Freitag, 26. Juni 2009
Ein Abend voller Überraschungen
Als ich vor dem Kastell ankomme, geht gerade die Sonne unter. Ich klopfe ans Tor und finde es nur angelehnt. Schon von der Eingangshalle aus sehe ich Bruder Pan, der zusammen gekrümmt auf einem Bänkchen kauert. Er starrt selbstvergessen zu Boden, seine sandfarbene Kutte ist verschmutzt und zerrissen. Ein schmales Band abgerollten Toilettenpapiers weist den Weg ins Bad. Ein zerschlagener Spiegel, Unrat über den Boden verteilt, Zeitungen – einzelne Artikel sind mit Buntstiften markiert - , Flaschen, Handtücher, Zahnbürsten, ‚aha‘, denke ich. Dann im Schlafzimmer: aufgeschlitzte Stofftiere, das weiche Futter über die Kissen verteilt, neben dem Bett Pilzer, ein Messer im Hals, ‚aha‘, denke ich, der Schrank ausgeräumt, die Vorhänge herunter gerissen. Im Wohnzimmer ein zertrümmerter Fernseher, eine umgeworfene Couchgarnitur, dazwischen Volk und Reichhardt, offensichtlich erschlagen, eine zerbrochene Vase, ‚aha‘, denke ich, also weiter, in der Küche ein umgestürzter Kühlschrank, Geschirr und Besteck auf dem Fußboden, ein halbfertiger Kuchenteig, Bratwürste, an der Decke Schmelzack, an einer Lampenschnur baumelnd, über und über mit Kartoffelsalat beschmiert, Gürkchen und Ei auf dem Hemd, einen Apfel im Mund, gut, weiter, in der Bibliothek Hasser, ‚aha‘, denke ich, mit einer Plastiktüte erstickt, ich erkenne ihn an den Schuhen, Goethe finde ich auf dem Boden, Tolstoi, alles ist zerstört, gut das hatten wir schon, also weiter: demoliert, aus der Wand gerissen, hingeworfen, dazwischen Bruder Pan, eingeschlagen, umgestürzt, zerhackt, zertreten, Bruder Pan, sage ich, alles ist zerstört, ich bin gekommen, um dich zu richten.
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