Donnerstag, 26. Februar 2015
Ruf! Nicht! An!
Mit der technischen Infrastruktur auf dem Land ist das ja so eine Sache. Das ist mir nach der Rückkehr aus Berlin gleich aufgefallen. Mal ist das Netz weg, mal läuft es mit der Geschwindigkeit der neunziger Jahre und im Wald ist man schnell ohne Handyempfang. Hier im Haus geht die Grenze beim Handyempfang genau durch mein Arbeitszimmer. Wenn ich also, wie es gelegentlich vorkommt, beim Telefonieren vor meinem Schreibtisch auf und ab spaziere, verliere ich den Kontakt. Die linke Hälfte und die Mitte dieses Raums sind okay, gehe ich in die rechte Hälfte, ist alles vorbei. Es hört sich wie Slapstick an, aber das ist die Realität. Bin ich an den Rhein zurückgegangen oder an den Kongo?
Und wenn unsere Regierung auf den Ausbau der Infrastruktur durch die Wirtschaft wartet, ist sie auf dem digitalen Holzweg. Diese Investitionen rechnen sich nicht für die paar Hundert User hier im Dorf. Und sie rechnen sich auch in zehn Jahren nicht. Hätte man nach der Erfindung des Automobils darauf gewartet, dass die Hersteller der Fahrzeuge das Straßennetz aufbauen, wären wir heute noch im Ochsenkarren unterwegs. Infrastruktur ist Staatsaufgabe. Apple, Google oder Facebook werden niemals kostenlos den Job der Regierung übernehmen, da können wir lange warten – die zahlen hier doch noch nicht mal Steuern.
Da muss man sich nicht wundern, wenn die Leute in die Stadt ziehen – also an die Netzknoten – und dort zur Wohnungsnot beitragen. Wie will man auf dem Land ein Unternehmen aufziehen, das auf moderne Technik angewiesen ist, wenn es sie hier noch nicht gibt? Das Internet wäre wunderbar dazu geeignet, die Wirtschaft zu dezentralisieren und die zunehmende Verstädterung zu verhindern. Aber auch solche Gedankengänge sind vermutlich „Neuland“ am Hofe Angelas der Ersten.
http://www.gerhard-mantz.de/3d/Zukuenftige-anim.html
In anderen Ländern haben die Regierungen schon vor Jahrzehnten beschlossen, dass auch Internet zur grundversorgung gehört, wie Telefon und Strom, die netzbetreiber also verpflichtet sind, noch den letzten Weiler zu versorgen. Hat man in Deutschland verpennt. Allerdings lebe ich in einer so derart armen Gegend, dass wir hier in den Genuss zahlreicher förderprogramme kommen, und das heißt zum beispiel : im Haus 50.000er Internet. Insofern : ich kann nicht klagen. Vom händyempfang reden wir aber besser nicht.
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