), die in diesem Lande der heimatlosen Landstreicher die Höflichkeit ersetzt“. Warum sollte es den Menschen besser ergehen als den Tieren?
Der Autor von „The Loved One“, so der Originaltitel, ist in Deutschland kaum bekannt, er starb 1966. Sie haben richtig gelesen: der Autor. Arthur Evelyn St. John Waugh verfügte über jenen staubtrockenen britischen Humor, den wir von „The Avengers“ („Mit Schirm, Charme und Melone“) oder „Monty Pythons Flying Circus“ kennen. Hinreißende Exzentriker, schräge Story, liebenswürdiger Ton. Ein unsterblicher Spaß.
P.S.: Sie brauchen einen konfessionslosen Priester, der eine ergreifende Ansprache hält.
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