Wie
jeder anständige Schriftsteller saß ich auch an diesem Vormittag seit sieben
Uhr am Schreibtisch, um mich im unermüdlichen Dienst an meiner hochgeschätzten
Leserschaft mit Satzbau und Rechtschreibung, mit Deklinationen und Irritationen
zu quälen. Aber ich will nicht klagen. Dieser tägliche Opfergang ist der Preis
für unseren Ruhm und die Unvergänglichkeit unseres Werks.
Ich
gab gerade einem Sonett für den „New Yorker“ den letzten Schliff, als ich aus
dem Augenwinkel eine Bewegung bemerkte. Ich blickte nach links, schon stand er
vor mir. Ein junger Mann, ganz in schwarz gekleidet.
„Wie
sind Sie hereingekommen?“
Er
lächelte nur. „Das ist nicht wichtig.“
„Was
wollen Sie von mir?“
„Ich
habe einen Auftrag.“
„Wer
schickt Sie?“
„Der
Teufel.“
Träumte
ich? Der Mann setzte sich in den Sessel neben meinem Schreibtisch und schlug
die Beine übereinander.
„Welchen
Teufel meinen Sie? McKinsey, Roland Berger?“
Er
lachte und schüttelte den Kopf. „Der Teufel persönlich. Der Herr der
Finsternis. Luzifer. Der große Versucher.“
„Donald
Trump? Markus Söder? Björn Höcke?“
„Ich
komme tatsächlich aus der Hölle.“
Ich
konnte es nicht glauben. „Wollen Sie mich abholen? Sterbe ich heute? Das käme
terminlich recht unpassend.“
„Nein,
ich soll Ihnen ein Angebot unterbreiten.“
„Ein
Angebot?“
„Genau.
Wir haben einen Auftrag für Sie.“
„Um
was geht es?“
„Die
Erderwärmung. Es ist natürlich ganz in unserem Sinne, wenn die Temperaturen
steigen. Die Hölle auf Erden. Sie verstehen?“ Ein diabolisches Grinsen umspielte seine Lippen. „Aber es geht uns nicht schnell genug.“
„Und
da komme ich ins Spiel.“
„Richtig.
Bonetti Media. Eine PR-Kampagne. Autos, Öl, Fernreisen, sinnloser Konsum. Wir
müssen ein paar Kohlen ins Feuer schütten.“
„Kein
Problem. Wie wäre es mit einem Werbefeldzug für größere Autos? Autonomes Fahren
mit dem eigenen Wohnmobil. Immer unterwegs. Rund um die Uhr. Ein Leben auf
Rädern.“
„Uns
machen auch die Windräder Sorgen“, gab der junge Mann zu bedenken.
„Das
sind Superspreader. Sie verteilen Aerosole. Das müssen wir verhindern. Ich kann
meine Kontakte zur CDU und zur FDP aktivieren.“
„Sehr
gut.“
„Heizen
ist die neue Gesundheitsvorsorge. Dauerlüften wegen Corona heißt Dauerheizen.
Wir brauchen permanent 25 Grad Raumtemperatur zuhause. Der Virus mag die Wärme
nicht.“
Er
nickte. „Ich sehe, wir denken in die gleiche Richtung.“
Das
freute mich. Unverzüglich kam ich zum wesentlichen Punkt. „Wie sieht es mit der
Bezahlung aus?“
„Wir
garantieren Ihnen einen Platz in der VIP-Lounge. Sie werden sehen: Für
erfolgreiche Menschen ist die Hölle ein Luxusressort. Perfekter Service bei
angenehmen Temperaturen. Das Rundum-Sorglos-Paket. Die Zukunft wird schön.“
Eine
Stunde später war mein Exposé auf dem Weg zum Leibhaftigen.
Sponsored by VW, Aramco,
Black Rock, RWE, Shell und Toyota.
The Alan Parsons Project – Mammagamma. https://www.youtube.com/watch?v=XXzOkCLdFwI
Und hier der offizielle Hölle-Witz.
AntwortenLöschenGut, dass ich kein Katholik bin ;o)
LöschenNa dann aber hoffentlich auch nicht evangelisch.
LöschenNatürlich nicht. Als bekennender Bonettista bin ich nur dem Müßiggang und der Völlerei verpflichtet.
LöschenBILLIG ... sehr BILLIG ... sich bezahlen zu lassen, Herr Bonetti... wäre doch auch - als LIEBESBEWEIS - ganz ohne gegangen - oder ?!?
AntwortenLöschenAls ich klein war, glaubte ich, Geld sei das wichtigste im Leben. Heute, da ich alt bin, weiß ich: Es stimmt.
Oscar Wilde *tja*
Geld gibt es ja keins. Nur einen Logenplatz in der Hölle :o)
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