Dienstag, 21. Januar 2014
Hartz IV für James Bond
Für die Liebhaber von Spionagethrillern und Kriegsfilmen hat der technische Fortschritt ohne Zweifel seine Schattenseiten. Das wird beim Abhörskandal um Merkels Handy besonders deutlich. Im Jahr 1974 gab es ja schon einmal einen Spionagefall im Kanzleramt, als seinerzeit Willy Brandt von einem Stasi-Agenten namens Günter Guillaume ausgehorcht wurde. Guillaume war ein Mensch aus Fleisch und Blut, der vor seiner Enttarnung Angst haben musste, der sich vermutlich bei Nacht und Nebel mit anderen Agenten getroffen hat, um Mikrofilme mit brisanten Staatsgeheimnissen zu übergeben, die er in einem Geheimfach seines Aktenkoffers aus der Regierungszentrale herausgeschmuggelt hat. Filmreif! Und tatsächlich erfreuen sich Spielfilme, in denen es um Geheimagenten wie James Bond geht, bis heute einer großen Beliebtheit. Im Zuge der Technisierung ist aus dem Spion ein Handy geworden, der Mensch wurde durch ein schnödes Stück Plastik ersetzt. Kein Abenteuer mehr, keine Emotionen. Irgendwo werden die Informationen auf einem Server gesammelt und von verschnarchten Bürolurchen ausgewertet. Wer will das im Kino sehen? Das iranische Atomprogramm wurde 2012 durch Computerviren gestoppt, die fast sämtliche Zentrifugen zur Urananreicherung unbrauchbar gemacht haben. Früher hätte man dazu einen Luftangriff benötigt oder hätte eine verwegene Truppe Navy Seals hinschicken müssen. Spektakuläre Aktionen mit Explosionen und wilden Schießereien – alles vorbei. Heute sitzen irgendwelche Nerds vor ihren Monitoren und erledigen den aufregendsten Teil staatlichen Handelns, die Arbeit von Geheimdiensten und Armeen, mit unbemannten Drohnen. Langweilig! Die Computerspiele sind heutzutage spannender als die Realität. Armer James Bond. Sie haben dich wegrationalisiert.
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