Mittwoch, 28. Mai 2014
Regierung und Volk
Ich habe viele Jahre Politikwissenschaft studiert und noch länger als Politikwissenschaftler gearbeitet. Im Rückblick erscheint mir aber die Zeit meiner Jugend als eigentliche Lehrstunde. In der Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, gab es eine Disco. Alle nannten sie nur „Club“, obwohl sie offiziell „Strange Machine“ hieß. Am Wochenende ging man in den Club und natürlich ging ich irgendwann auch dorthin. Ich habe es zwar nicht zum DJ geschafft, aber ich kannte einige DJs sehr gut und hatte daher das Privileg, oben an den Turntables den Abend zu verbringen, kostenlose Longdrinks zu genießen und bei der Musikauswahl beratend tätig zu werden (die Nennung anderer Aktivitäten verbietet mir das Strafgesetzbuch). Regelmäßig kamen irgendwelche Tänzerinnen und Tänzer zu uns, um eine Musiknummer zu empfehlen. Ganz verwegene Geister schrieben den Titel ihres favorisierten Stücks auch auf einen Zettel und reichten ihn zu uns herauf. Wir haben es nie gespielt. Netter Vorschlag – aber wir haben selbst genügend Phantasie für das nächste Stück. Manchmal spürst du die Erschöpfung und spielst ein ruhiges Stück, damit die Menge Energie nachtanken kann. Manchmal kocht die Tanzfläche und du schaufelst wie verrückt Kohlen in den Ofen. Wir am Mischpult sind die Regierung, ihr da unten seit das Tanzvolk. Und so ist es auch in der Politik: Die Bevölkerung kann so intelligent sein wie sie will, die Regierung entscheidet letzten Endes alles. Auch wenn du manchmal mit einer Fehlentscheidung den kompletten Laden leergeräumt hast.
Pixies – Gigantic: http://www.youtube.com/watch?v=2B6qerZlczw
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