Ich
hatte mir schon den einen oder anderen Aperitif genehmigt. Das gebe ich zu.
Dann sah ich das Restaurant. Es war so prachtvoll beleuchtet wie ein Palast,
wie ein Kreuzfahrtschiff lag es in der Nacht vor mir. Da ich noch nicht zu Abend
gegessen hatte, beschloss ich spontan, mir etwas Besonderes zu gönnen.
Tatsächlich
gab es in der Mitte des Raums noch zwei freie Tische. Auf einem von ihnen war
ein Schild mit einer Reservierung, der andere war frei. Also setzte ich mich.
Alsbald kam ein Kellner, dessen piekfeiner schwarzer Anzug vorzüglich zu dem
winzigen pomadisierten Schnurrbart passte. Er gab mir die Speisekarte und ich
vertiefte mich in die angebotenen Genüsse.
Während
ich auf den Kellner wartete, sah ich mich um. Ältere Ehepaare in Abendgarderobe.
Lange Kleider, dunkelblaue Jacketts. Dazu auch ein paar junge Leute mit offenem
Hemdkragen und Jeans. Am Fenster saßen eine junge Frau, die viel zu laut
lachte, und ein Mann, dessen Glatze wie Tiroler Speck glänzte. Typ Erbindustrieller.
Es fehlte nur noch das Monokel.
Der
Kellner kam. Ich gab einen Whisky Sour in Auftrag. Ferner ein Entrecôte mit
Kartoffelgratin und grünen Bohnen. Zum Essen wählte ich einen Merlot. Der
Kellner nickte und verschwand. Alsbald kam der Whisky und ich vertiefte mich in
die Sportnachrichten auf meinem Handy.
Kurze
Zeit später kam der Kellner. Auf seinem Tablett lag nur ein gefalteter Zettel.
Er überreichte ihn mir wortlos und verschwand.
Ich
nahm den Zettel und las: „Bitte verlassen Sie umgehend das Restaurant. Wir
bedauern die Umstände, aber der Tisch wird benötigt.“ Unterzeichnet war die
Botschaft mit einem unleserlichen Gekrakel.
Ich
trank den Whisky aus und winkte nach dem Kellner. Das konnte doch nur ein
Scherz sein. War es einer der anwesenden Gäste, der mir einen Streich spielen
wollte? Ich bin ein unbescholtener Bürger, verfüge über ausreichend Bargeld und
bin nicht gerade wie ein Landstreicher angezogen. Aber der Kellner ignorierte
mich.
Zehn
Minuten später betraten zwei breitschultrige Männer mit kurzgeschorenen Haaren
und einem Knopf im Ohr den Speisesaal. Sie setzten sich zu mir an den Tisch.
Der
Ältere von den beiden kam gleich zur Sache: „Wir werden Sie jetzt nach draußen
begleiten und Sie werden keine Schwierigkeiten machen.“
„Was
passiert, wenn ich Ihnen Schwierigkeiten mache? Wenn ich den ganzen Laden
zusammenbrülle?“ Ich wich ihren Blicken nicht aus.
„Sie
verschwinden. Ist das klar?“
„Ich
will erst den Grund wissen.“
„Den
kennen wir selbst nicht. Hauen Sie ab!“
Ich
blieb sitzen. Sie gingen.
Dann
kam ein Mann im mausgrauen Dreiteiler mit weinroter Fliege und setzte sich mir
gegenüber.
„Mein
Name ist Helbich. Ich bin der Geschäftsführer. Bitte machen Sie keinen Skandal.
Gehen Sie! Ich bitte Sie inständig. Der Whisky geht selbstverständlich aufs
Haus.“
„Darf
ich den Grund erfahren?“
„Am
Nachbartisch erwarten wir einen sehr wichtigen Gast. Sie sehen die
Reservierung. Er hat uns beauftragt, Ihnen zu sagen, dass Sie sich entfernen
sollen.“
Jetzt
war ich neugierig geworden. „Wer ist es?“
Der
Geschäftsführer fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Er kratzte sich einige
Sekunden den Kopf, wischte ein paar Schuppen von seinem Anzug und sagte: „Es
wäre indiskret, Ihnen den Namen zu nennen.“
„Sagen
Sie mir den Namen und ich gehe auf der Stelle.“
Er zögerte
einen Augenblick, dann antwortete er: „Waldemar Zinser. Vorstandsvorsitzender
der Frankfurter Bank.“
Waldemar
Zinser! Waldi, mein alter Schulkamerad, den ich immer verprügelt habe.
Jahrelang, von der Sexta bis zur Oberprima. Er hatte immer noch Angst vor mir.
Dieser erbärmliche Schwächling.
Ich
stand auf und ging ins Foyer. Hier war niemand, den ich kannte. Hatte Waldi
mich von der Tür aus gesehen?
„Waldi,
du alte Schwuchtel! Wo bist du?“ Ich schrie so laut ich konnte und lachte.
Dann
packten mich die zwei Rausschmeißer an den Armen, zerrten mich vor die Tür und
verpassten mir ein Tritt. Ich landete im Rinnstein, es regnete in
Strömen. Ich blieb liegen und schmeckte mein eigenes Blut.
David Bowie: Knock On Wood. https://www.youtube.com/watch?v=Pf8KTeobuiM
So so SO ... ANGST muss/kann/sollte man vor IHNEN haben... TYP Schläger also ... KAWUMM
AntwortenLöschenKleine Leute schlage ich am liebsten ;o)
LöschenMmmh, Schäufele. Lechz im Blick ;)
AntwortenLöschenNürnberger Wirtshaus, Sredskistraße, Berlin.
LöschenSieht amtlich fränkisch aus. Gute Wahl.
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