Samstag, 10. Mai 2014

Drei unappetitliche Geschichten

Als vor einiger Zeit – vor allem in den Medien - die Vogelgrippe grassierte, hat ein Freund im Supermarkt an der Kasse herzhaft geniest und dann ganz laut zu mir gesagt: “Seit ich aus Hongkong zurück bin, geht’s mir total beschissen.” Die Blicke in der Schlange waren waffenscheinpflichtig.
Bei uns im Dorf gab es mal einen Mann, der bei der Fremdenlegion gewesen ist. Als Koch. Er hat jedoch so schlecht gekocht, dass er ständig von seinen Kameraden Prügel bezogen hat und wieder in unser Dorf zurückgekehrt ist. Gelernt hatte er den Beruf in der „Fressbude“, dem übelsten Lokal der Altstadt von Bad Kreuznach. Ich habe ein Jahr in der Nähe am Eiermarkt gelebt. Alles an dem Laden war fettig: Die Tische, die Stühle, das Haar des Wirts und natürlich das Essen. Man hat so nach Fett gestunken, wenn man dieses Lokal verlassen hat, dass man zu Hause sämtliche Klamotten waschen und selbst unter die Dusche musste. Aber ich wollte etwas ganz anderes erzählen. Von seinen vielen Anekdoten ist folgende die schönste: Er habe einmal nachts bei strömendem Regen eine Frau auf der Kühlerhaube seines Wagens geknallt, während seine Frau den Regenschirm über ihn gehalten habe. Auf meine fassungslose Frage, warum seine Frau das getan hätte, antwortete er trocken: „Damit ich nicht nass werde.“ Leider hat er sich vor einigen Jahren die Waffe eines alten SS-Manns aus seiner Nachbarschaft geliehen und sich erschossen.
Als ich noch ein junger Mann war, traf ich mich eines Abends in meiner alten Heimatstadt Ingelheim mit einigen Freunden in einem griechischen Lokal. Nach einem opulenten Mahl artete der Abend alsbald in ein wüstes Zechgelage aus. In unserem jugendlichen Übermut versuchten wir, uns gegenseitig im Verzehr alkoholischer Getränke zu überbieten. Ich schlug einem der Anwesenden ein kurzweiliges Trinkspiel vor: H. solle innerhalb von zehn Minuten zehn Ouzo trinken, dann würde ich seine gesamte Rechnung übernehmen. Er stimmte freudig erregt zu, zehn Ouzo wurden bestellt und in einer Reihe aufgestellt, derweil die anderen Freunde eifrig Wetten abschlossen, da sie sein Talent für Katastrophen aller Art (Frauen, Autos, Klassenarbeiten) zur Genüge kannten. Nach dem neunten Schnaps wurde es uns jedoch langsam unbehaglich. Noch ganze zwei Minuten und H.s zitternde Hand griff bereits bedrohlich zielsicher nach dem letzten Glas. Da kam mir die rettende Idee: Ich stellte dem selbsternannten Mathematikgenie H. eine schwierige Rechenaufgabe. Er warf unwillig den Kopf zurück und begann, Zahlen vor sich hin zu murmeln. Böse mit den Augen rollend dachte er eine Zeitlang nach. Dann senkte sich sein Kopf ganz langsam wieder in Richtung Tisch – und er erbrach sich über das gesamte Arrangement aus Geschirr und Gläsern. Der Wirt eilte herbei, sah das Fiasko und lief lauthals lamentierend in die Küche, um Hilfe zu holen. H. erhob sich, in seiner Besinnungslosigkeit beinahe majestätisch, von seinem Platz und torkelte zu den Toiletten, wo er sich, späteren Berichten zu Folge, noch einmal auf dem Fußboden übergab und daraufhin in eine handgreifliche Auseinandersetzung mit einem gerade urinierenden Gast geriet. Zwei Küchenmägde hatten inzwischen die vier Zipfel der Tischdecke gepackt und aus dem ganzen Durcheinander ein tragbares Bündel gemacht. H. kam zurück an den Tisch und verlangte energisch das Öffnen des Bündels, da sich zum Zeitpunkt des Unglücks seine Brille und seine Brieftasche auf dem Tisch befunden hätten. Als die Frauen das Tuch wieder auseinander falteten, wurde es einer von ihnen schlecht und sie erbrach sich – so unbewusst den Höhepunkt des Abends bildend – in das Chaos. Am Tag darauf trafen wir uns beim Italiener.
Ein musikalischer Dank von Alanis Morissette an alle Beteiligten: „Thank You“. http://www.youtube.com/watch?v=OOgpT5rEKIU

2 Kommentare:

  1. "Er habe einmal nachts bei strömendem Regen eine Frau auf der Kühlerhaube seines Wagens geknallt"

    Was für eine widerliche Ausdrucksweise! Inwiefern "knallt" man eine Frau, wenn man mit ihr Sex hat? Knallt dabei irgendwas? Nicht dass ich wüsste - aber es reicht, um nicht weiter lesen zu wollen...

    AntwortenLöschen
  2. @Julia

    Warum Beischlaf schreiben, wenn man knallen meint?

    AntwortenLöschen