Montag, 14. Januar 2013
Die ewigen Zweiten
Das Zweite Deutsche Fernsehen hat seinen Sitz bekanntlich in Mainz. Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, die nur wenige Kilometer vom berühmt-berüchtigten Lerchenberg entfernt ist. Schon in meiner Kindheit stand ZDF für Alkoholismus, zerstörte Familien und überbezahlte Besserwisser. Bis heute kenne ich einige Mitarbeiter in den Redaktionen und in der Technik persönlich, von denen ich immer die neuesten Storys zu hören bekomme. In diesem bürokratischen Moloch arbeiten offiziell etwa 3600 Menschen, inklusive externer Zulieferer und freier Mitarbeiter sind es ungefähr 7000. Dazu gehört auch der Kollege, der seit den neunziger Jahren immer nur einen neuen Drei-Monats-Vertrag erhält und hunderte von Filmbeiträgen gedreht hat. Überhaupt „Fernsehen“: Die Leute von der ZDF-Verwaltung nennen intern die Mitarbeiter der Redaktionen „die vom Fernsehen“, es gibt nur noch 17 Menschen in diesem Unternehmen, die eine Kamera bedienen können – einen davon kenne ich seit meiner Kindheit. Das Programm gilt, so ein alter Kalauer aus den Bürofluren der Öffentlich-Rechtlichen, ohnehin nur als Nebenprodukt einer mächtigen Verwaltung. Und diese größenwahnsinnige Bürokratie bekommt den Hals nicht voll genug: Fernsehen wird seit dem ersten Januar über eine Zwangssteuer finanziert und argumentativ unseren Krankenhäusern, Schulen und Parlamenten gleichgestellt. Dazu gibt es massive Schleichwerbung – und nicht nur bei „Wetten, dass …?“ Früher war es in der Produktion üblich, sich den Kostenaufwand über Schleichwerbung wieder reinzuholen. Man dreht in einem Krankenhaus? Ein Anruf beim Hersteller medizinischer Geräte, man bespricht wie lange das Produkt im Bild sein soll und fertig ist die Medienlaube. Ich habe zu diesem ganzen Elend einen radikalen Vorschlag: Wir brauchen nicht zwei öffentlich-rechtliche Paralleluniversen in Deutschland, das föderal aufgebaute System der ARD reicht völlig. Schließt das ZDF! Beendet das Programm! Dieser Sender ist so reformunfähig wie die SED.
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