Mittwoch, 29. Mai 2019
Frühe Siebziger
Frühe Siebziger, das ist Frotteeschlafanzug und Rauchende Colts. Da gab’s bei Oma Schweinebraten und neidisch warst du vielleicht auf das Bonanza-Rad vom Nachbarjungen, aber der hatte keinen Vater mehr, also hielt sich das in Grenzen. Im Sommer zwei Wochen Campingplatz in der Eifel. Da ist man den ganzen Tag rumgestromert, es waren ja genug andere Kinder da. Die Zeit ging um und wenn es langweilig war, ist man selbst schuld gewesen. Die Erwachsenen waren froh, wenn man sich nicht blicken ließ. Für Notfälle gab es Heftpflaster. Bei Regen lag man einfach in dem niedrigen Zwei-Mann-Zelt und hörte dem schlechten Wetter zu. Als geistige Notration hattest du ein paar Micky-Maus-Hefte oder Asterix-Comics mit. Schön Graubrot mit dick Fleischwurst drauf, einmal am Tag wurde auf dem Propangaskocher eine Büchse Ravioli oder Pichelsteiner Eintopf warm gemacht. Da hat man gar nicht drüber nachgedacht, ob das Leben schön ist. Da gab’s auch keine Events, da war abends einfach der Tag um und Feierabend.
Das war für mich die Zeit der Freizeiten und Tagungen in Jugendherbergen und Burgen, unfreundliche "Herbergseltern" und ziemlich brave Jugendliche gab es. Die Events waren das Lagerfeuer und Singen, oder ins Freibad gehen. Eigentlich waren die Kinder glücklich bei diesen Ferien. Ich habe noch eine kuriose Erinnerung: Wir Betreuer rauchten nachts zu mindestens fünft die letzte Zigarette, niemand hatte Vorrat. Es war internationales Gelächter.
AntwortenLöschenZum Ausgleich waren "wir" dann die, die ihre Kinder zu überbehüteten, emotionalen Dünnbrettbohrern verarbeitet haben, welche dann quasi zum Ausgleich zu Helikoptereltern mutierten und ihren Kindern jede Hoffnung auf eine selbstbestimmte Zukunft genommen haben und mit der Aufmerksamkeitsspanne einer Feldmaus sich von Katastrophenmeldung zu Katastrophenmeldung treiben lassen, unterhalb von Weltuntergang geht nichts mehr.
AntwortenLöschenWo sind eigentlich die Zeugen Jehovas, wenn man mal welche braucht?