Mittwoch, 8. April 2015
Planetenträume (1987)
Es schien, als sei der Boden aus einem fließenden Licht, das alles um ihn herum verschwimmen ließ. Nach oben hin wurde der helle Schein zunehmend von einer unirdischen Dunkelheit geschluckt. Plötzlich erscholl eine mächtige Stimme: „Bereite dich auf Yedars Prüfung vor!“ Danach nur noch vollkommene Stille.
Z dachte immer wieder an diesen Traum, den er einige Nächte zuvor gehabt hatte. Schweißgebadet war er aufgewacht, doch so sehr er in dieser Nacht auch über die Bedeutung des Traumes nachgedacht hatte, er blieb rätselhaft. Doch nun hatte er sich auf andere Dinge zu konzentrieren. In wenigen Augenblicken würde er auf einem unerforschten Planeten landen, der reiche Edelmetallvorkommen versprach. Er war Wissenschaftler auf einer interstellaren Expedition, die neue Lebensräume und Rohstoffquellen erschließen sollte.
Vor ihm saß der Pilot des kleinen Landegleiters, der sich mit dem Leiter der Mission unterhielt, neben ihm saß ein Geologe, der zum wiederholten Male seine Geräte prüfte. Der schwarze Rumpf schoss wie ein Pfeil auf die Oberfläche des Planeten zu und schwenkte dann in eine Umlaufbahn ein. Eigentlich sollten die Kufen ihres Gleiters sanft und geräuschlos aufsetzen, doch als es dann soweit war, hörten alle Insassen zu ihrer Verblüffung ein kreischendes Geräusch, dessen Quelle nicht auszumachen war.
Der Pilot stieg aus, um die Außenhülle des Gleiters zu kontrollieren, die Anderen blieben unschlüssig auf ihren Sitzen und blickten durch die Fenster auf die milchig-blaue Landschaft, die sich in der Ferne im Dunst verlor. Von draußen hörte man gelegentlich ein Stöhnen, dann kam der Pilot zurück. Er schien verstört und bat die Wissenschaftler, sie sollten es sich selbst ansehen.
Als sie die Oberfläche des Planeten betraten, machten sie eine unglaubliche Entdeckung: Der Boden war mit fast völlig durchsichtigem Eis bedeckt, darunter sah man menschenähnliche Gesichter eingeschlossen, eines neben dem anderen. Als Z zum ersten Mal auftrat, hörte er einen dumpfen unheimlichen Schmerzensschrei. Erschrocken wich er zurück, doch wo er auch hintrat, überall die Rufe gepeinigter Wesen.
Als der Geologe einen Messstab in den Boden hämmerte, mussten sich alle die Ohren zuhalten, so markerschütternd und entsetzlich war der Todesschrei. Dazu ein reißendes Geräusch, als ob Fleisch zerteilt würde. Leichenblass und verstört stiegen die Männer wieder in ihren Landegleiter und flogen zurück zum Schiff. Keiner sprach ein Wort.
Doch die Menschen kehrten zurück auf den ertragreichen Planeten, den sie Yedar tauften. Die Arbeiter erhielten viel Geld für ihre Tätigkeit in den Bergwerken, denn die grauenhaften Schreie ließen sich kaum durch Kopfhörer dämpfen. Es war, als seien die Schreie in den Köpfen der Menschen. Auch Z war, einem unerklärlichen Trieb folgend, als einfacher Arbeiter auf den Planeten zurückgekehrt.
Nur mit einfachsten Werkzeugen grub er in den düsteren Höhlen von Yedar, Maschinen versagten seltsamerweise ihren Dienst in dieser Welt. Tagein tagaus hörte er die gellenden Schreie, die Geräusche berstender Schädelknochen und zerfetzter Haut. Doch nie hatte er Blut an den Händen. Immer waren noch wenige Zentimeter Eis zwischen ihm und den Gesichtern. Eines Tages hörte er ein so grausames saugendes Geräusch, als griffe er in ein lebendes Gehirn, dazu ein fast bis zur Tonlosigkeit schriller Schrei.
Da begann er selbst, unbändig und wie von Sinnen zu schreien. Als die anderen Arbeiter den Wahnsinn in seiner Augen sahen, begriffen auch sie. In unglaublich kurzer Zeit war der Raumhafen gestürmt, die Arbeiter besetzten die Schiffe und fuhren der Erde entgegen, um allen die neue Botschaft zu bringen, Yedars Traum. Z war zum ersten Mal seit langem glücklich.
Riesige Eislaufbahnen mit dem Eis von Yedar wurden überall gebaut und in den Sportstadien tanzten die besten Eisläufer der Welt. Z saß in der ersten Reihe und wusste plötzlich, dass er seine Prüfung bestanden hatte. Die Menschen schrien vor Wahnsinn, Yedars Geist hatte gesiegt.
Planet Funk – Who Said. https://www.youtube.com/watch?v=m0LBnimsYD8
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen