Mittwoch, 3. September 2014
Wie Prognosen entstehen
Die Indianer wollten wissen, ob ihnen ein harter Winter bevorsteht. Also fragten sie ihren alten Häuptling. Der Häuptling wusste es natürlich nicht, aber von einem weisen Mann erwartet man eine Antwort, also sagte er seinem Stamm, ein harter Winter würde kommen. Schließlich ist es besser, man legt Vorräte an und ist auf alles vorbereitet. Die Indianer hörten es und fingen an, Nüsse zu sammeln, Fleisch einzusalzen und Früchte zu trocknen. Nach einer Weile fragte sich der Häuptling selbst, ob es einen harten Winter gäbe oder nicht. Also rief er den Wetterdienst in der Stadt an. Am Telefon sagte man ihm, es käme ein harter Winter. Er fragte den Menschen vom Wetterdienst, woher er das wüsste. Der Meteorologe antwortete, er habe beobachtet, dass die Indianer Vorräte anlegen.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es dunkle Materie gibt, die zwar nicht direkt sichtbar, aber aufgrund ihrer Gravitations-Wechselwirkung messbar ist. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass 27 Prozent der Materie in unserem Universum dunkle Materie ist. Tendenz steigend. Noch schlimmer ist die dunkle Energie. Sie macht 68 Prozent unseres Universums aus. Diese rätselhafte Energieform, über die selbst die besten Physiker kaum etwas wissen, zerstreut den Kosmos in alle Himmelsrichtungen. Tendenz: Beschleunigung. Es fliegt gerade alles auseinander. Gewöhnliche Materie, also Atome und solche Sachen, Typen wie Sie und ich, der Hund, die Waschmaschine oder Bargeld machen gerade mal knapp fünf Prozent des Universums aus. Eine gruselige Vorstellung, oder? Darum sollte es uns alle nicht wundern, dass der größte Teil der Information in unserer Informationsgesellschaft dunkle Information ist, die von unsichtbaren Leuten in die Welt gesetzt wird, die wiederum von dunklen Energien geleitet werden. Wir können sie nur anhand ihrer Wechselwirkungen mit Politikern und Militärs erkennen. Und das meiste Kapital im Kapitalismus ist ebenfalls unsichtbar. Wir können es nur anhand seiner Wechselwirkungen mit unseren Mieten und Ersparnissen erkennen. Wissenschaft? Magie? Und wo ist da der Unterschied? Wer kann uns das sagen?
Und weil noch Platz im Blog ist, hier zwei Geschenkideen. Nicht vergessen: Nur noch 112 Tage bis Weihnachten!
Plattentipp des Monats: „West End Until I Die“ von der Bad Nauheimer Post-Punk-New-Romance-Revival-Band „Sinnvolle Freizeitbeschäftigung mit geistig Behinderten“.
Buchempfehlung des Monats: „Charmante Dilettanten“ von Maike Schwurbel und Edelgard von Hugentobler-Schmahl.
P.S.: Hier auf dem Land ist Technik immer noch Glückssache. Als ich gerade den oscar-reifen Subtext einer Büchner-Preis-würdigen Mail formuliere, bricht wetterbedingt das Netz zusammen. Aber selbst auf die finsterste Nacht folgt ein neuer Tag. Als Rex Gildo damals gestorben ist, wussten wir ja auch alle nicht, wie es weitergehen soll.
Ideal – Erschießen. http://www.youtube.com/watch?v=gIxti-HEbkQ
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