Montag, 13. Oktober 2025

Adieu, Leberkäse


Blogstuff 1209

Das Problem vieler Migranten ist, dass sie sich nicht integrieren wollen. Zur Integration gehört in Deutschland aber zwingend der Konsum von Bier und Schweinefleisch. „Racial Profiling“ hat nichts mit Aussehen zu tun. Die Polizeibeamten riechen es, ob jemand Bier getrunken und Schweinefleisch gegessen hat. Sie können einem deutschen Beamten die Augen verbinden. Er geht durch eine U-Bahn und kann mit dem Zeigefinger auf die Person deuten, die nicht nach Bratwurst und Alkohol riecht. Das bedeutet automatisch: Ausweiskontrolle. Wenn der Migrant noch ein Schweizer Messer in der Tasche hat: fünf Jahre Gefängnis ohne Bewährung + anschließende Abschiebung.

Apropos Essen & Trinken. Eines der drängendsten Probleme unserer Zeit wurde endlich gelöst. Veganes und Vegetarisches darf nicht mehr mit urgermanischen Begriffen wie Schnitzel, Steak und Wurst in Verbindung gebracht werden. Jetzt könnte man endlos Witze über Hunde-Kuchen, Jäger-Schnitzel, Bienen-Stich, Bier-Schinken, Wurst-Salat, Roll-Mops usw. machen. Lesen Sie mal das Kleingedruckte bei Kinder-Schokolade. Bei der Herstellung wurde kein einziges Kind verarbeitet. Eigentlich kann dieser Beschluss des EU-Parlaments also nur der Anfang sein. Ich kenne niemanden, der jemals aus Versehen eine Tofu-Wurst gekauft hat. Offenbar hält uns Vati Staat für ein bisschen doof und möchte uns, in Gestalt des Patriarchen Merz, an die Hand nehmen. Als eingefleischter Carnivore hole ich mir meine Steaks übrigens immer beim Metzger, das ist am einfachsten und die Qualität stimmt. Ich frage mich aber, wie die Produzenten jetzt reagieren. Kommt die „Gartenschnitte“? Die „Sojarolle“? Darf man wenigstens noch „Aufschnitt“ sagen? Für mich hat die ganze Aktion den Ludergeruch von Sprachpolizei und Verbotspartei. Aber diese Begriffe hat die CDSU ja bekanntlich für linke und grüne Spinner reserviert.

Eine Verwechslung ist mir aber wirklich mal passiert. Ich war zu einer Silvesterparty eingeladen und wollte einen guten Sekt mitbringen. Also kaufte ich eine Flasche französischen Sekt, keinen Champagner, keinen Crémant, aber einen Sekt nach der Methode Champenoise. Unglücklicherweise war der Gastgeber ein Französischlehrer. Er wies mich auf das Kleingedruckte hin. Der Sekt war alkoholfrei. Den ganzen Abend konnte ich mir die dummen Sprüche anhören. Den ganzen Abend.

Russland und die USA unterstützen die AfD. Nicht nur Putin, sondern auch Trump ist ein „lupenreiner Demokrat“. Wer kann sie noch aufhalten? Die Brandmauer ist übrigens aus trockenem Holz.

In der aktuellen FIFA-Weltrangliste liegt Deutschland auf dem 12. Platz zwischen Marokko und Kolumbien. Ein Sieg gegen Luxemburg wird gefeiert.

Dieser Tag ist ein brutaler Einschnitt in mein Leben: 8. Oktober 2025. Ich habe mir für 2,95 € meine erste Lesebrille in einer Drogerie gekauft.

 

Sonntag, 12. Oktober 2025

Die Puppe


Ich hatte für ein paar Tage eine Wohnung in der Prager Josefstadt gebucht. Zwei helle große Zimmer, Küche, Bad. Tagsüber flanierte ich durch die Innenstadt, die ich von früheren Reisen gut kannte. Vierzig Jahre zuvor war ich zum ersten Mal hier gewesen, damals auf den Spuren Kafkas.

Eines Abends, ich kam nach Gulasch, Knödeln und fünf Gläsern des hervorragenden Biers in die Wohnung zurück, beschloss ich, einen Blick in die Abstellkammer am Ende des Flurs zu werfen. Vielleicht gab es hier noch Wein oder Schnaps? Ich öffnete die Tür und war überrascht. Der Raum war schmal, schien aber sehr lang zu sein, denn sein Ende verlor sich in der Dunkelheit.

Es gab keinen Lichtschalter, als ging ich ein paar Schritte hinein und wartete, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. An der rechten Wand befanden sich schlichte hölzerne Regale mit verstaubten Kisten, einer alten Schreibmaschine, Werkzeug und Einmachgläsern.

Ich ging etwas weiter und sah eine große Puppe, die im Regal saß. Offenbar eine Bauchrednerpuppe, denn sie hatte grotesk übertriebene Gesichtszüge, einen knallroten Mund und Augen ohne aufgemalte Pupillen. Ich hörte ein leises Wispern und konzentrierte mich auf den Klang. Waren es Worte?

„Komm näher“, flüsterte sie.

Ich ging tiefer in die Kammer hinein.

„Komm näher“, flüsterte sie.

Ich stellte mich vor sie. Nun konnte ich den gestickten Namen auf ihrem Kleid lesen. Loreley. Ein merkwürdiger Name für eine Puppe.

„Komm näher“, flüsterte sie.

Ich beugte den Kopf nach vorne und blickte direkt in ihre toten Augen.   

Plötzlich hatte ich das Gefühl, hinter mir sei etwas Unheimliches, doch ich hatte Angst, mich umzudrehen.

„Komm näher“, flüsterte sie.

Aber ich zögerte.

Da fiel die Tür zu und ich war in der Finsternis gefangen.

Einen Augenblick später erwachte ich schreiend in meinem Bett.

Das war das letzte Mal, dass ich eine Airbnb-Wohnung gebucht habe.

 

Samstag, 11. Oktober 2025

Hartz IV, Bürgergeld, Grundsicherung

 

Jetzt wollen die Schlaumeier aus der Bundesregierung also dem Betrug bei Sozialleistungen einen Riegel vorschieben und verkünden harte Sanktionen. Bonetti Media erklärt Ihnen exklusiv, wie Sozialbetrug in der Praxis läuft.

1.    Jeder Termin beim Job-Center wird wahrgenommen.

2.    Wenn das Job-Center einen Bewerbungstermin vermittelt, geht man zum Vorstellungsgespräch. Unrasiert, mit Schnapsfahne und in Jogginghosen. Man erwähnt gleich am Anfang, dass man vom Job-Center geschickt wurde. Sehr kurzes Gespräch. Das Job-Center erfährt vom Verlauf nichts, aber der Termin wurde wahrgenommen.

3.    Jeder Arbeitslose ist verpflichtet, mindestens fünf Bewerbungen pro Monat zu schreiben. Man sucht sich die Stellen im Internet raus, trägt sie ins Formular ein (Firmenname + Datum reicht) und gibt es einmal im Quartal beim Job-Center ab. Niemand überprüft das, aber es gibt fünf Euro Aufwandsentschädigung extra pro Bewerbung = Minimum 75 Euro pro Quartal.

4.    Wer auf Nummer Sicher gehen will, schickt die Bewerbungen tatsächlich ab. Ein allgemein gehaltenes Anschreiben mit sieben Tippfehlern und Kaffeefleck wird immer wieder kopiert. Ablehnung garantiert.

True Story. Nicht vergessen, Herr Merz: Der Langzeitarbeitslose ist auf seinem Gebiet auch ein Profi.  

Freitag, 10. Oktober 2025

Geplänkel – und dann?

 

Blogstuff 1208

„Ronald Reagan wurde einmal gefragt, wie ein Schauspieler Präsident der Vereinigten Staaten sein könne. Reagan entgegnete, dass er nicht verstehe, wie man US-Präsident sein könne, ohne Schauspieler zu sein.“ (Giuliano da Empoli) 

Jeder kennt die kleinen Kläffer vom Schulhof, die gerne die Großen ärgern und dann schnell wegrennen, wenn es ihnen zu gefährlich wird. Schon in der Antike gab es die Plänkler, die das gegnerische Heer durch kleine Angriffe oder Lärm vor der Schlacht provozierten. Daher der Begriff Geplänkel. Jetzt machen es die Russen mit Drohnen und vorher mit ihrer Schattenflotte. Es ist einer Großmacht unwürdig. Was bezweckt Putin damit? Ist er verzweifelt, gehen ihm die Ideen aus? Will er nach der Ukraine, die er seit dreieinhalb Jahren nicht besiegen kann, noch eine Auseinandersetzung mit der ganzen NATO riskieren, weil er glaubt, Trump hätte nicht die Eier, um auf den albernen Schwachsinn zu reagieren? Aber auch Frankreich und Großbritannien haben Atomwaffen, das wird oft vergessen.

1974. Mein Vater war begeisterter Segler und wir hatten eine kleine Jolle, die man auf einem Pkw-Anhänger transportieren konnte. Wir beide machten Urlaub auf einem Campingplatz am Laacher See in der Eifel. Mit unserem kleinen Zwei-Mann-Zelt wirkten wir zwischen den riesigen Wohnwagen der Holländer ziemlich verloren. Es kam der Tag des WM-Endspiels. Auf dem ganzen Platz gab es nur einen Fernseher, in der kleinen Kneipe des Besitzers, in der man einfache Kost wie Bratwurst und Pommes bestellen konnte. Drei Viertel der Zuschauer waren Holländer, der Rest Deutsche. Jeder kennt die Geschichte. Die Holländer haben Anstoß, stürmen auf das gegnerische Tor zu, Foul, Elfmeter. 1:0 in der ersten Minute. Sepp Maier ist der erste deutsche Spieler, der den Ball berührt, als er ihn aus dem Netz holt. Die Holländer tobten, ich hielt mich an meinem Fanta-Glas fest und wäre am liebsten im Boden versunken. Dann die legendäre Flugeinlage von Hölzenbein im gegnerischen Strafraum, die noch heute jede Schwalbe vor Neid erblassen lässt. 1:1. Drehschuss Müller. 2:1 noch vor der Halbzeit. Nach dem Spiel trotteten die Holländer hinaus und die Deutschen feierten wie auf jedem Schlussbild eines Asterix-Hefts. Als wir glücklich in unserem Zelt lagen, war es in den Wohnwagen um uns herum totenstill.

Mein Vater und ich waren damals in der DLRG. Da es am Rhein niemand zu retten gab, weil keiner in der Giftbrühe baden ging, versahen einige Mitglieder im Ingelheimer Schwimmbad ihren Dienst als Bademeister, darunter auch mein Vater. Eines Tages kam im Freibad ein Mann auf ihn zu und bat ihn, das Fünf-Meter-Brett freizugeben. Mein Vater verneinte, weil zu viele Menschen im Wasser seien. Da sagte der Mann, Herr Hinze, mit dessen Drillingen ich in einer Klasse war, er sei CDU-Ortsvorsitzender und verlange, das Sprungbrett jetzt freizugeben. Da hat mein Vater nur gelacht. Der CDU-Fraktionsvorsitzende mag im Stadtrat ein hohes Tier sein, aber wenn er in kurzen Hosten vor dem Bademeister steht, ist er in diesem Augenblick im Rang ganz klar unter meinem Vater. Aber viele Provinzpolitiker glauben, sie wären überall, wo sie hinkommen, der kleine König Kalle Wirsch.

Donnerstag, 9. Oktober 2025

The last, the worst and the most ugly

 

Blogstuff 1207

„In Gold We Trust“ (uramerikanisches Staatsmotto)

Es ist lustig, wie hilflos der deutsche Verteidigungsminister und der deutsche Innenminister auf die Kinderspielzeuge aka Drohnen aus Russland reagieren. Was macht ihr denn, wenn echte Waffen eingesetzt werden?

Nach einigen unangenehmen Vorfällen mit unbotmäßigen Fahrgästen hat Bonetti-Reisen beschlossen, in seinen Bussen nur noch andere Busfahrer zu befördern.

Im Nachhinein kam es mir schon spanisch vor. Ich klingelte an der Wohnungstür meiner Freundin und ein fremder Mann im Bademantel öffnete mir. Er sagte, er sei Klempner von Beruf und hätte gerade ein Rohr verlegt.

Zur Entspannung spiele ich ein Computerspiel, in dem ich eine Imbissbude habe. Currywurst, Pommes, Buletten, Würstchen, Kartoffelsalat, Softdrinks und Bier. Nette Gespräche mit Stammkunden, ab und zu ein nervtötender Fremder mit vielen Sonderwünschen, über den wir uns hinterher lustig machen können. Besser als Fernsehen oder die ganzen Ego-Shooter. 

Kosmetische Maßnahmen wie verkürzte Arbeitszeiten bekämpfen bei Burnout-Patienten die wirklichen Ursachen nie.

BILD bildet: „Wegen Wirtschaftsministerin: ‚Wenn ich einmal Reiche wär‘ aus dem Musical Anatevka ist wieder in den Charts.“

Hätten Sie’s gewusst? Das Licht in einer LED-Lampe entsteht durch die chemische Reaktion von Linoleum, Essig und Diesel.

Wieso ist „Essen auf Rädern“ nicht bei Lieferando?

Sparzwang bei den gesetzlichen Krankenversicherungen. Wenn man in der Apotheke ein Rezept vorlegt, bekommt man kein Medikament mehr, sondern nur einen Zettel mit der Aufschrift „Lachen ist die beste Medizin.“

9. Oktober 1976. FC Bayern – Schalke 0:7. Höchste Niederlage der Vereinsgeschichte.

Seit Tagen ist der Aufzug zum gefühlt hundertsten Mal außer Betrieb. Diesmal nicht wegen eines Defekts, sondern wegen „dringender Reparaturmaßnahmen“. Im Treppenhaus muss ich immer an Camus denken, wenn ich meine schwere Einkaufstüte hochschleppe: „Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“

Neulich im Café: Eine junge Frau bestellt einen Latte Macchiato, legt ein Buch daneben und daddelt dann endlos auf ihrem Handy herum. Wen willst du beeindrucken? Mach doch ein Foto für Insta von diesem Stillleben. Doofe Nuss.

 



Mittwoch, 8. Oktober 2025

Sie nannten ihn Putschkin

 

Blogstuff 1206

Wer steigt in einen Bus und nie wieder aus?

Draußen toben Sturmböen. Der Baum vor meinem Schreibtisch hat stabile und flexible Teile. Das lerne ich erst jetzt. Die Natur ist ganz schön clever.

Bonetti ist der vollendete Gentleman. Man könnte fünf Kugeln auf ihn abfeuern und er würde nur aus den Nadelstreifen bluten.

Mein Handy ist so alt, dass man nur mit ihm telefonieren kann, sonst nichts. Es hat also genauso viele Funktionen wie mein Korkenzieher.

Ich finde es gut, dass Rentner wieder arbeiten sollen. Das Rad steht erst still, wenn der Hamster tot ist.

Deutsche Redewendungen waren für mich schon immer ein Buch mit acht Siegeln.

Wie süß! Greta beschwert sich über die Haftbedingungen in Israel. Stundenlang habe sie weder Getränke noch Essen bekommen. Sie „sagte, sie habe lange Zeit auf harten Oberflächen gesessen“. Ach, herrje. Kein Hotelzimmer mit Minibar und Room Service? Ohne ihr Handy und Netflix? Das muss ein furchtbarer Tag gewesen sein. Ich habe mal eine Nacht in einem Knast in Texas verbracht. Nach dem Verhör, den obligatorischen Fotos und der Nummer mit den Fingerabdrücken gings in die Zelle. Eine harte Pritsche und eine kratzige Wolldecke waren alles. Am nächsten Morgen gab es einen Pappbecher mit Kaffee und eine Sweet Roll. Ich bin heute noch traumatisiert. Komme ich jetzt auch als Märtyrer in die Medien?

Die Politik des Berliner Senats ist so phantastisch, dass ich vor Begeisterung manchmal regelrecht fassungslos bin. Wähle ich im nächsten Jahr CDU oder SPD?

Er ist wieder da. Es war ja klar, dass der Kiezneurotiker aka Maschinist aka El Motzo die Finger nicht von der Tastatur lassen kann. Mit den bewährten Rubriken „Mein Patenhund und ich“, „Neulich in Ouagadougou“ und „Willkommen in der Bartspülhöhle“. betonflüsterer – Berlin ist nicht Haiti

KI in Deutschland? Ich bin froh, dass es UMTS gibt.

Gibt es in Deutschland mehr Rechtskurven oder mehr Linkskurven? – Das hängt von der Fahrtrichtung ab.

Wir haben ja nicht nur Helikopter-, sondern auch Cheerleader-Eltern. Zu meiner Zeit wurden Meilensteine der Entwicklung einfach nur abgenickt und man ging sofort zur Tagesordnung über. „Ich habe Abitur.“ „Ich habe mein Studium erfolgreich abgeschlossen.“ „Ich habe promoviert“. Kein Händedruck, kein Wort der Anerkennung, kein Festessen. Eigentlich hätte ich es gar nicht erwähnen müssen. Die vielen Interviews, die Zeitungsartikel, die Teilnahme an Fernsehtalkshows. Aber mit einer Hochzeit, drei Kinder und einem Haus wäre ich der Stolz der Familie geworden.

P.S.: Jemand, der während der Fahrt stirbt.

Dienstag, 7. Oktober 2025

Geld macht frei

 

Blogstuff 1205

In Frankreich sind fünf Regierungschefs in zwei Jahren zurückgetreten. Selbst in den schlimmsten Zeiten Italiens war der Verschleiß nicht so hoch. Im Vergleich ist Deutschland sehr stabil. Die Neuwahlen im Februar fanden nur sieben Monate vor dem regulären Wahltermin statt. Das Problem unseres Systems ist die Trägheit und die Ideenlosigkeit der handelnden Personen. Der angekündigte Herbst der Reformen ist schon jetzt ein Witz, es passiert einfach nichts. Es wird viel geredet und wenig gearbeitet. Die Regierungsmitglieder wären in jedem Unternehmen längst fristlos entlassen worden.

Der Reiher steht regungslos auf einem Bein im seichten Wasser und wartet geduldig, bis ein Fisch vorbeikommt. Das perfekte Leben. Wie mühsam und beschwerlich ist dagegen unser Alltag und unser Berufsleben.

Wir können unsere Überlegungen steuern, aber nicht unsere Träume. Sobald wir wach sind, rächt sich das Bewusstsein mit sekundenschnellem Vergessen.

Gerüchten zufolge könnte es zu Störungen des Raum-Zeit-Kontinuums kommen, wenn die Quantencomputer von Bonetti Media abgeschaltet werden, schreibt DER SPIEGEL in seiner Ausgabe 5/2027.

Ich sage ja immer: Fußball ist zu fünfzig Prozent Psychologie, fünfzig Prozent Leistung und Taktik, zehn Prozent Glück und zehn Prozent Fan-Unterstützung. Meine Meinung.

Warum gibt es keine Schuhe mit Magnetverschlüssen?

Was siehst du in deinen Träumen, wenn die Dämonen kommen? – Ich habe gesehen, wie ich im Sturm ein Spiegelei an einem Flaggenmast hisste. Nachmittagsnickerchen, 4. Oktober. Was sagt uns das, liebe Hobby-Freuds?

Wenn ich mich so richtig gründlich und ausgiebig am Arsch kratze, dauert es in etwa so lang wie eine Ruck-Rede des Bundeskanzlers.

Harry Kane. Nur 15 Tore in den neun Pflichtspielen dieser Saison. Für mich ein Fehleinkauf. Der Mann hat hundert Millionen gekostet. Warum hat man nicht für neunzig Millionen ein Trumpf-Ass wie Woltemade gekauft?

Geld macht nicht glücklich. Das stimmt. Auch wenn das Sprichwort eigentlich nur zur Selbstberuhigung der Armen entstanden ist. So wie mein Lieblingsspruch der Ossis in den neunziger Jahren, als sie alle arbeitslos geworden waren: Aber bei uns war der Sex besser. Woher soll ein armer Mensch wissen, welche Vorteile Reichtum hat? Woher soll ein Ossi wissen, wie der Sex im Westen ist? Aber eines kann man mit Gewissheit sagen: Geld macht frei. Es erlöst uns von der Knechtschaft der Erwerbsarbeit. Nur eine kleine Minderheit der Berufstätigen ist zufrieden, zumeist Selbstständige oder Menschen in kreativen Berufen. Der Rest leidet unter dem Joch der eintönigen Schufterei. Sehen Sie nur mal in die Gesichter der Frauen und Männer an den Supermarktkassen.

Schon lange nicht mehr gehört. Nömix und Glumm haben mich wieder drauf gebracht: Don McLean - Vincent ( Starry, Starry Night) With Lyrics

 

Montag, 6. Oktober 2025

Wie werde ich Politiker?

 

Drei Eigenschaften machen den erfolgreichen Politiker aus. Er agiert in der Öffentlichkeit wie ein Schauspieler vor der Kamera, er redet wie ein Gebrauchtwagenhändler und er ist inhaltlich so beweglich wie eine Schlange.

Ein Paradebeispiel ist Söder, Bayerns ungekrönter König der Herzen. Er trägt immer das passende Kostüm zur jeweiligen Rolle. Staatstragend im dunklen Anzug, in Indien einen Turban oder auf dem Oktoberfest den Trachtenjanker – vermutlich alles aus dem Fundus der Staatskanzlei oder der Agentur, die seine Auftritte betreut. Seine bis zum Exzess dokumentierten Mahlzeiten sind immer auf anbiedernde Weise volksnah. Bratwurst und Döner nehme ich ihm sogar noch ab, auch wenn es derlei Fastfood bei Kabinettsklausuren sicher nicht geben dürfte. Aber der Schweinefraß von McDonald’s? Ich nehme an, er beißt einmal für die Kameras hinein und lässt den Rest liegen, wie die Promis bei Werbeaufnahmen oder Schauspieler in Sitcoms, die bei ihren Tischgesprächen immer nur auf dem Teller herumstochern und nur selten mal ein Salatblättchen in den Mund nehmen. Genauso deplatziert war Friedrich Merz beim amerikanischen Bulettenbrater – als ob ein Multimillionär mit Privatflugzeug jemals so tief sinken würde. Man sollte ja als Politiker immer den aktuellen Butterpreis kennen, um Bodenhaftung zu dokumentieren. Vielleicht fragt mal jemand Friedrich Merz nach dem Preis für einen Big Mac.

Inhaltlich kann jeder beliebig viele Beispiele für die Wendigkeit von Politikern aufzählen. Söder forderte nach Fukushima 2011 den schnellen Ausstieg aus der Atomkraft, 2023 hätte er sich am liebsten an das letzte bayrische Kraftwerk Isar 2 gekettet, um die Abschaltung des Atommeilers zu verhindern. Verbrenner-Aus, kein Verbrenner-Aus. Baum umarmen, Grüne durch den Dreck ziehen. Merz kämpfte 2024 gegen die Ampel noch erfolgreich für die Einhaltung der Schuldenbremse, nur um 2025 mehr Schulden zu beschließen als Kohl für die komplette deutsche Einheit. Zusätzlich ist ein Drittel des aktuellen Bundeshaushalts schuldenfinanziert, Schäuble würde sich im Grab umdrehen. Stromsenkung für alle? Mal hü, mal nicht-hü.

Wie wird man eigentlich Politiker? Man darf keine festen Standpunkte vertreten, sondern sich in jungen Jahren der Mehrheitsmeinung der Partei anschließen. Außerdem braucht man eine Seilschaft, neudeutsch Netzwerk genannt, an deren Spitze ein etablierter Funktionär steht. Am besten, man macht sich anfangs im Wahlkampf durch Plakate-Kleben und Flyer-Verteilen nützlich und wird später sein Mitarbeiter. Man sollte nicht mit inhaltlichen Zielen in eine Partei eintreten, auf parteiinterne Kontroversen verzichten, sondern einfach das Karriereziel Berufspolitiker im Auge behalten. Tätigkeiten in anderen Berufsfeldern kosten nur wertvolle Zeit auf dem Weg nach oben. Wer in die Politik geht, um die Gesellschaft zu verändern, wird immer müde belächelt werden.

Ein anderes Beispiel ist Julia Klöckner. Sie sieht blendend wie ein Filmstar aus, trägt elegante Kleidung und setzt erfolgreich auf die Frauenquote, ohne das Wort in den Mund zu nehmen (Julia Klöckner MdB zum Thema #Frauen in der Politik - YouTube). Man sollte sich von dieser Fassade nicht blenden lassen. Ich kannte ihre langjährige Sekretärin sehr gut, als ich noch im Hunsrück gewohnt habe. Sie hatte damals Gebärmutterkrebs im Frühstadium und das Organ musste ihr operativ entfernt werden. Sie lag fünf Wochen im Krankenhaus. Frau Klöckner hat sie in dieser Zeit nicht ein einziges Mal besucht, sie angerufen und auch nur eine Genesungskarte geschickt, obwohl das Krankenhaus auf dem Hin- und Rückweg zu ihrem Mainzer Dienstort lag. Klöckner feierte ihre Hochzeit in ihrem Heimatdorf Guldental, danach gab es eine Feier, zu der auch ihre Sekretärin eingeladen war. Das war die Veranstaltung für die Presse und den Pöpel. Anschließend gab es in Koblenz, im kleinen Kreis der Promis und Parteigranden, noch ein Menü, das von einem Sternekoch zubereitet wurde. Da ich in Schweppenhausen, nur wenige Kilometer von Guldental entfernt, wohnte, kenne ich auch einen ehemaligen Mitschüler vom Bad Kreuznacher Gymnasium an der Stadtmauer. Klöckner ist auf einem Weingut aufgewachsen, also das Kind einer Bauernfamilie. Er sagte, sie sei damals immer ein Bauerntrampel aus ärmlichen Verhältnissen gewesen. Man kann blendend aussehen und trotzdem eine Blendgranate sein.     

 

Sonntag, 5. Oktober 2025

Zeit ist Geld

 

Im Nachhinein war mir klar, dass die Sache mit Renate ein großer Fehler gewesen ist. Aber die großen Fehler erkennt man immer zu spät, während einem die kleinen Fehler sofort auffallen.

Wir arbeiteten im selben Großraumbüro. Sie ist mir gleich aufgefallen. Die schmale gerade Nase, die eleganten kleinen Ohren, die grünen, leicht schrägen Katzenaugen. Sie sah aus wie die junge Sophia Loren, aber mit kurzen Haaren und Jeans, die ihrem süßen Hintern die verdiente Geltung verschafften.

Es dauerte ein halbes Jahr, bis ich den Mut hatte, mich in der Kantine an ihren Tisch zu setzen. Ich hatte, zum Erstaunen der adipösen Walküre an der Essensausgabe, die Gemüseplatte gewählt, obwohl Currywurst-Tag war. Über die unverbindlichen Themen Druckerstau, Übergangsjacken und Drohnenkrieg kamen wir schnell ins Gespräch. Vier Wochen später gingen wir zum ersten Mal zusammen essen. Wir bestellten uns Quiche und Rotwein und am Ende dieses wundervollen Abends stand ich in hellen Flammen.

Kurz und (damals noch) gut: Renate und ich wurden ein Paar. Sie erzählte mir eines Tages von ihrem großen Traum, eine Karibik-Kreuzfahrt zu machen. Damals habe ich ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen, aber dafür hatte ich kein Geld. Die Bank lehnte meinen Kreditantrag ab, also fragte ich einen Freund, wie man an 10.000 Euro herankäme. Er gab mir die Adresse von Don Alfredo di Mare e Monti.

Der Don war ein steinalter Grandseigneur, der im Hinterzimmer des Hinterzimmers einer Trattoria namens Tempi Passati residierte. Ich schilderte ihm mein Problem und er fragte mich, wie lange ich brauchen würde, um den Kredit abzubezahlen. Ich sagte, ein Jahr würde genügen, vielleicht auch zwei. Er sah mich lange prüfend an und antwortete, für zwei Jahre meiner Zeit würde er mir das Geld schenken. Ich begriff nicht, was er eigentlich meinte, willigte jedoch sofort ein.

Die Kreuzfahrt war wunderbar. Außenkabine mit großem Panoramafenster und Balkon, Fünf-Gänge-Menüs am Tisch des Kapitäns. Danach zog Renate zu mir in meine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung in Moabit. Jeden Morgen fuhren wir mit der U-Bahn zur Arbeit. Es wäre doch schön, ein Auto zu haben, sagte Renate eines Nachts. Also ging ich wieder zum Don. Für zehn Jahre meiner Lebenszeit bekam ich ein Porsche-Cabrio, mit dem Renate und ich an Côte d’Azur fuhren.

Renate wurde schwanger. Wir heirateten und beschlossen, aus der engen Wohnung in ein Haus am Stadtrand zu ziehen. Also ging ich wieder zum Don. Wie lange ich für ein Haus arbeiten müsste, fragte er mich. Dreißig Jahre, sagte ich leichthin. Ich verdiente immer noch nicht viel und Renate würde mit dem Kind zuhause bleiben. Er nickte und bald darauf zogen wir in ein schönes neues Haus in Steglitz.

Als Renate mich am Tag des Einzugs sah, erschrak sie. Sie sah mich fassungslos an und begann zu weinen. Ich konnte es mir nicht erklären, ging ins Bad und betrachtete mich im Spiegel. Mein Gesicht war von tiefen Falten zerfurcht und mein Haar war schlohweiß. Ich war erschöpft und setzte mich auf den Rand der Badewanne. Es half nichts, der Don musste mir wieder helfen.

Als ich sein Hinterzimmer betrat, war er völlig verändert. Er hatte volles schwarzes Haar und federte aus seinem Sessel, als er mich begrüßte. Ich schätzte ihn auf vierzig Jahre, nicht mehr. Ich fragte ihn, wie ich meine Jugend zurückbekäme. Er lachte nur. So viele Jahre könnte ich ihm nicht bieten. Ich ging hinaus, verlor meinen Job und Renate, das Haus wurde ihr nach der Scheidung zugesprochen und ich lebe seitdem in einem Obdachlosenheim.

 

Samstag, 4. Oktober 2025

Keine Macht den Drohnen

 

Blogstuff 1204

„Bonetti war ein ungewöhnlicher Mensch. Einmal bestellte er sich in einem Café ein englisches Frühstück. Als es serviert wurde, holte er einen Skizzenblock hervor und zeichnete es detailgenau. Nach einer halben Stunde bezahlte er und verließ das Lokal, ohne auch nur einen Bissen gegessen zu haben.“ (Holgi: Meine Memoiren)

Seit ich denken kann, sind die USA im Krieg. Was neu ist: Jetzt führen Trump und „Kriegsminister“ Hegseth Krieg im eigenen Land und gegen die eigene Bevölkerung. Die Generäle mussten alle in Washington antreten, wo ihnen erklärt wurde, amerikanische Städte wären demnächst ihr Übungsgelände. Das ist doch ein Fortschritt.  

In Berlin werden drei Hamas-Terroristen verhaftet, die Attentate auf jüdische Einrichtungen geplant hatten. Wo bleiben die Solidaritäts-Demos der queeren Community und der Studenten der Humboldt-Uni?

Kennen Sie Spaghetti Jaffle? Eine Spezialität aus Japan und Australien. Pasta in Tomatensoße zwischen zwei getoasteten Weißbrotscheiben. Den Snack gibt es an Imbissständen und ich will ihn sofort auch in Deutschland! 

Wahnsinn: der erste Schnee – in den Anden. Die Bundeswehr bringt Lebkuchen.

67 Prozent der Ostdeutschen sind aktuell unzufrieden mit der Demokratie. Da ist noch Luft nach oben.

Parkbank. Zwei uralte Männer, ein Deutscher und ein Koreaner. Der Deutsche erzählt vom Aufstand 1953, als wäre es gestern gewesen. Die deutsche Wiedervereinigung war ein Fehler, meint er, der Koreaner lächelt nur still.

„Munich Mavericks“ heißt das Computerspiel, das im Augenblick die Nr. 1 der Verkaufscharts ist. Man managt eine Basketballmannschaft, die in der Champions League gegen die Glasgow Globetrotters, Lüneburg Lakers, Vienna Heat und Bukarest Bulls antritt. Vor zehn Jahren, als Deutschland noch nicht Welt- und Europameister war, hieß das Spiel einfach „Turn- und Sportverein Travemünde“ und war ein Ladenhüter.

Mein Motto: Der deutsche Rentner, im Felde unbesiegt. Wenn ich die Jugendlichen sehe, kann ich mir nicht vorstellen, wie sie die Bundeswehr retten. Und wer soll denn das ganze Geld in die Rentenkasse einzahlen?

Mit dem glutenfreien Papierstrohhalm werden wir die Welt retten. Gibt es eigentlich eine Eisenbahnverbindung Berlin-Bangkok?

44 Prozent aller US-Amerikaner haben in Fastfood-Restaurants schon mal ein Happy Meal oder ein anderes Angebot für Kinder mitgenommen, um Geld zu sparen. Außerdem mag ich das Spielzeug.

Seit Greta sich nicht mehr fürs Klima interessiert, gibt es keine Dürre-Sommer mehr. Beginn der Heizperiode in meiner Wohnung: 30. September.

 

Freitag, 3. Oktober 2025

35 Jahre neue Kolonien

 

In den späten neunziger Jahren haben wir mal mit ein paar Leuten ein Bauernhaus in einem Eifeldorf gemietet, um dort die Zeit zwischen den Jahren und Silvester zu verbringen. Die Tür am Ende des Flurs führte in eine dunkle Scheune, die voller Gerümpel war. Aber von dort kam man in einen Anbau, ein Zimmer von etwa zwanzig Quadratmeter Größe mit einem Doppelbett und einem offenen Kamin, durch dessen Fenster man das verschneite Dorf sehen konnte. Niemand hätte hier noch einen Raum vermutet, er war ein unerwartetes Anhängsel des Hauses und wir nannten ihn scherzhaft „DDR“. Hier verbrachten meine Freundin und ich die Nächte.

Ich erinnerte mich an meinen ersten Besuch in der DDR 1980. Die BRD war gerade durch zwei Tore von Horst Hrubesch gegen Belgien Fußballeuropameister geworden und hatte die Olympischen Spiele in Moskau boykottiert, weil die Sowjetunion in Afghanistan einmarschiert war, eine Schandtat, die kein westliches Land je begehen würde.

Ich besuchte die Kleinstadt, in der meine Großeltern gelebt hatten. Es war erschütternd. Schon am Ortseingang kamen mir ausgemergelte Kinder barfuß und in Lumpen entgegen und bettelten um Brot. Ich gab ihnen Kinder-Schokolade und erzählte ihnen, dass sich bei uns im Westen die Supermarktregale unter der Last köstlicher Süßigkeiten biegen würden.

Es war sehr kalt im Osten und mir fiel auf, dass die Häuser keine Dächer hatten. Vermutlich in den Westen verkauft, um an die begehrten Devisen oder ein paar Bananen ranzukommen. Durch die verstaubten Fenster sah ich, wie die Menschen in ihren ärmlichen Behausungen Schnee schaufelten, um wenigstens das Wohnzimmer von den weißen Massen zu befreien.

Auf den Straßen sah ich keine Autos, nur ab und zu einen SED-Funktionär in grüner Uniform und mit Mao-Bibel in der Hand, der in einer Rikscha zum nächsten stalinesischen Parteibüro gezogen wurde. Ich ging in einen Blumenladen, weil ich meinen Großeltern einen Strauß aufs Grab legen wollte, aber es gab keine Blumen. Ich fragte die Verkäuferin, warum sie überhaupt im Laden stehen würde, und sie sagte, die Partei wolle in jedem Ort einen Blumenladen, obwohl es in der ganzen DDR nicht eine einzige Blume gäbe. Die DDR hatte nur eine Farbe: grau.

Auf dem Friedhof gab es keinen einzigen Grabstein. Auf einer verwitterten Bank saß ein alter Mann, der Friedhofswärter. Ich fragte ihn nach dem Grab meiner Großeltern. Er erklärte mir, seit dem VII. Parteitag gäbe es keine Beerdigungen und Gräber mehr, weil Walter Ulbricht erklärt habe, der sozialistische Mensch sei unsterblich. Ich ging in einen „Kaffeeschuppen“, das DDR-Wort für Coffeeshop, und bestellte einen Cappuccino. Fassungslose Gesichter beim Personal. Eine Frau warf eine Handvoll Gerstenkörner in eine Mühle, übergoss die Brösel mit lauwarmem Wasser und nannte es Muckefuck.

Zum Glück gibt es dieses furchtbare Land nicht mehr, aber nach der Wiedervereinigung haben die Ossis die Deutsche Bahn und die Verwaltung übernommen und alles ruiniert. Der Osten ist im Westen nicht glücklich geworden und der Westen konnte mit dem Osten nie etwas anfangen. Es erinnert mich an meinen Urgroßvater, der im Kaiserreich als Kolonialoffizier in Afrika war. Er brachte von der Großwildjagd zahlreiche Felle und zwei Elefantenschädel mit, die er neben dem Portal seiner Villa aufstellen ließ. Und Malaria, die in Jahrzehnte später umbrachte.       



 

Donnerstag, 2. Oktober 2025

Elektro-Wochen bei Elektro-Jochen

 

Blogstuff 1203

Berlin bekommt eine Helmut-Kohl-Allee. Es wird die Straße zwischen Konrad-Adenauer-Haus und Siegessäule.

„Pizza Zulu“ in Fürth hängt ein Schild an den Laden, wonach israelische Staatsbürger nicht mehr bedient werden. Ich schreibe als Kundenrezension bei Google Maps, sie sollten ihren Drecksladen doch gleich in „Pizza Mussolini“ umbenennen. Wurde nicht veröffentlicht, Google schickt mir eine Mail, sie würden sich weigern. Mal sehen, ob diese Info auf meinem Google-Blog veröffentlicht wird. Scheiß-Nazis.

Wortspielhölle Berlin. Jetzt gibt es also ein Restaurant namens „Schmatzinsel“ in Frohnau.

Die wöchentlich erscheinende Zeitschrift „Der Vogelbeobachter“ ist vermutlich gesichert rechtsextrem und wird vom Bundesverband der veganen Ornnithologen beobachtet.

Ich kenne nur ein polnisches Wort: Kurva. Aber das könnte ich den ganzen Tag sagen.

Union = endlos in der Regierung Scheiße bauen und dann ganz kurz Rot-Grün dranlassen, die hinterher an allem schuld sind. Klappt immer.

Es gibt Gänse, die im Herbst nach Süden fliegen, und es gibt Gänse, die am Martinstag oder an Weihnachten gegessen werden.

***

„Haben Sie es schon gehört?“

„Was?“

„Bonetti ist ins Krankenhaus eingeliefert worden.“

„O mein Gott, was ist passiert?“

„Es begann mit Wortschatzproblemen.“

„Und dann?“

„Dann machte er eine Reihe von ernsthaften Rechtschreibfehlern.“

„Deswegen muss man doch nicht ins Krankenhaus.“

„Aber der Dialog zwischen Pro- und Antilope. Oder Kalauer wie ‚Ich wollte einen Witz über die Deutsche Bahn machen, aber ich wusste nicht, ob der ankommt.‘ Ein einziger Alptraum.“

„Und jetzt?“

„Er fing an, Witze über Sauerteigbrot zu machen. Es gibt keinen einzigen guten Witz über Sauerteigbrot. Mario Barth baut ihn in der Reha langsam wieder auf.“


Bonetti geht aufs Oktoberfest.

Mittwoch, 1. Oktober 2025

Sonnenuntergang – Diesmal ohne Sonne


Blogstuff 1202

„Wer sich im Kreis dreht, bekommt von allen Seiten Gegenwind.“ (Konfuzius)

Im Rahmen der sozialistischen Kulturarbeit habe ich einen roten Stern gebastelt. Wer hat Interesse?

Bei meiner Beerdigung möchte ich ein halbes Dutzend Italiener in dunklen Anzügen und mit Sonnenbrille haben, die Patronen in mein offenes Grab werfen.

Mein eigentliches Ich wohnt in einem kleinen Mansardenzimmer über dem rechten Ohr. Es ist dunkel. Wenn ich das Licht sehen will, muss ich zu einer Augenhöhle gehen.

Für den Undercover-Job bei der Polizei habe ich mir „ACAB“ auf die Stirn und Hakenkreuze auf die Backen tätowieren lassen. Mein ganzer Körper sieht aus wie ein Bilderbuch und ist zugepierct wie ein Schlüsselbrett. Aber nach fünf Jahren konnten wir endlich Rüdiger Capone überführen.

Er kommt die Treppe heraufgerannt. Achtzig Stufen. Usain Bolt nix dagegen. Ein junger Mann mit Turban und einem Lachen. In einer Bierkiste sind zwei Flaschen Wein und drei Flaschen Bier, mit denen ich in Würde durch den Sonntagnachmittag kommen werde. In einer schwarzen Box ist meine Jumbo-Pizza – Salami, Pepperoni-Salami, Bacon, drei Käsesorten, kein Rucola, kein Gemüse. Die Inder, die inzwischen auch im Supermarkt an der Kasse sitzen, werden die Service-Wüste Berlin erlösen. Kommt in meine Stadt!

Bonetti ist kein Mann für eine Nacht. Noch nicht mal für eine halb Stunde, denn dann schnarcht er schon.

Idee: Rockstar aus den 60ern auf einer Party heute. Peinlich. Macho. Zugedröhnt und total besoffen. Wer schreibt die Story?

Ich bin ja ohne Internet, DVDs, Playstation und Fernsehen rund um die Uhr aufgewachsen. Ich weiß gar nicht, wie wir damals den Tag rumgebracht haben, vor allem in den Ferien. Fernsehen gab es erst ab 17 Uhr und dann hat man uns Stummfilme („Väter der Klamotte“) gezeigt, so alt bin ich. Hamburger, Pizza oder Sushi kannten wir gar nicht. Ich bin vor meinem 18. Geburtstag nur einmal geflogen, mit Neckermann nach Malle. Da habe ich von der Stewardess ein kleines Modellflugzeug und zwei Ansichtskarten mit unserem Flugzeug drauf bekommen und durfte ins Cockpit. Wenn ich mich vor Aufregung nicht fast eingeschissen hätte, hätte ich mit dem Kapitän reden können. Flugkapitän kam damals direkt nach Bundespräsident, diese Leute konnten noch Wasser in Wein verwandeln. Nach den Sommerferien musste ich haarklein von diesem Abenteuer berichten, eine ganze Traube von Mitschülern hatte sich um mich gebildet. Die Generation Z ist bestimmt schon hundert Mal geflogen, aber sie war sicher nie im Cockpit. Ich zehre noch heute von diesen aufregenden Abenteuern.