Montag, 24. März 2014
Warum ich in Korea als Bösewicht gelte
Die Ausbeutung des Menschen und der Natur sehe ich ja nun schon, grob gesagt, seit der Zeit von Helmut Schmidts Kanzlerschaft eher kritisch. Das ist meinem Freundeskreis natürlich nicht verborgen geblieben. Einer dieser Freunde, der unglücklicherweise die Laufbahn eines Volkswirts eingeschlagen hat, permanent über Geldvermehrung Vorlesungen und Vorträge hält, laut „Cicero“ sogar zu den fünfhundert wichtigsten Intellektuellen Deutschlands zählt, hat vor einigen Jahren ein Märchenbuch für Kinder geschrieben, in dem die Vorzüge des Kapitalismus gepriesen werden. Es geht in dieser Erzählung um die Bewohner eines Waldes, die durch marktwirtschaftliche Kooperation beim Sammeln und Verhökern von Nüssen oder was weiß ich zu einem Wohlstand kommen, der einem die Tränen der Rührung in die Augen treibt. Der Bösewicht in diesem Wald ist das Wiesel, das alles gemeinsame Schaffen auf die finsterste Art und Weise hintertreibt. Der Autor jenes Buches namens „Der große Plan“ hat mir während einer unserer zahlreichen Wanderungen im Binger Wald erzählt, dass er beim Schreiben der antagonistischen Figur des Wiesels immer an mich gedacht habe. Jetzt gibt es dieses Märchenbuch auch in Südkorea zu kaufen und ist dort ein Bestseller. Kleine Koreaner lernen mich zu hassen. Und es gibt sogar Buttons zum Buch, den Marketingfritzen ist ja nichts zu blöd. Auf einem ist das Wiesel zu sehen, wie es hinterlistig grinst und sich die Hände reibt. Diesen Button habe ich auf meinem Schreibtisch liegen, ich betrachte ihn gerne und empfinde es durchaus als Auszeichnung, in Südkorea als Bösewicht zu gelten.
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