Montag, 24. Juni 2024

EM

 

Das schönste EM-Spiel war das Halbfinale Deutschland-Türkei 2008. Wir haben es in einer Kreuzberger Kneipe gesehen. Deutsche und türkische Fans zusammen, aber an verschiedenen Tischen. Dazu gab es einen Tisch mit linksalternativen Biodeutschen, die aber für die Türkei waren. Die waren uns allen peinlich. Ein wahnsinnig spannendes Spiel, bei dem man nicht wusste, wer es am Ende gewinnen würde. Deutschland gewann schließlich 3:2 durch ein Tor von Lahm in der 90. Minute.

Nach dem Spiel waren wir alle so aufgekratzt, dass niemand nach Hause gehen wollte. Alle waren on fire. Also sind wir, Deutsche und Türken zusammen, mit der U-Bahn zum Ku’damm gefahren, wo schon Tausende andere gefeiert haben. Es war eigentlich egal, wer gewonnen oder verloren hatte. Partytime. Die Türken haben gesagt, dass sie im Finale für Deutschland wären. Das ist wahre Größe. Der Verlierer drückt dem Gewinner die Daumen. Dieser Abend war ein magischer Moment. Man wusste ganz genau, warum man Fußballfan geworden ist und es sein ganzes Leben lang bleiben wird. Natürlich haben wir das Endspiel gegen Spanien vermasselt.

Und es gibt eben auch trostlose Spiele wie das 0:0 gegen Polen bei der EM 2016. Ich hätte genauso gut bei Regen zwei Stunden aus dem Fenster sehen können. Danach habe ich mich ernsthaft gefragt, warum ich überhaupt Fußball gucke. Ich habe mir die Sinnfrage gestellt. Schlimmer geht es nicht mehr.

P.S.: Gestern (D – CH) schon zu neunt, nur noch zwei ohne Trikot. Erst haben wir im Garten gegrillt, dann sind wir ins Wohnzimmer umgezogen. Einer musste tatsächlich den Stehplatz nehmen. Der Schwiegersohn der beiden Gastgeber ist freiwilliger Helfer und musste mit Harry Kane zur Urinprobe. Da man den ausgewählten Spieler nicht mehr aus den Augen lassen darf, ging er mit in die Mannschaftskabine, wo Prinz William gerade eine Ansprache hielt. Solche Geschichten werden bei uns auf dem Dorf noch in dreißig Jahren am Lagerfeuer erzählt. Der Vater eines Gastes war früher der Gärtner von Helmut Schön. Wahnsinn! Ich halte Sie auf dem Laufenden.

 

2 Kommentare:

  1. Ich war 1998 während der Vorrunde in Berlin und es war in Puncto Fußball die großartigste Erfahrung meines Lebens, inmitten von und gemeinsam mit Fans aus aller Welt feiern zu können. Nie wieder erlebt. Leider wurde das dann überschattet davon, dass ein paar Primaten Daniel Nivel ins Koma getreten haben.

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    1. Einer der beiden Freunde, die neulich in München beim Eröffnungsspiel waren, war damals in Lens. Ein Freund von ihm hatte zwei Karten im Radio gewonnen. Er war zwar nicht beteiligt, aber hinterher total frustriert. Plötzlich wird aus einer schönen eine schreckliche Geschichte.

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