Dienstag, 10. Februar 2015
2008, Teil 1
Auszüge aus dem Notizbuch:
14. Januar, Berlin. Sprüche, die nicht funktioniert haben, Lektion 12: „Ist das Make-up oder hast du ein Erdbeereis gegessen?“
7. Februar. Am Samstag war ich mit R., einer der großen Trinkerlegenden der rheinhessischen Sagenwelt, auf einer Riesenparty in Kreuzberg. Ich spiele den Underground-Poeten, R. ist auch arbeitslos. Wenn du zwanzig bist, lachen die Leute, wenn du sagst, du seist Schriftsteller. Mit vierzig akzeptieren sie es.
Die Wahrsagerin konnte die Zukunft aus meinem Handy lesen.
Ich schreibe alles Nutzlose auf. Ich hocke an meinem kranken Hirn wie an einem kaputten Radio.
25. Februar. Worte, die mich aggressiv machen: Kuschelrock zum Beispiel.
Wenn Oliver Kahn als Hund auf die Welt gekommen wäre, hätte man ihn längst eingeschläfert.
Und dann gibt es ja noch diese „Nichtarbeitslosen“ …
Filmerfahrung? Ich war mal bei Probeaufnahmen das Lichtdouble von Heinz Schenk.
28. März. Ich will mich nicht selbst loben – da gäbe es viel zu sagen.
„Jeckbacher Nierentritt Schottergewächs Bahndamm Nordseite“ – nur echt mit dem grünen Schraubverschluss. Was Rainer Calmund im Fressen, sind wir im Saufen. Eine Elite-Kampftrinker-Einheit aus Rheinhessen, die sich notfalls mit einem Schweizer Messer innerhalb einer Halbzeitpause die Spenderleber selbst einbauen kann.
14. April. Ich trage meinen Reichtum ständig mit mir, als Erinnerung und als Hüftgold. Mein ganzes Leben passt in vier Aldi-Tüten: Bücher, Notizen, Briefe, Bilder usw.
23. April. Eine Idee wartet schon böse grinsend auf deiner Bettkante, als du eines Morgens aufwachst.
Titelvorschlag: „Presswurst im Jeanssaitling“
4. Mai. Dr. Jekyll: Es ist wieder Sonntag und so erwache ich mit dem Schlachtruf „Bayernstüberl“ auf den Lippen. Hinaus zu Bier und Braten, hinaus ins Glück.
Mr. Hyde: Ja ja … - und die Bettwanzen spielen wieder Ben Hur unterm Lattenrost.
5. Mai. Selbstmordversuch des englischen Fußballers Paul Gascoigne. In einem Hotel bestellt er sich ein Steak aufs Zimmer und korrigiert kurz darauf die telefonische Bestellung. „Vergessen Sie das Steak, bringen Sie mir nur das Messer!“
Ich bin rein/ Mein Hartz ist klein/ Will auch nimmer artig sein/ Sinn gibt’s nur auf Krankenschein.
12. Mai. „Mit welchem Körpersekret oder Schleim darf ich Ihren After einfetten, damit ich hineingleiten und mich darin häuslich einrichten kann?“ (Eröffnungsfrage im politischen Journalismus)
Skandal in München: Abgeraspelte Hornhaut von Rentnerfüßen wurde in Tüten abgepackt und als geriebener Parmesan an ahnungslose Marktbesucher und Touristen verkauft.
Bäume machen ja echt gar nichts, man kann wirklich sagen, sie hängen nur rum, dazu im Winter quasi im Dauerurlaub – und dann werden sie tausend Jahre alt.
13. Mai. Nicht nur Querdenker, sondern Querhandelnder sein.
Loser-Triple im Fußball: kein Meister, kein Pokalsieger, Abstieg.
Wie nennt man eigentlich die Rotzrille zwischen Nase und Mund korrekt?
Freud‘scher Versprecher: Bei meinem Leberwandel. Möge der Durst mit dir sein.
Wenn ich ins Gasthaus gehe, schweigen die Leute bei meinem Eintritt wie in einem Western. Mit einer lässigen Handbewegung lege ich die Whiskyflasche in meinem Cowboy-Halfter frei, über der Brust spannt sich ein Patronengurt mit kleinen Kümmerling-Flaschen.
Der Gescheitere gibt nach? Der Gescheiterte gibt nach.
14. Mai. A: Führst du ein Tagebuch? B: Nein, nur ein Zustandsdiagramm.
Für das Ganze habe ich keine Hoffnung, aber für den Einzelnen.
21. Mai. Geschäftsidee: Verkauf von Bonsai-Mammutbäumen. Oder „Adventure Coiffeur“.
Buchtitel: „Ein Fahrradparkhaus für Nelson Mandela“.
23. Mai. Kalauer der Woche: Schmärz ist nur ein Monat.
Wie nennt man eigentlich einen ungläubigen Satanisten?
Die leeren Flaschen auf meinem Tisch sehen im Dunkeln aus wie die Frankfurter Innenstadt.
12. Juni. Die Brandung und seine Atmung hatten den gleichen Rhythmus.
21. Juni. Mich als hochnäsig zu bezeichnen ist die reinste Blasphemie.
24. Juni. Bin ich etwa zu gar nichts nütze? Schließlich bin ich der gottgleiche Ernährer eines ganzen Milbenvolks.
28. Juni. Er meldete sich am Telefon gerne mit dem Namen des Action-Helden, dem er gerade zusah, z.B. „Snake Plissken“.
Buchttitel: „Die selbstgemachte Finsternis“
Von meiner Wohnung führt ein Privatfahrstuhl hinab in ein Kellergeschoss unter den eigentlichen Kellern des Hauses. Von dort führt ein Tunnel, der nur von mir betreten werden kann, zu einem Haus weit draußen vor der Stadt. Ich fahre bequem in einer winzigen Bahn dorthin. Dieses Haus ist groß und vollkommen leer, es hat keinen anderen Eingang und durch seine Fenster kann man nur hinaus-, aber nicht hineinsehen.
Liquid Visions - Morning Rain. https://www.youtube.com/watch?v=5nono7IhYRs
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen