Mittwoch, 3. September 2025

Der Wald

 

Ich liege auf dem Moosbett

Über mir das Blätterdach

Nahrung im Überfluss

Aber keine Küche

Der Ort ein endloses Örtchen

Aber kein Badezimmer

 

Das Wesen des Waldes

Ist unergründlich

Einsamkeit und Gefahr

Stille, Einsicht

Plötzlich Wandergruppe aus Fulda

Vorbei, Vorbei

Loslassen, Zulassen, Seinlassen

 

Blogstuff 1185

Wenn ich mir einen Film anschaue, tue ich etwas. Wenn ich auf der Parkbank sitze, tue ich, im herkömmlichen Sinne, nichts. Dennoch betrachte ich in beiden Fällen Menschen, es gibt Bewegung, Gespräche, eine Handlung. Der Film ist eine Erzählung, meine Beobachtungen auf der Parkbank bilden keine Erzählung, keine zusammenhängende Handlung, keinen Sinn. Ich kenne die Geschichten der Menschen nicht, die an mir vorübergehen. Obwohl sie authentischer sind als die Schauspieler im Film, interessieren sie mich nicht. Ich bleibe unbeteiligt. Ein Film kann spannend sein, eine halbe Stunde auf der Parkbank ist das Gegenteil: Entspannung. Das echte Leben ist auf der Parkbank langweiliger als ein Film, dennoch zieht mich dieser Ort jeden Tag magnetisch an. Vielleicht liegt es einfach daran, dass man auf der Parkbank nachdenkt und vor dem Fernseher nicht.

Es heißt immer, man solle so leben, als wäre es der letzte Tag. Wie wäre es, wenn wir so reden würden, als wäre es der letzte Satz?

Als ich im Supermarkt die Bananen aufs Band lege, habe ich ein schlechtes Gewissen. An der Kasse sitzt ein Schwarzer. Ist das jetzt fruchturelle Aneignung?

Ich habe nie verstanden, warum Homosexuelle oder Transpersonen die Hamas unterstützen. Ich habe mal ein Video gesehen, was im Gaza-Streifen mit Schwulen gemacht wird. Man wirft sie von einem Hochhausdach und auf der Straße wartet eine Menschenmenge, die mit ihren Knüppeln die Leiche bis zur Unkenntlichkeit zu Brei schlägt. Das ist so, als wenn ich einen Kindermörder als Babysitter engagiere. Aber für Fakten und Argumente waren deutsche Fanatiker noch nie zugänglich.

29. August. Sportliches Highlight des Sommers: Englisches Frühstück im Freien mit/gegen vier Wespen (sogenanntes BVB-Geschwader).

Es gibt viele Angler, aber ich bin der einzige Fischbeobachter.

Meine Abhängigkeit begann mit Pattex, dann kamen Alkohol, Cannabis und Heroin. Das alles innerhalb eines halben Jahres. Andere haben für diesen Weg nur sechs Monate gebraucht.

Die Fans von Verstappen, die an die Rennstrecke kommen, werden „Orange Army“ genannt. Wenn ich sie sehe, muss ich immer an die Jungs von der BSR denken.

Warum sind die islamistischen Terroristen wie Al-Qaida oder IS nicht auf die Idee gekommen, mit C4-Sprengstoff-Implantanten in den Brüsten von Frauen Flugzeuge oder Gebäude in die Luft zu sprengen? Niemand hätte die Frauen an dieser Stelle abgetastet, sie hätten sich in entsprechender Kleidung bei Veranstaltungen auch jedem Politiker nähern können.

Sie haben den Preis für das halbe Hähnchen von 3,49 auf 4,90 € erhöht. Also um 40,4 Prozent. Da hat die Bäckerei wohl einen Kunden weniger.

 

Dienstag, 2. September 2025

Muße

 

Ich habe immer von einem Leben in Muße geträumt. Aber da gab es natürlich die Schule, das Studium und den Beruf. 2013 war es dann so weit – allerdings unfreiwillig. Ich bekam eine schwere Depression, verließ Berlin und kehrte in die Obhut meiner Familie zurück. Mein Vater, der mit seiner Frau schon vor Jahren aus seinem Haus ausgezogen war und nicht weit entfernt in einer Kleinstadt lebte, kümmerte sich um mich. Ich zog in das Haus, genoss die Ruhe und den schönen Garten. Ich lebte von meinen Ersparnissen, die Nebenkosten für das Haus und meine Einkäufe bezahlte mein Vater.

Das ist jetzt zwölf Jahre her, im Juli 2013 zog ich in Schweppenhausen ein. Als ich Ende des Jahres wieder gesund war, die Therapie ging noch bis Mai 2014, fing ich wieder an zu schreiben. Keine Fachbücher und Romane, sondern Texte für meinen Blog. Kurze Arbeiten erschöpften mich nicht und bis heute bereue ich diesen Schritt nicht. Ich habe noch nie so viel geschrieben wie in den letzten Jahren, tausende Seiten sind entstanden und ich lese und schreibe jeden Tag. Inzwischen sichert meine Erbschaft das gegenwärtige und zukünftige Leben als Müßiggänger.

Muße wird in der Leistungsgesellschaft oft als Nichtstun denunziert. Aber Nichtstun ist eine Qual. Man hält es nicht lange aus. Nicht umsonst ist erzwungene Untätigkeit und Unbeweglichkeit die Höchststrafe, die wir uns für Verbrecher erdacht haben. Den ganzen Tag, womöglich allein, in einer winzigen Zelle sitzen, ohne Fernsehen, Internet und Playstation. Schlimmer kann es nicht kommen. Deswegen sind Strafgegangene dankbar für jede Tätigkeit in einer Gefängniswerkstatt.

Muße hieß im antiken Griechenland, von jeder Arbeit und vom Broterwerb befreit zu sein. Dies war den Sklaven überlassen. Ein freier Mann konnte sich seine Tätigkeit selbst wählen, er war niemandem zu Gehorsam verpflichtet. Aktivität und Entspannung sollten im Gleichgewinn sein. Aristoteles schrieb sogar, wer untätig sei, solle auch nicht spielen. Ein vollkommen nutzloses Leben war verpönt, Völlerei und Trägheit waren gesellschaftlich nicht akzeptiert.  

Die Form der Tätigkeit bestimmt der müßige Mensch selbst nach seinen Neigungen. Er kann sich bilden oder auf anderen Gebieten aktiv werden. Wenn wir uns heute die Frage stellen, wie ein Leben in Muße aussehen könnte, denken die einen an eine Jam-Session mit Freunden. Man macht Musik, solange man Lust hat, und wer zuhören will, muss keinen Eintritt zahlen. Die anderen ziehen körperliche Aktivitäten vor: Tennis, Radfahren, Wandern, Segeln oder was auch immer. Manche legen einen Garten an, hackeln und pflanzen stundenlang, kommen ins Schwitzen und abends tut der Rücken weh. Aber sie sind glücklich und zufrieden, wenn sie mit einem kalten Bier in der Hand auf dem Gartenstuhl sitzen und ihr Werk betrachten.

Muße bedeutet, eine Sache um ihrer selbst willen zu machen, nicht um Geld zu verdienen. Dazu gehören auch ehrenamtliche Tätigkeiten, Mithilfe im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung, ökologische Projekte und politisches Engagement. Ein Leben in Muße bedeutet, frei zu entscheiden, wie viel Zeit wir der Tätigkeit und wie viel Zeit wir der Erholung zumessen. Denn der Ruhende muss handeln und der Handelnde muss ruhen, wie Seneca einst schrieb.   

 




Montag, 1. September 2025

Das Leben ist eine Wundertüte


Blogstuff 1184

Die Älteren unter Ihnen, liebe Lesende, werden sich noch daran erinnern. Auf Jahrmärkten gab es Wundertüten zu kaufen. Der Reiz lag darin, dass man nie wusste, was man für seine fünfzig Pfennig bekam. Es war immer billiger Plastikmist. Verstehen Sie die Überschrift also bitte als Metapher.

Ich komme vom Land. Ich war zwölf, als ich zum ersten Mal kochendes Wasser gesehen habe. Im Wohnzimmer haben wir auf Strohballen gesessen.

Um Mitternacht geht Bonetti in seine Bibliothek und schließt den Buchdeckel über sich.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er hat endlich seinen Bachelor an der DBK gemacht, an der Deutschen Bildungsstätte für Komödianten.

Wie nennt man Trumps Wirtschaftspolitik? Nationalkapitalismus.

Es ist nicht immer einfach, aber ich schaffe meine 10.000 Schritte im Monat.

Bonetti ist ein Kontrollfreak, was die Sicherung seiner Texte angeht. Sein linkes Ohrläppchen ist ein USB-Stick.

Idee für einen Film: Beim Bau einer Mall wird eine seltene Tierart vertrieben. Ihrer ursprünglichen Heimat beraubt, siedeln sie sich auf einer Atommülldeponie an und mutieren zu Monstern, die Menschen angreifen und töten.

Stochastik ist die Mathematik des Zufalls. Das gefällt mir.

Über die Unfähigkeit von Julia Klöckner kann man viele Geschichten erzählen. Die Nestlé-Werbung als Ministerin für Landwirtschaft und Ernährung (früher mal ein Rücktrittsgrund) oder ihr Versagen als Bundestagspräsidentin bei der Kanzlerwahl im Mai, als sie nach dem gescheiterten ersten Wahlgang die Sitzung unterbrochen hat, weil sie nicht wusste, wie es weitergehen sollte, und erst hinter den Kulissen von den Profis der BT-Verwaltung gebrieft werden musste. Aber meine Lieblingsgeschichte ist eine ihrer vergeigten Landtagswahlen als CDU-Spitzenkandidatin. Einen Monat vor der Wahl liegt sie in den Umfragen mit zehn Prozentpunkten vorne. Siegestrunken lässt sie neue Plakate drucken und Wochen vor dem Wahltag aufhängen. Auf dem Plakat sind ihre geschminkte Barbie-Hackfresse und folgender Text zu sehen: „Unsere neue Ministerpräsidentin“. Sie hat die Wahl verloren. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Ich kenne ihre langjährige Sekretärin und einen ehemaligen Mitschüler persönlich. Die Infos aus erster Hand sind noch viel lustiger, aber die Diskretion verbietet es mir, an dieser Stelle ins Detail zu gehen.

P.S.: Als Frau Klöckner die Regenbogenflagge am CSD nicht auf dem Bundestag hissen ließ, haben die Rechten gefeixt. Sie wurde jedoch am Internationalen Tag gegen Homophobie am 17. Mai gehisst. Deutscher Bundestag - Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zur Beflaggung des Deutschen Bundestages am 17. Mai