Es ist
Sonntag, der 19. September. Noch eine Woche bis zur Bundestagswahl. Wir
befinden uns in der Villa Bonetti, einem prächtigen Gründerzeitbau am Wannsee.
Punkt
13 Uhr führt Johann, Bonettis Kammerdiener, Jan Fleischhauer und Ulf Poschardt
in den eichenholzgetäfelten Speisesaal. Der Focus-Kolumnist und der
Chefredakteur der WELT sind langjährige Freunde des allseits beliebten und
bekannten Medienunternehmers.
Sie
setzen sich an den Tisch, wo ihnen sogleich ein Glas Champagner als Aperitif
serviert wird. Dann bringt der Leibkoch Bonettis den Rehrücken auf einem
Silbertablett. Als Beilagen gibt es Serviettenknödel, Rosenkohl,
karamellisierte Maroni und Preiselbeersoße. Frau Bonetti, die eine cremefarbene
Seidenbluse und eine Perlenkette trägt, lässt es sich nicht nehmen, den Herren
selbst die erste Portion auf den Teller zu legen. Dann zieht sie sich zurück,
da die Männer heute etwas Wichtiges zu besprechen haben.
Sie
beginnen zu essen.
„Es
schmeckt vorzüglich“, sagt Fleischhauer.
„Ganz
großartig“, sagt Poschardt.
„Selbst
geschossen“, sagt Bonetti.
Beim
Nachtisch – es werden Mirabellentörtchen mit Ahorn-Pekannuss-Eis serviert –
kommen sie zum eigentlichen Thema.
„Wir
stehen kurz vor einem kommunistischen Putsch“, sagt Bonetti. „Mit Scholz könnten
wir einen linksextremistischen Kanzler bekommen. Es drohen Steuererhöhungen,
Enteignungen und unternehmensfeindliche Gesetze. Vielleicht sogar ein
Staatsbankrott und der Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft. Wie sie wissen,
bin ich finanziell stark in den Bereichen Braunkohle, Rüstung, Schweinemast und
Automobilindustrie engagiert. Was können wir tun, um das zu verhindern?“
„Ich
habe da eine tolle Idee, wie wir Scholz noch stoppen können. Wir haben seine
ehemalige Sekretärin für hunderttausend Euro gekauft. Sie wird unter Eid
aussagen, dass sie von Scholz vergewaltigt wurde“, sagt Poschardt. „Ich könnte
eine entsprechende Medienkampagne bei Springer inszenieren.“
„Ausgezeichnet“,
sagt Fleischhauer. „Ich habe gute Kontakte zu einigen Großkonzernen. Sie
könnten damit drohen, das Land zu verlassen, wenn dieses linksgrün-versiffte
Gesocks an die Macht kommt.“
„Das
gefällt mir sehr gut, Freunde.“ Bonetti strahlt. „So machen wir’s. Vielleicht
könnte Laschet noch persönlich ein kleines Kind aus einem Brunnen retten? Irgendwas
mit Herz als Krönung unserer Aktion? Wir müssen die Diktatur des Proletariats
auf jeden Fall verhindern.“
„Jawohl,
mein Schriftführer“, rufen Poschardt und Fleischhauer wie aus einem Mund.
Joy
Division - New Dawn Fades (a music video) - YouTube
Wäre bei Poschardt und Fleischhauer "Walked In Line" nicht passender gewesen als "New Dawn Fades"?;) No Love Lost.
AntwortenLöschenIch lese gerade "Record Play Pause" von Stephen Morris. Anderer Stil als das JD-Buch von Peter Hook, gefällt mir aber von den Memoirs der "remaining members" derzeit noch am Besten. Ich mag das von Hook, fand von ihm aber "Substance" besser. "Chapter and Verse" von Sumner ist auch nicht schlecht, das mochte ich auch, kam mir aber "very artistic" vor. Was nicht schlecht ist, der wollte halt wirklich ein Memoir schreiben, während die anderen zwei mehr oder weniger einfach heruntererzählen, was dann auf mich authentischer gewirkt hat. Ich warte auf den zweiten Teil von Morris', aber der Brexit trifft eben auch Buchvorbestellungen.
Mein Englisch ist nicht gut genug, um solche Bücher zu lesen. Ich befinde mich mit David Charney und "Sensei" gerade im Japan des 12. Jahrhunderts und danach geht es mit Frederik Pohl und "Jenseits des blauen Horizonts" zu einer untergegangenen extraterrestrischen Zivilisation.
LöschenIch lese mit Ausnahmen auf Englisch, was auf Englisch erschienen ist. Zumindest "Unknown Pleasures" (also der JD-Band) von Peter Hook ist 2013 auch auf Deutsch erschienen, frag mich aber bitte nicht nach der Qualität der Übersetzung, ich kenne sie nicht. Im Englischen merkt man ihm die "working class" sprachlich gut an, aber das will er auch. Kann sein, dass das auf Deutsch glattgebügelt wurde, weil er ständig das F-Wort sagt. Bernard Sumner gibt es als "New Order, Joy Division und ich" auch auf Deutsch. Auch da, keine Ahnung bezüglich der Qualität der Übersetzung, könnte ziemlich einschläfernd sein, weil im Original sprachlich recht prosaisch, meiner Ansicht nach sehr Wie möchte ich rüberkommen? und sehr selektiv, manchmal meinem Eindruck nach etwas weinerlich. Er möchte sich als Künstler darstellen (Hook und Morris wollen das beide nicht) Trotzdem nicht schlecht, wenn man bereit ist im Hinterkopf zu halten, was das für ein Mensch ist.
LöschenDie letzten Fiktionen, die ich gelesen habe waren "Hawaii" von Cihan Acar (spielt in Hessen) und "Dance or Die" von Jessika Westen (erstmals letztes Jahr kurz nach Erscheinen gelesen, thematisiert die Loveparade von 2010). Beide gut. Ah, "Frieda" von Dagmar Fohl, biographicher Roman über Elfriede Lohse-Wächtler. Ich mochte die Sprache, ist aber nicht allerleuts Sache.
Kind liest gerade das Buch von Marcus Rashford, wollte er zum Geburtstag haben.
Ehrentag der Elefanten 2021
AntwortenLöschen22. September 2021 in der Welt
und heutigem HERBSTANFANG mit gestrigem Vollmond ... damit vollauf beschäftigt bin ... gar keine Zeit mehr zum Lesen hab ... geschweige denn Zukunfts-VISIONEN oder gar Schauergeschichten ;))) *hehe*
"einer untergegangenen extraterrestrischen Zivilisation" - freust dich wohl schon?
AntwortenLöschenDie Gefahren durch FCKW wurden rel. schnell erkannt und beseitigt.
AntwortenLöschenMan liest/hört, daß sich das Ozonloch sogar wieder verkleinern würde.
Warum wurde hier so schnell gehandelt ?
Weil die Herrschenden auch nicht zuschauen wollten, wie ihre Kinder/Enkel am heimischen Pool oder im Urlaub auf der Jacht bei lebendigem Leib verbrennen.
Wie weit muß es also kommen, bis die allg. herrschenden Zustände auch vor den gated communities, den condominios oder den Hochsicherheitsvillen nicht mehr halt machen ? Bis es sich auch für die Herrschenden nicht mehr gut anfühlt ?
Corona ist so was, das kann durch die Hausangestellten hereingeschleppt werden und macht vor nichts halt. Also wird hier zügig gehandelt. Wäre es eine Seuche der Armen, die nur in den Vierteln grassieren würde, ich wette, es hätte erst mal keine Sau gejuckt.
So wie z.B. Hunger, Hungertod oder Krankheit und Tod durch Hunger und Unterernährung.
Aber allg. Armut ? Ha ! Das ist scheißegal.
Manchmal habe ich den Eindruck, es wird gewünscht, so kann man sich endlich auch hier in D mehrere Hausangestellte leisten, gleich eine ganze Familie, wie in vielen anderen Ländern bereits üblich. Weil sparen möchte man ja trotzdem noch.
Schon mal drüber nachgedacht, warum du die " Herrschenden " herrschen lässt ?
LöschenFühlst dich in der Rolle des Beherrschten sicher, nä ?!
Hast dich mit der Klassengesellschaft abgefunden, nä ?!
Meine Antwort auf diese Fragen ist klar: Da ich zur herrschenden Klasse gehöre (siehe Flatters profunde Analyse vor ein paar Tagen), finde ich die Klassengesellschaft gut. Zum Glück gibt es im Bundestag keine einzige Partei, die das ändern möchte :o)
LöschenFlatter muss mal ganz ruhig sein. Er ist selbst Herrscher. Er ist der Kaligula von Klein Bloggersdorf.
LöschenMan muss nur über die Reichstagstreppe in den Bundestag eindringen.Im Plenarsaal sitzt das Zentrum der Macht.
Es genügt schon vorm Bundestag zu zelten. Die kriegen dann ein schlechtes Gewissen und die Welt ändert sich.
Sorry, Anonym 12:11, habe gerade aus Versehen einen Kommentar gelöscht, der vermutlich von Ihnen stammt.
LöschenIch hab´s gerade erst gelesen.
AntwortenLöschenHätte ich so garnicht bemerkt.
Kann ja nicht 50 Blogs am Tag durcharbeiten.
"Warum wir Feinde sind"
Wat hamwa jelacht !!
Großartig !!
Und alle drüber über die Bitch.
Lasst mich vor, will auch ficken !!!
( Also die Kommentare, hoffe Sie verstehen. )
Hah....muß erst noch ne Träne wegwischen.
Das Leben ist schön !
Wer ist "alle"?
LöschenWieder so ein Kommentator der wenig bis keine Lesekompetenz hat, aber fei(y)nsinnige Ironie ist nun man nicht jedermanns Sache.
Jetzed Jetzed... ( means: keep cool )
LöschenIch habe in der Tat nicht alle 40 Kommentare gelesen.
Aber bei "Kompetenz" bitte die Contenance wahren.
Habe aber jetzt tatsächlich mal alle Kommentare kurz gescannt.
Irgenwie ist dabei nichts hängengeblieben.
Es kann also nicht substantielles dabei gewesen sein.
Thousandsassa Bonetti! You are me one!
AntwortenLöschenAlways high, never down.
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