Freitag, 12. Januar 2018

Nazis gegen Hitler – eine deutsche Farce

„Offen gesagt: Es ist zum Kotzen. Man kann seit vielen Monaten keine deutsche Illustrierte, keine deutsche Zeitung aufschlagen, ohne dass ein grinsender Neger uns Deutschen bescheinigt, dass wir ein Recht auf die Wiedervereinigung haben - wobei dann im Text steht, dass besagter Neger gerade einen Scheck über 30, 45, 70 Millionen Mark 'Entwicklungshilfe' ausgehändigt bekam und dafür die deutsche Kultur entdeckte und sogar das Wort 'Berlin' aussprechen lernte.“ (Otto Strasser, zitiert nach SPIEGEL 7/1962)
„Was wir im deutschen Widerstand während des Krieges nicht wirklich begreifen wollten, haben wir nachträglich vollends gelernt: dass der Krieg schließlich nicht gegen Hitler, sondern gegen Deutschland geführt wurde.“ (Eugen Gerstenmeier, CDU, Bundestagspräsident 1954-1969, in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. März 1975)
Otto Strasser begann seine stramm nationale Karriere im August 1914, als der Kaiser zu den Fahnen rief. In einer Münchner Illustrierten wurde er als jüngster Kriegsfreiwilliger Bayerns präsentiert, da war er gerade 17 Jahre alt.
1925 trat er in die NSDAP ein, gründete mit seinem Bruder einen Verlag und propagierte die Idee des „National-Sozialismus“. Er gehörte zum linken Flügel der Faschisten. „Im ‚deutschen Sozialismus‘ sollen die Arbeiter Mitbesitzer, Mitberater, Mitbeherrscher sein. Die kapitalistische Wirtschaftsordnung an sich soll also nicht angetastet werden, lediglich der Mittelstand gestärkt und Mitbestimmung in den Betrieben herrschen. Der Arbeiter soll also ein Stück vom Kuchen erhalten, den ganzen Kuchen aber will man ihm vorenthalten. Otto Strassers ‚deutscher Sozialismus‘ ist ein Anachronismus an sich. Strasser fordert die Rückkehr zu mittelalterlichen Zuständen: er fordert eine Reichsständekammer, Zünfte, Erblehen, Reagrarisierung Deutschlands, eine Binnenwährung und einen Kriegeradel.“ („Die nationalrevolutionäre Täuschung“, in: Revolution Times, einem rätekommunistischen Skinheadfanzine, zitiert nach dem Züricher Untergrund-Blättle)
1930 kam es zum Bruch zwischen den Strasser-Brüdern und Hitler, als dieser ihnen klarmachte, dass die NSDAP nach dem faschistischen Führerprinzip organisiert sei – und nicht demokratisch und schon gar nicht sozialistisch. Otto Strasser verließ daraufhin die Partei und gründete die „Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten“, aus der später die „Schwarze Front“ hervorging. Beide Splittergruppen blieben politisch wirkungslos.
Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 wurde die „Schwarze Front“ verboten, Otto Strasser emigrierte zunächst nach Österreich, dann nach Prag, wo die Gestapo mehrere Mordanschläge gegen ihn verübte. Sein Bruder Gregor Strasser, der 1930 in der Partei geblieben war und als Reichspropagandaleiter Vorgänger von Goebbels gewesen ist, war in der Parteileitung ein bedeutender Gegenspieler Hitlers und wurde nach der „Strasser-Krise“ im Dezember 1932 entmachtet. 1934 wurde Gregor Strasser im Zuge des sogenannten „Röhm-Putschs“ ermordet.
Otto Strasser gründete derweil in der Tschechoslowakei das „Aktionskomitee der Deutschen“, das er als „deutsche Regierung im Exil“ bezeichnete. 1938 floh er in die Schweiz, später über Frankreich und Spanien in ein portugiesisches Kloster. 1941 wanderte er nach Kanada aus. Dort arbeitete er publizistisch gegen die Nazis und gründete das „Free German Movement“, das aufgrund seiner antisemitischen Ausrichtung jedoch nicht von den Alliierten unterstützt wurde.
1955 kam Strasser nach Deutschland zurück und versuchte, als Politiker in der Bundesrepublik Fuß zu fassen. Er gründete die DSU (Deutsch-Soziale Union), eine rechtsextreme Partei, die jedoch keinen Erfolg hatte. Sie wurde 1962 aufgelöst. 1969 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel „Mein Kampf“. 1974 starb er im Alter von 76 Jahren in München.
Stereo MC's – Connected. https://www.youtube.com/watch?v=LMGdRgtblmk

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