Roscoe “Fatty” Arbuckle war 1921, vor genau einhundert
Jahren, auf der Höhe seines Ruhms. Er war der erste Schauspieler der Welt, der
mehr als eine Million Dollar im Jahr verdiente. Aber sein Skandal gab Hollywood
den Ruf eines Sündenpfuhls, den es bis heute nicht mehr losgeworden ist.
Fatty wurde 1887 in Kansas geboren und hatte acht
Geschwister. Seine Mutter starb früh und mit elf Jahren musste er bereits als
Laufbursche in einem Hotel arbeiten. Er sang bei der Arbeit und wurde von einem
Profi-Sänger entdeckt, der ihm einen Auftritt in einer Talentshow vermittelte. Fatty
fiel vor Aufregung in den Orchestergraben, das Publikum tobte und so begann
seine Karriere am Vaudeville, den Kleinkunstbühnen in Amerika. Ab 1904 ging er
mit einer Theatergruppe auf Tournee und wurde bald der Star des Ensembles.
1908 heiratete er und tourte durch China und Japan. 1909
begann er seine Filmkarriere bei der Selig Polyscope Company, die 1896 von dem
Magier William Selig gegründet worden war. In dieser Zeit versuchte der
berühmte Tenor Enrico Caruso, ihn zu einer Ausbildung als Opernsänger zu
bewegen, weil er von Fattys Stimme begeistert war. Aber Arbuckle blieb dem
Stummfilm treu.
1913 gab es die erste Tortenschlacht der Filmgeschichte in „A
Noise from the Deep“. Arbuckles Erfindung ist bis heute ein fester Bestandteil
der Komödie. Ein Jahr später ging er zu Paramount Pictures und verdiente
tausend Dollar am Tag plus 25 Prozent der Einnahmen an den Kinokassen. 1918
bekam er einen Drei-Jahres-Vertrag über drei Millionen Dollar, das entspricht
etwa 50 Millionen Euro. Fatty war jetzt ein Star. Er förderte den Briten
Charlie Chaplin und entdeckte Buster Keaton und Bop Hope. Er hasste allerdings
seinen Künstlernamen. Manche Fans nannten ihn auch „King of Whales“.
Und dann kam der Skandal. Am 5. September 1921 nahm er sich
mit zwei Freunden aus dem Filmgeschäft drei Hotelzimmer in San Francisco. Sie
luden ein paar Freundinnen ein und machten Party. Während dieser Feier
erkrankte die Schauspielerin Virginia Rappe und ein Arzt wurde gerufen. Er
stellte lediglich einen starken Alkoholrausch fest, doch sie starb drei Tage
später an einer Bauchfellentzündung infolge eines Blasenrisses. Eine der
anwesenden Frauen beschuldigte Arbuckle, sie vergewaltigt zu haben. Er soll sie
durch sein Körpergewicht erdrückt haben. Bei der anschließenden Autopsie
konnten jedoch keine Anzeichen einer Vergewaltigung festgestellt werden. Zudem
litt Virginia Rappe an chronischer Blasenentzündung. Fatty stritt die Tat
vehement ab.
Es gab insgesamt drei Prozesse, am Ende wurde Arbuckle
freigesprochen. Aber die Presse hat ihn längst zum Sündenbock gemacht, er war
das Symbol der verfallenden Sitten in Hollywood. Fattys Ruf war zerstört und
seine Karriere zu Ende. Moralapostel im ganzen Land hatten die Todesstrafe für
ihn gefordert und die Studiobosse forderten seine Kollegen auf, sich von ihm zu
distanzieren. Arbuckle wurde heroin- und alkoholsüchtig. 1931 gelang ihm noch
ein kurzes Comeback. Am 29. Juni 1933, kurz nach dem Ende der Dreharbeiten an
seinem letzten Film, starb Roscoe „Fatty“ Arbuckle an Herzversagen. Seine Asche
wurde in den Pazifik gestreut.
Einige von Fattys Gags wurden später von Chaplin, Keaton
und anderen übernommen: Best of Roscoe
"Fatty" Arbuckle silent comedy - YouTube
Schöner Clip, den Du da verlinkt hast.
AntwortenLöschenDank diesem Blogartikel kenne ich nun auch Fatty. Wirklich ein begabter, herausragender Komiker/Schauspieler. Danke.
AntwortenLöschenIn der deutschen Synchronfassung der Väter der Klamotte existierte eine Figur namens Fetti Arschbacke. Eine Anleihe vermutlich.
AntwortenLöschenVerdammt , das war mal ne Party.
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