Dienstag, 4. März 2014
Das Spiel heißt Geopolitik
„Jeder Mensch hat seinen Preis. Man kann ihn entweder mit Geld oder mit Angst kaufen.“ (aus „Die Hunde des Krieges“ von Frederick Forsyth)
Es ist ein Gefühl der Erleichterung, das die deutschen Medien dieser Tage überwältigt. Endlich zeigt „der Russe“ sein wahres Gesicht und rasselt wie in der guten alten Zeit mit dem Säbel. Wenige Tage nach Ende des olympischen Friedens von Sotschi überfällt Wladimir Putin, der fieseste Nicht-Österreicher der Weltgeschichte, ein friedliches und unschuldiges Nachbarland. Panzer, Flugzeuge, Soldaten – eigentlich fehlen nur noch Hammer und Sichel, damit man sein altes Weltbild aus der Zeit des Kalten Krieges wieder aus dem Keller hervorkramen kann. Die Welt ist wieder in den Farben Schwarz und Weiß gemalt.
Weiß: Der Westen, angeführt von einem sympathischen Friedensnobelpreisträger, dessen Armee auf anderen Kontinenten wirklich nur dann einmarschiert, wenn es nicht mehr anders geht und man irgendwelchen Kuffnucken das Thema Menschenrechte und Demokratie auf die harte Tour beibringen muss, in der Ukraine vertreten durch einen ehemaligen Kirmesboxer, eine merkwürdig frisierte Millionärin, die im Knast einen auf blonden Mandela macht, und einen neuen Staatschef, der umgehend zwei Milliardäre zu Gouverneuren ernennt.
Schwarz: Der Osten, angeführt von einem durchgeknallten Diktator mit homoerotischer Ausstrahlung (mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd sitzend!), der was gegen Homosexuelle und illegale Punk-Konzerte in Kirchen hat (Pussy Riot), in der Ukraine vertreten durch einen korrupten Ex-Präsidenten, gegen den Christian Wulff im direkten Vergleich der Immobilien und Bankkonten wie der Dalai Lama wirkt.
Wir haben die weißen Figuren, wir sind der Westen, wir sind die Guten. Die Leute in der Ukraine sind die Bauern auf dem Schachbrett, ob sie nun Ukrainer, Russen oder Tartaren sind (für uns sehen die doch sowieso alle gleich aus), und müssen sich entscheiden, zu wem sie gehören wollen. Sie haben die Wahl zwischen dem Geld, mit dem der Westen lockt, und der Angst, mit der der Osten droht. Die Botschaft für die Menschen in diesem Land ist klar: Ihr müsst euch entscheiden, wer über euch herrschen soll. Selbstbestimmung ist in diesem Machtpoker nicht vorgesehen. So spielen die Großen mit den Kleinen.
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