Langjährige Leser wissen, dass
ich ein merkwürdiger Mensch bin mich für die Einkäufe
anderer Menschen interessiere. Ich nehme Einkaufszettel und Kassenbons aus
leeren Einkaufswagen, um sie zuhause in Ruhe zu studieren.
Dem ersten Zettel können wir
entnehmen, dass die Zubereitung eines Gulaschs geplant ist. „Knorr Fix Pap. Gu“
(=> Paprikagulasch) ist die Basis für das Mittagessen eines Amateurkochs. Die
„Gulasch Keule“ für 6,45 € deutet preislich auf ein Essen für zwei Personen hin.
Geradezu ins Schwärmen komme ich bei zwei halben Fleischwürsten. Warum nicht
eine ganze? Aber der Käufer lebt vermutlich in einer Doppelhaushälfte. Das
einzig Gesunde ist die Gurke, aber bitte nur „Mini“. Es ist mit 1,10 € der
billigste Posten auf dem Bon.
Dem zweiten Zettel ordne ich
einen adipösen Akademiker zu. Die bedeutendsten Posten sind ein Rumpsteak für 12,56
€ und Wein für 13,95 €. Die Salami bitte in Spitzenqualität, der Bacon ist Bio
und das Toastbrot Vollkorn. Die sechs Eier für 1,99 sind vermutlich vom
Kobe-Huhn. Eine vogelwilde Mischung aus Fruchtsaft und Kuchen, Pudding und
Gemüse. Hier kämpfen offenbar zwei Mägen und zwei Lebern in einer Brust. Das
abendliche Brot nennt sich „Vital & Fit“, bevor sich der Käufer in die
nächtliche Hölle aus Crackern und Käse-Dip begibt.
Der
dritte Zettel wurde von einer Frau geschrieben. Da lege ich mich jetzt mal
fest. Unmengen an Gemüse, viel Käse und kein Aufschnitt – und mal im Ernst:
Männer kaufen kein Nesquik. Die Schrift bereitet zunächst einige
Schwierigkeiten, aber die Kicherrolle entpuppt sich als Küchenrolle, die blauen
Frikadellen als kleine Frikadellen und der Gouda am Stock als Gouda am Stück.
Was, bitte schön, sind denn gelbe Erbsen und wozu braucht man die? Creme
Fraiche und
Schmand? Wiener Würstchen und billiges Weißbrot passen wiederum zur hiesigen
Landbevölkerung, genau wie der Spundekäs, eine Spezialität Rheinhessens, die es
in anderen Bundesländern nicht gibt. Typ kleine Angestellte, alleinlebend, aber
mit gelegentlichem Männerbesuch (Frikadellen!). Allerdings fehlt das Bier für
eine funktionierende Beziehung. Fragen über Fragen …
Falco - Junge Roemer (Aus
dem Film "Helden von Heute" 20.10.1984) - YouTube
Der "adipöse Akademiker" zeigt beim Erwerb von 5 Flaschen Müller Thurgau zu 2,79 €, daß er bei Wein noch dazulernen könnte.
AntwortenLöschenUnd der handgeschriebene Zettel der Person X, vermutlich weiblich, zeigt die allgemeine Tendenz, daß der eigentliche Sinn einer Handschrift, nämlich die Übermittelung von Information, nicht mehr verstanden wird.
Ich beobachte das auch im Freundes/Bekanntenkreis.
Man ist manches mal richtiggehend stolz auf eine nicht entzifferbare Handschrift.
Da kann ich auch gleich in Suaheli sprechen und mich freuen, daß mich keiner versteht.
Schwachsinn.
Der Einkaufszettel dient nicht der Übermittlung von Information. Den muss man nur selbst lesen können. Ihr Kommentar ist also Schwachsinn ;o)
LöschenDafür liebe ich diesen Blog! Gerne viel mehr Kassenboncontent hier <3
AntwortenLöschenSchick mir Kassenbons an ebi41@gmx.net
LöschenWenn die Salami wirklich Spitzenqualität war, dann können es bei dem Preis höchstens 50g gewesen sein. Kaufst Du 50 g Wurst ? Nein !
AntwortenLöschenConclusio: Der Zettel stammt von einer Frau.
Es sind 80g. Eingeschweißte Wurst. "Spitzenqualität" ist ja kein geschützter Begriff. Der Käufer war definitiv männlich ;o)
LöschenDu Schlingel :)
LöschenDefinitiv ... bist DU ein MENSCH ... Tiere undoder andere Geschöpfe können DAS hier nicht ... ODER !?!
AntwortenLöschen*schwörend...LOL...t*
Die 3 Beispiele zeigen, wie gut sich ein Käuferprofil anfertigen läßt. Bei Lebensmitteleinkäufen ist das ja noch harmlos.
AntwortenLöschenDazu müssen Sie sich kurz vergegenwärtigen, welche Besonderheiten Ihre Person und Ihr Sozialverhalten - im umfassenden Sinn - ausmachen, und wieviel davon sich bereits in Datensammlungen öffentlicher und privater Art findet.
Dazu gehören etwa praktisch lückenlose Informationen über Ihren Gesundheitszustand, Ihren Körperbefund und Ihre Krankheiten, weiterhin über Ihre gesamten sozialen Kontakte, Ihr Reiseverhalten einschließlich aller Vorlieben, Ihre bevorzugten Lektüren, Filme, Auto-, Kleidungs- und Gerätemarken, Ihre Ernährung, Hobbies, Partnerpräferenzen, Ihr mediales Kommunikationsverhalten einschließlich Ihrer Sprachkompetenz, Lieblingsthemen und charakterlichen Schwachpunkte, Ihre beruflichen oder außerberuflichen Kompetenzen und Interessengebiete. Die Liste ließe sich verlängern. Sie ist unschwer zusammenstellbar aus einer Auswertung von vollkommen gewöhnlichen Datensammlungen der von Ihnen autorisierten Bank-, Kreditkarten-, Reise-, Versand- und Medienunternehmen. Überdies schreiben Sie vermutlich seit Jahrzehnten unverschlüsselte E-Mails über Server und Knotenpunkte in Australien, Nevada oder Taiwan, die jeder, der es möchte, lesen, speichern und seinerseits nach Ihnen unbekannten Methoden auswerten kann. Zusätzlich laufen Sie mit immer online geschalteten Mobiltelefonen herum und texten die Cloud-Welt voll mit Ihren jeweils neuesten Nachrichten über Ihr Liebesleben.
Ich finde es schön, wenn andere Menschen sich für mich interessieren.
LöschenDa die zwei "halben" Fleischwürste exakt den selben Preis ausweisen, dürfte es sich nicht um an der Fleischtheke ausgewogene Ware handeln, sondern um vorverpackte Ware, so dass das "halbe" wohl nur ein Hinweis für den Verbraucher ist.
AntwortenLöschenDer kurioseste Einkaufsbon, den ich jemals fand, wies ein Guthaben von über 40.000 Payback Punkten aus. 400 €, Payback als inflationsgeschützte Anlageform.
Und dann verliert man die Payback-Karte und steht genauso doof da wie mancher Bitcoin-Millionär mit kaputtem Computer.
LöschenGelbe Erbsen findet man überwiegend getrocknet im Supermarkt vor.
AntwortenLöschenIhr Vorteil gegenüber getrockneten grünen Erbsen ist die deutlich kürzere Garzeit nach dem Einweichen.
Wenn man einen Eintopf von A-Z selbst herstellt, sind getrocknete Hülsenfrüchte erste Wahl.
Danke. Selbstgemachten Eintopf kenne ich nur von älteren Frauen. Ein weiterer Hinweis auf das Geschlecht der Einkäuferin.
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