Drei
Eigenschaften machen den erfolgreichen Politiker aus. Er agiert in der
Öffentlichkeit wie ein Schauspieler vor der Kamera, er redet wie ein
Gebrauchtwagenhändler und er ist inhaltlich so beweglich wie eine Schlange.
Ein
Paradebeispiel ist Söder, Bayerns ungekrönter König der Herzen. Er trägt immer
das passende Kostüm zur jeweiligen Rolle. Staatstragend im dunklen Anzug, in
Indien einen Turban oder auf dem Oktoberfest den Trachtenjanker – vermutlich
alles aus dem Fundus der Staatskanzlei oder der Agentur, die seine Auftritte
betreut. Seine bis zum Exzess dokumentierten Mahlzeiten sind immer auf
anbiedernde Weise volksnah. Bratwurst und Döner nehme ich ihm sogar noch ab,
auch wenn es derlei Fastfood bei Kabinettsklausuren sicher nicht geben dürfte.
Aber der Schweinefraß von McDonald’s? Ich nehme an, er beißt einmal für die
Kameras hinein und lässt den Rest liegen, wie die Promis bei Werbeaufnahmen oder
Schauspieler in Sitcoms, die bei ihren Tischgesprächen immer nur auf dem Teller
herumstochern und nur selten mal ein Salatblättchen in den Mund nehmen. Genauso
deplatziert war Friedrich Merz beim amerikanischen Bulettenbrater – als ob ein
Multimillionär mit Privatflugzeug jemals so tief sinken würde. Man sollte ja
als Politiker immer den aktuellen Butterpreis kennen, um Bodenhaftung zu
dokumentieren. Vielleicht fragt mal jemand Friedrich Merz nach dem Preis für
einen Big Mac.
Inhaltlich
kann jeder beliebig viele Beispiele für die Wendigkeit von Politikern aufzählen.
Söder forderte nach Fukushima 2011 den schnellen Ausstieg aus der Atomkraft, 2023
hätte er sich am liebsten an das letzte bayrische Kraftwerk Isar 2 gekettet, um
die Abschaltung des Atommeilers zu verhindern. Verbrenner-Aus, kein
Verbrenner-Aus. Baum umarmen, Grüne durch den Dreck ziehen. Merz kämpfte 2024 gegen
die Ampel noch erfolgreich für die Einhaltung der Schuldenbremse, nur um 2025
mehr Schulden zu beschließen als Kohl für die komplette deutsche Einheit.
Zusätzlich ist ein Drittel des aktuellen Bundeshaushalts schuldenfinanziert,
Schäuble würde sich im Grab umdrehen. Stromsenkung für alle? Mal hü, mal
nicht-hü.
Wie
wird man eigentlich Politiker? Man darf keine festen Standpunkte vertreten,
sondern sich in jungen Jahren der Mehrheitsmeinung der Partei anschließen. Außerdem
braucht man eine Seilschaft, neudeutsch Netzwerk genannt, an deren Spitze ein
etablierter Funktionär steht. Am besten, man macht sich anfangs im Wahlkampf
durch Plakate-Kleben und Flyer-Verteilen nützlich und wird später sein Mitarbeiter.
Man sollte nicht mit inhaltlichen Zielen in eine Partei eintreten, auf parteiinterne
Kontroversen verzichten, sondern einfach das Karriereziel Berufspolitiker im
Auge behalten. Tätigkeiten in anderen Berufsfeldern kosten nur wertvolle Zeit
auf dem Weg nach oben. Wer in die Politik geht, um die Gesellschaft zu
verändern, wird immer müde belächelt werden.
Ein
anderes Beispiel ist Julia Klöckner. Sie sieht blendend wie ein Filmstar aus,
trägt elegante Kleidung und setzt erfolgreich auf die Frauenquote, ohne das
Wort in den Mund zu nehmen (Julia Klöckner MdB zum Thema #Frauen in der Politik
- YouTube). Man
sollte sich von dieser Fassade nicht blenden lassen. Ich kannte ihre
langjährige Sekretärin sehr gut, als ich noch im Hunsrück gewohnt habe. Sie
hatte damals Gebärmutterkrebs im Frühstadium und das Organ musste ihr operativ
entfernt werden. Sie lag fünf Wochen im Krankenhaus. Frau Klöckner hat sie in
dieser Zeit nicht ein einziges Mal besucht, sie angerufen und auch nur eine
Genesungskarte geschickt, obwohl das Krankenhaus auf dem Hin- und Rückweg zu
ihrem Mainzer Dienstort lag. Klöckner feierte ihre Hochzeit in ihrem Heimatdorf
Guldental, danach gab es eine Feier, zu der auch ihre Sekretärin eingeladen
war. Das war die Veranstaltung für die Presse und den Pöpel. Anschließend gab es
in Koblenz, im kleinen Kreis der Promis und Parteigranden, noch ein Menü, das
von einem Sternekoch zubereitet wurde. Da ich in Schweppenhausen, nur wenige
Kilometer von Guldental entfernt, wohnte, kenne ich auch einen ehemaligen
Mitschüler vom Bad Kreuznacher Gymnasium an der Stadtmauer. Klöckner ist auf
einem Weingut aufgewachsen, also das Kind einer Bauernfamilie. Er sagte, sie
sei damals immer ein Bauerntrampel aus ärmlichen Verhältnissen gewesen. Man
kann blendend aussehen und trotzdem eine Blendgranate sein.
Gebärmutterkrebs ist schon schlimm genug. Da braucht frau nun wirklich nicht auch noch einen Anruf von einer windigen Nestlé-Drückerkolonnenführerin obendrauf, ich bitte Sie!
AntwortenLöschenDa geht es um das kleine Einmaleins der Umgangsformen, nicht um Politik. Die besagte Sekretärin arbeitet nicht nur für die CDU, sie ist selbstverständlich auch Parteimitglied. Nächstenliebe wird bei den Christdemokraten bekanntlich großgeschrieben ;o)
LöschenSelbstredend. Dicht gefolgt vom GLAUBEN (z.B. daran, dass Friedrich Merz uns noch herrlichen Tagen entgegenführen wird) und von der Hoffnung (dass zur nächsten Wahl die Leute nicht hingehen, deren Tage dann doch nicht so herrlich wurden).
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