Mittwoch, 20. August 2014
Reisenotizen
Wir vergehen in der Zeit - und erzählen uns zum Trost, es sei die Zeit, die vergeht.
Der Tod des Einzelnen wird unter Grabsteinen und hinter Friedhofsmauern versteckt. Der Tod der Massen wird auf öffentlichen Plätzen ausgestellt. Große behauene Steine erinnern an Kriege, noch im Tod werden die Menschen nach Regimentern und Schlachtfeldern geordnet. Als Soldaten hat man die jungen Männer zu ihrer Richtstätte geführt, als „Krieger“ sollen sie nun geehrt werden. Jede Gemeinde und jede Stadt rühmt sich auf diese Weise für ihr Menschenopfer, das sie den Herrschenden dargebracht hat.
Die überwiegende Mehrheit ist ebenso triebgesteuert wie unsere Vorfahren in der Steinzeit. Nur mit dem Unterschied, dass sich das Jagdfieber nun auf das größte Haus, die schönsten Schuhe und das schnellste Auto konzentriert. Sie opfert ihr Leben der Gier nach Besitz, indem sie sich selbst in bedeutungslosen Jobs versklavt. „Der Verzicht gibt einem unendliche Macht.“ (E.M. Cioran)
Werbung für einen Finanzdienstleister (abgelehnt): „Wir sind das ROCK in ‚staubtrocken‘ und das ROLL in ‚Controlling‘.“
Der Physiker spielte den Urknall mit astronomisch korrekt geformten Puppen nach.
„ … diese friedliche und heitere Gemütsverfassung, die darin besteht, dass man ein Narr ist unter lauter Schurken.“ (Jonathan Swift)
War es Zerstreutheit oder Rastlosigkeit? Jedenfalls stieg Manfred Naujack aus der Lufthansa-Maschine, als sie noch in fünftausend Meter Höhe im Landeanflug auf Frankfurt war.
Die Unvollkommenheit ist das natürliche Habitat des New Yorker Nörglers, des Berliner Meckerers und des Wiener Grantlers. Wäre die Welt perfekt, wären sie unglücklich.
A: Machen Sie Sport? B: Für mich ist Schuhe-Anziehen schon Sport.
Falls wir in einem buddhistischen Universum leben, werde ich als Korkenzieher wiedergeboren.
Niemand ist einsamer als ein schreibender Mensch.
Die Physiker behaupten, die gesamte Materie des Weltraums hätte nur den Umfang eines Fußballs, eigentlich bestünde alles aus Energie und es gäbe vor allem sehr viel leeren Raum zwischen den Atomen und den Planeten. Ich finde aber, dass sich die Wände meines Zimmers sehr fest anfühlen, auch der Schreibtisch erscheint mir als festgefügte Materie. Selbst ein Snickers fühlt sich doch fest an, obwohl es mit Karamell und Schokolade gefüllt ist. Und dann die ganzen Sachen in den Baumärkten! Können wir der Wissenschaft trauen?
P.S.: Die Feuertrutz GmbH, ein Verlag für Brandschutzpublikationen, sucht einen Fachredakteur. Klingt nach Satire, ist aber wahr. Soll ich mich bewerben? Außerdem gab es bei der Schach-Olympiade in Tromsö zwei Tote. Beim Versuch, den Spieler von den Seychellen wiederzubeleben, kam es in der Halle zu tumultartigen Szenen, weil die Zuschauer den Defibrillator für eine Waffe hielten und mit einem terroristischen Anschlag rechneten.
Journey – Don’t Stop Believin’. http://www.youtube.com/watch?v=HOEKsQVvqfM
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen