Freitag, 4. Juli 2025

Das Schwert des Damokles


„1962. Kairo. Verdammte Hitze. SS-Hauptsturmführer Rolf Engel brütet über den Plänen einer Rakete. Eugen Sänger, ein weiterer Ingenieur und Raketenexperte des Dritten Reichs, ist auf dem Weg zur Kantine. Warum bekommt er bei diesen kaftantragenden Untermenschen keinen ordentlichen Schweinebraten? Da stürmt eine israelische Kommandoeinheit das Gebäude, unter ihnen auch der spätere Ministerpräsident Jitzchak Schamir, dessen Vater aus einem Deportationszug der Nazis geflohen und dann in seinem Heimatdorf von seinen polnischen Mitbürgern gesteinigt worden war.“

So ungefähr würde sich die Geschichte lesen, wenn sie im SPIEGEL gestanden hätte.

Worum geht es? Operation Damokles. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog es viele Nazis nicht nur nach Südamerika, sondern auch nach Ägypten, wo sie als Ausbilder bei der Armee arbeiteten. Wilhelm Voß, Generaldirektor der Reichswerke Hermann Göring, baute die ägyptische Rüstungsindustrie auf. Über dreihundert Deutsche arbeiteten Anfang der sechziger Jahre für das Militär und entwickelten auch Kurzstreckenraketen, die jeden Punkt in Israel treffen konnten. Der Mossad bekam Wind von der Sache und die Außenministerin Golda Meir wies die deutsche Delegation bei den Wiedergutmachungsverhandlungen darauf hin, dass Deutsche sich erneut an der Vernichtung jüdischen Lebens beteiligten.

Der Mossad reagierte auf die Bedrohung mit Mord- und Bombenanschlägen auf deutsche Wissenschaftler, die bereits an der V1 und der V2 mitgearbeitet hatten. Jitzchak Schamir war an der Ermordung von Heinz Krug beteiligt, dem Chef einer geheimen Raketenfabrik in der ägyptischen Wüste („Factory 333“). Die Leiche wurde mit Säure überschüttet und in einem Wald in der Nähe von München vergraben. Nach 1962 kehrten die meisten deutschen Wissenschaftler in ihre Heimat zurück, vermutlich auch aus Sorge um ihre Sicherheit, wo man ihnen, auf Drängen der israelischen Regierung, lukrative Jobs in der aufstrebenden Wirtschaftswunderindustrie anbot. Das ägyptische Raketenprogramm wurde eingestellt und es wurden sowjetische R-17-Raketen gekauft.

 

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