Sonntag, 2. Februar 2014
Der Politiker als Bauherrenmensch
Warum scheitern Politiker immer wieder an Bauvorhaben? Zum einen, weil ihnen schlicht und ergreifend die fachliche Ausbildung und berufliche Erfahrung auf diesem Gebiet fehlt. Zum anderen, weil Bauen einfacher aussieht als es in Wirklichkeit ist. Es wird von Politikern, deren einzige Kompetenz im Halten großer Reden und Abhalten langwieriger Sitzungen liegt, systematisch unterschätzt. Die Liste der gescheiterten Politiker ist lang. Aktuell versagen in einer großen Koalition Klaus Wowereit (SPD) am Flughafenneubau und Carsten Spallek (CDU) an der Bebauung des Mauerparks mit der politikertypischen Mischung aus Dilettantismus und Größenwahn und ruinieren sich ihre Parteikarrieren. Sie waren nicht die ersten und werden nicht die letzten sein. Ich erinnere mich an ein Expertenhearing im Bundestag, zu dem ich mit anderen Kollegen vom damals neuen Bundesbauminister Reinhard Klimmt (SPD) eingeladen worden war. Als es in seiner Eröffnungsrede um seine persönliche Kompetenz auf diesem Gebiet ging, prahlte er tatsächlich damit, er hätte beim Bau seines eigenen Hauses gelegentlich mitgeholfen. Was haben wir gelacht. Ältere Kollegen ließen den Kopf stumm auf ihre Arme sinken, die sie auf den Konferenztisch gelegt hatten. Es war so peinlich, dass sie gar nicht mehr hinschauen wollten. Klimmt war auch nicht lang Bauminister, nur ein Jahr später wurde er durch den nächsten fachfremden Politclown ersetzt.
Mein Großvater war Mauer, mein Vater war Architekt und ich habe als Stadtforscher gearbeitet. Das in drei Generationen gesammelte Wissen meiner Familie lässt sich in drei Worten zusammenfassen, die mein alter Herr gerne bei einem guten Glas Wein zum Besten gibt: „Bauen ist Glückssache“. Wowereit und Spallek, aber auch Gaebler und Gothe hatten eben Pech. Mitleid haben sie nicht verdient. Hätten sie rechtzeitig auf die Experten und die Bürger gehört, wären ihre Karrierechancen noch intakt. Gerade im Fall des Mauerparks muss man das Scheitern als Chance begreifen. Spalleks Betonpläne zerschellen gerade am wachsenden Widerstand der Bürger. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass der Mauerpark noch bebaut wird. Man müsste dieses Bauvorhaben mit massiver Gewalt durchsetzen. Diese Provokation wird man nicht wagen. Und auch das Tempelhofer Feld wird von selbstbewussten Bürgern verteidigt werden, sonst droht den Politikern, die so gerne Bauherren spielen, das nächste Waterloo.
http://kiezschreiber.blogspot.de/2012/07/todesstreifen-reloaded.html?spref=tw
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