Heute Morgen bin ich um fünf
aufgewacht und dachte mir, es sei noch viel zu früh, um aufzustehen. Also
machte ich noch ein kleines Nickerchen bis acht. Als ich aufwachte, schoss mir
für eine Millisekunde der Gedanke durch den Kopf, ich hätte verschlafen. Aber
dann musste ich grinsen. Ich kann gar nicht verschlafen. Ich kann auch keinen
Wecker überhören, weil ich seit zehn Jahren keinen Wecker mehr gestellt habe.
Am 30. November 2011 war mein
letzter Arbeitstag als Kiezschreiber. Am nächsten Tag begann die große
Freiheit, die nur den Auserwählten vorbehalten ist, die ihr Leben der Kunst
gewidmet haben – auch wenn es an den meisten Tagen nur die Kunst des Kalauers
ist. Schon in den drei Jahren als Kiezschreiber klingelte der Wecker fast nie.
Alle Termine waren nachmittags oder abends, ich hatte eine günstige
BVG-Monatskarte, die jeden Tag erst ab zehn Uhr gültig war.
Zehn Jahre bin ich heute auf den
Tag genau Schriftsteller. Ich schreibe inzwischen tatsächlich jeden Tag und der
noble Beruf adelt meinen Lebenslauf. Was wäre, wenn ich sagte, ich sei ein
Müßiggänger, ein Bonvivant, ein Bruder Leichtfuß, ein Taugenichts, der sich durch den
Tag treiben lässt und in seiner Bücherwelt lebt? Mögen mir weitere zehn Jahre bis
zum 1. Dezember 2031 beschieden sein.
Ich bin das Kind in der ersten Reihe ganz links. Oder in der ersten Reihe ganz rechts.
Man kanns den Kindern nicht früh genug sagen: Macht ne Raute auf Fotos ! Steht nicht mit Buckel und hängenden Armen da ! Das fällt alles auf die Eltern zurück.
AntwortenLöschenDer Typ mit den Hosenträgern, der vorne in der Mitte steht, ist heute sicher Rechtsanwalt und das Mädchen links neben ihm Zahnärztin.
LöschenDas Mädchen links im rotgrünen Karo sah als Kind schon aus wie ihre Mutter.
AntwortenLöschenDer Held in Strumpfhosen ist heute Investmentbanker.