Montag, 9. Dezember 2013
Was Banker von Fußballern lernen können
Das Lieblingsargument jedes drittklassigen Banklobbyisten gegen die staatliche Regulierung seiner Geschäfte ist ja: „Die Politiker haben doch sowieso keine Ahnung von Wirtschaft.“ Mein Gegenargument ist noch schlichter: „Na und?“ Seit wann muss jeder Parlamentarier Ahnung von Wirtschaft haben? Es gibt schließlich wichtigere Themen. Wo steht geschrieben, dass jedes Regierungsmitglied die komplizierten Bescheißereien im Kleingedruckten der Anlageprospekte durchschauen muss? Der Mensch vom Gesundheitsamt, der die Gaststätten kontrolliert, ist ja auch kein ausgebildeter Koch und der Polizist, der eine Verkehrskontrolle durchführt, hat keine Lehre als Kfz-Mechaniker gemacht. Entscheidend ist die lückenlose Durchsetzung der Gesetze. Bei einem Fußballspiel – um ein einfaches Beispiel zu nennen - braucht man eben einen Schiedsrichter. Ohne Schieri kommen vielleicht die Kinder auf dem Bolzplatz aus, aber schon ein Punktspiel zwischen zwei Dörfern ist ohne neutrale Instanz unmöglich. Und wo es nicht nur um Punkte, sondern um viel Geld geht, steht nicht nur ein Schiedsrichter auf dem Platz, da gibt es auch zwei Linienrichter und inzwischen sogar einen „vierten Mann“, der die Trainer im Zaum zu halten versucht. Man stelle sich eine solche Banker-Argumentation bei einem Champions League-Finale vor: „Wir brauchen keinen Schieri, denn der hat sowieso keine Ahnung vom Fußball. Wir überlassen alles den 22 Profis auf dem Platz.“ Vielen Dank auch! Ein solches Finale würde im Chaos enden, im Stadion gäbe es Krawalle, diplomatische Verwicklungen bis hin zu Handelsboykotten zwischen zwei Ländern und internationalen bewaffneten Konflikten wären womöglich die Folge. Wem dieses Szenario übertrieben erscheint, sollte bei Wikipedia mal den Suchbegriff "Fußballkrieg" eingeben.
Soviel zum Thema Regulierung. Jetzt zum Thema Sanktion. Ein Schiedsrichter kann nicht immer nur mit Ermahnungen an das Fairplay reagieren. Spieler, die permanent foulen oder Elfmeter mit Schauspieleinlagen schinden wollen, müssen eben irgendwann vom Platz gestellt werden. Beim aktuellen Bankenskandal helfen die ausgesprochenen Geldstrafen nur wenig. Geld haben die Banken, auch dank der Flut billigen Geldes von den Notenbanken, wahrlich genug. Einem üblen Treter gibt man die rote Karte und schickt ihn einfach vom Spielfeld. Schon ist Ruhe. Einen Ferrarifahrer halten Sie ja mit Bußgeldern auch nicht von der Geschwindigkeitsübertretung ab, sondern nur mit Führerscheinentzug. Für die verantwortlichen Banker muss es also Haftstrafen geben. Man stelle sich vor, ein Zockeridol wie Josef Ackermann würde fünf Jahre im Zuchthaus sitzen. Eine ganze Generation von Investmentbankern und Finanzberatern wäre ein für alle Mal von Habgier und Spielsucht geheilt.P.S.: Der Autor dieser Zeilen hat in seiner Jugend für die Spielvereinigung Ingelheim und später für den TuS 09 Schweppenhausen als Linksaußen auf dem Fußballplatz gestanden.
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