Die Tür zu meiner Garderobe geht auf. Es ist Fanny, meine
Pressesprecherin. „Draußen ist der Reichelt von der BILD. Er will ein
Interview.“
„Jetzt nicht“, sage ich und drücke die Tür zu, obwohl sie
sich von der anderen Seite mit ihrem ganzen Gewicht dagegenstemmt.
Vor dem Spiegel arbeite ich an dem arroganten Blick, für
den Bonetti berühmt ist. Leider kann ich keine Augenbraue einzeln hochziehen.
Es klopft wieder an die Tür. „Herr Eberling, hier ist der Zylinder aus Zobelfell, den Sie für den Auftritt haben wollten.“
„Ja ja“, sage ich zu dem Boten. „Legen Sie ihn auf den
Tisch.“
Wie soll ich mich nur auf meine Rolle in der Talkshow
konzentrieren? Wie ertrage ich diesen dämlichen Lanz?
Ich atme tief durch und schaue in den Spiegel. Nach einigen
Augenblicken strahle ich die stoische Gelassenheit und den unergründlichen
Gleichmut aus, den man gewöhnlich den Ostasiaten zuschreibt.
Die Show kann beginnen. Ich nehme meinen Spazierstock und
den Zylinder, dann verlasse ich die Garderobe. Einer muss Bonetti spielen, einer
muss da sein.
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