Freitag, 24. Februar 2017

Oscar Wilde: Die Seele des Menschen im Sozialismus

Es liegt mir fern, in diesem Blog Produktwerbung zu machen, aber heute werde ich diese Regel für einen Augenblick suspendieren. Die Edition Nautilus hat den Essay „Die Seele des Menschen im Sozialismus“ von Oscar Wilde aus dem Jahr 1891 neu herausgegeben. Das Buch erscheint am 1. März. Hier einige schöne Zitate aus dem Text.
„Man versucht (…) das Problem der Armut zu lösen, indem man die Armen am Leben erhält; oder, wie es eine sehr fortgeschrittene Schule vorschlägt, indem man sie amüsiert. Aber das ist keine Lösung; es verschlimmert die Schwierigkeit. Das wahre Ziel heißt, die Gesellschaft auf einer Grundlage neu zu errichten, die die Armut ausschließt.“
„In einer Gemeinschaft wie der unsrigen, in der das Eigentum unbegrenzte Auszeichnung, gesellschaftliche Stellung, Ehre, Ansehen, Titel und andere angenehme Dinge dieser Art verleiht, setzt sich der von Natur aus ehrgeizige Mensch das Ziel, dieses Eigentum anzuhäufen, und er sammelt hartnäckig und mühevoll immer neue Schätze an, wenn er schon längst mehr erworben hat als er braucht oder verwenden oder genießen oder vielleicht sogar überschauen kann. Der Mensch bringt sich durch Überarbeitung um, damit er sein Eigentum sicherstellt, und bedenkt man die ungeheuren Vorteile, die das Eigentum bringt, so ist man kaum darüber verwundert. Es ist bedauerlich, dass die Gesellschaft auf einer solchen Grundlage aufgebaut ist, und der Mensch in eine Bahn gedrängt wird, wo er das Wunderbare, Faszinierende und Köstliche seiner Natur nicht frei zu entfalten vermag - wo er in der Tat das echte Vergnügen und die Freude am Leben entbehrt.“
„Es ist fraglich, ob wir jemals die volle Entfaltung einer Persönlichkeit erlebt haben, außer auf der imaginativen Ebene der Kunst. Im Bereich des Handelns haben wir sie nie kennen gelernt.“
„Das Publikum ist immer und zu jeder Zeit schlecht erzogen gewesen. Es hat immer von der Kunst verlangt, dass sie volkstümlich sei, dass sie seiner Geschmacksvorstellung entspreche, dass sie seiner absurden Eitelkeit schmeichle und wiederkäut, was längst bekannt ist, ihm vorführt, wessen es längst müde sein sollte, es unterhält, wenn es sich nach dem üppigen Mahle beschwert fühlt, und es zerstreut, wenn es seiner eigenen Dummheit überdrüssig ist. Die Kunst sollte aber niemals versuchen, volkstümlich zu sein. Das Publikum sollte vielmehr versuchen, künstlerisch zu empfinden. Das ist ein sehr großer Unterschied. Wenn man einem Mann der Wissenschaft sagen würde, die Ergebnisse seiner Forschungen, die Schlussfolgerungen, zu denen er gelangt ist, müssten dergestalt sein, dass sie mit der gängigen Meinung des Publikums übereinstimmen, seine Vorurteile nicht stören oder die Gefühle von Leuten nicht verletzen, die nichts von der Wissenschaft verstehen; wenn man einem Philosophen zugestehen würde, dass er in den höchsten Gedankensphären spekuliert, vorausgesetzt, dass er zu denselben Schlussfolgerungen gelangt wie jene, die niemals in irgendeiner Sphäre nachgedacht haben, nun, der Mann der Wissenschaft und der Philosoph wären heutzutage darüber regelrecht erheitert. Und doch ist es nur wenige Jahre her, seit Philosophie und Wissenschaft einer brutalen öffentlichen Kontrolle unterworfen waren - genauer gesagt der Autorität der allgemeinen Unwissenheit der Gesellschaft oder dem Terror und der Machtgier einer geistlichen oder regierenden Klasse.“
„Die wahre Persönlichkeit des Menschen wird wunderbar sein, wenn sie in Erscheinung tritt. Sie wird natürlich und einfach wachsen, wie eine Blume oder wie ein Baum wächst. Sie wird nicht zwiespältig sein. Sie wird nicht überreden wollen und nicht streiten. Sie wird nichts beweisen wollen. Sie wird alles wissen. Und doch wird sie sich nicht um das Wissen bemühen. Sie wird Weisheit besitzen. Ihr Wert wird nicht an materiellen Maßstäben gemessen werden. Sie wird nichts ihr eigen nennen. Und doch wird sie über alles verfügen, und was immer man ihr wegnimmt, wird sie nicht ärmer machen, so groß wird ihr Reichtum sein. Sie wird sich anderen nicht aufdrängen oder verlangen, wie sie selbst zu sein. Sie wird sie lieben, weil sie so verschieden sind. Und gerade weil sie sich nicht um die andern kümmert, wird sie allen helfen, wie etwas Schönes uns hilft, durch das, was es ist. Die Persönlichkeit des Menschen wird wundervoll sein. So wundervoll wie das Wesen eines Kindes.“
„Alle Arten des Regierens erweisen sich als Missgriff. Der Despotismus ist ungerecht gegen alle, auch gegen den Despoten, der vielleicht zu etwas Besserem bestimmt war. Oligarchien sind ungerecht gegen die vielen, und Ochlokratien sind ungerecht gegen die wenigen. Einmal hat man große Hoffnungen in die Demokratie gesetzt; aber Demokratie ist nichts anderes als das Niederknüppeln des Volkes durch das Volk für das Volk. Das ist erwiesen. Ich muss sagen, es war höchste Zeit. Denn jede Autorität erniedrigt. Sie erniedrigt gleichermaßen Herrscher und Beherrschte. Wird sie gewalttätig, brutal und grausam ausgeübt, so ruft sie eine positive Wirkung hervor, indem sie den Geist der Revolte und den Individualismus anstachelt, der sie vernichten soll. Wird sie mit einer gewissen Großzügigkeit ausgeübt und werden Preise und Belohnungen vergeben, so ist ihre Wirkung furchtbar demoralisierend. In diesem Fall werden sich die Menschen des furchtbaren Druckes, der auf ihnen lastet, weniger bewusst und gehen in einer Art von vulgärem Wohlbehagen durch das Leben wie zahme Haustiere, ohne jemals zu erkennen, dass sie wahrscheinlich die Gedanken anderer Menschen denken, nach den Normen anderer Menschen leben, dass sie gewissermaßen nur die abgelegten Kleider der anderen tragen und niemals, auch nicht einen Augenblick lang, sie selbst sind. »Wer frei sein will«, sagt ein kluger Kopf, »darf sich nicht anpassen.« Und die Autorität, die den Menschen zum Konformismus verleitet, bewirkt unter uns eine sehr grobe Form der übersättigten Barbarei.“
„Handarbeit ist durchaus nicht etwas, das Würde verleiht, zumeist ist sie absolut erniedrigend. Irgendetwas zu tun, das man ohne Freude ausführt, ist geistig und moralisch verwerflich, und viele Arbeiten sind völlig freudlose Tätigkeiten und sollten auch als solche betrachtet werden. Eine schmutzige Straßenkreuzung während acht Stunden des Tages bei scharfem Ostwind zu fegen, ist eine widerliche Beschäftigung. Sie mit geistiger, moralischer oder körperlicher Würde zu fegen, scheint mir unmöglich. Sie mit Freude zu fegen, erscheint mir geradezu ungeheuerlich. Der Mensch ist für Besseres geschaffen, als Dreck aufzuwirbeln. Alle diese Arbeiten sollte eine Maschine ausführen.“
„Ich zweifle nicht, dass das einmal der Fall sein wird. Bislang ist der Mensch in gewissem Sinne der Sklave der Maschine gewesen, und es liegt etwas Tragisches in der Tatsache, dass er zu hungern begann, sobald er Maschinen erfand, die seine Arbeit verrichten. Dies ist jedoch nur das Ergebnis unserer Eigentumsordnung und unseres Wettbewerbssystems. Ein Einzelner ist Eigentümer einer Maschine, die die Arbeit von fünfhundert Menschen leistet. Dadurch sind fünfhundert Menschen arbeitslos, und weil sie keine Beschäftigung haben, fallen sie dem Hunger und dem Diebstahl anheim.“
„Gegenwärtig konkurriert die Maschine mit dem Menschen. Unter den richtigen Verhältnissen wird die Maschine dem Menschen dienen. Dies ist ohne Zweifel die Zukunft der Maschine; und so wie die Bäume wachsen, während der Landwirt schläft, so wird die Menschheit sich vergnügen oder sich der geistvollen Muße hingeben - denn Muße, nicht Arbeit ist das Ziel des Menschen -, oder sie wird schöne Dinge hervorbringen oder schöne Dinge lesen oder einfach die Welt mit Bewunderung und Entzücken betrachten, während die Maschine die notwendige, unangenehme Arbeit verrichtet. Es ist eine Tatsache, dass die Zivilisation Sklaven erfordert. Darin hatten die Griechen ganz recht. Wenn nicht Sklaven die hässliche, unangenehme, uninteressante Arbeit ausführen, werden Kultur und Kontemplation beinah unmöglich sein. Menschliche Sklavenarbeit ist unrecht, inkonstant und demoralisierend. Von der Sklavenarbeit der Maschine, dem mechanischen Sklaventum, hängt die Zukunft der Welt ab.“
„Eine Weltkarte, die das Land Utopia nicht enthielte, wäre nicht wert, dass man einen Blick darauf wirft, denn auf ihr fehlte das einzige Land, in dem die Menschheit immer landet. Und wenn die Menschheit dort gelandet ist, hält sie wieder Ausschau, und sieht sie ein schöneres Land vor sich, setzt sie die Segel. Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien.“

Mittwoch, 22. Februar 2017

Aufrüstung

Jetzt soll die Bundeswehr aufgerüstet werden, die neue US-Regierung säht Zweifel an ihrer Rolle als Schutzmacht des Westens. Für welchen Krieg soll denn aufgerüstet werden? In die Kriegsgebiete des Nahen Ostens wird keiner ziehen wollen und in Europa droht kein Krieg, auch wenn uns die hysterischen Medien seit drei Jahren einreden wollen, Putin sei ein neuer Hitler oder Napoleon, der ganz Europa unterjochen möchte.
Die russischen Interessen beziehen sich nur auf die ehemaligen Sowjetrepubliken, allen voran die Ukraine. Diese Länder liegen auf dem Spieltisch zwischen dem Westen und Russland. Sie sind neutral, aber sie werden es nicht für immer bleiben. Die Kugel wird früher oder später in eine Richtung rollen. Aber die russische Armee wird sicher niemals Berlin erobern. Was wollte Putin auch mit einer überschuldeten Stadt ohne Industrie oder funktionierende Verwaltung, die von Millionen Bionade saufenden Fahrradnazis bevölkert ist?
Wir haben es in Europa mit den Kollateralschäden des Krieges zu tun, nicht mit dem Krieg selbst. Flüchtlinge und Terrorismus heißen die Stichworte. Da helfen uns keine Soldaten. Neue Leopard II-Panzer oder Jagdbomber hätten die Anschläge in Paris, Brüssel, Nizza und Berlin nicht verhindert. Wenn man keine Flüchtlinge mehr aufnehmen möchte, muss man die Grenzen schließen und sichern. Das ist Aufgabe der Polizei. Wenn man etwas gegen Terroranschläge unternehmen möchte, muss man die Polizei und die Nachrichtendienste aufrüsten, nicht das Militär.
Eines ist klar: Keiner von uns wird durch eine russische Kugel oder eine islamistische Bombe sterben. Fast jeder von uns stirbt an einer anderen Todesursache. Und die liegt viel näher und ist von uns auch beeinflussbar – im Gegensatz zu Putin oder dem IS: Wir werden in Zeitlupe Selbstmord mit Messer und Gabel, mit Korkenzieher und Flaschenöffner begehen. Das ist die nüchterne Wahrheit.
Joan Armatrading - Drop The Pilot. https://www.youtube.com/watch?v=yoCWUNUB3ro

Montag, 20. Februar 2017

Wie ich den Krieg verlor

„Eine Geschichte der Menschheit gibt es nicht. Das ist die tiefe, traurige Wahrheit. Ihre Annalen sind nie geschrieben worden und werden nie geschrieben; und selbst, wenn es sie gäbe, wären wir außerstande, sie zu lesen. Was wir haben, ist das eine oder andere Blatt aus dem großen Buch des Schicksals, das von den Stürmen, die über die Erde hinwegziehen, hergeweht wird. Wir entziffern das, so gut wir können, mit unseren kurzsichtigen Augen; aber alles, was dabei herauskommt, ist ein konfuses Gemurmel. Wir haben es mit Hieroglyphen zu tun, zu denen uns der Schlüssel fehlt.“ (John Lothrop Motley)
Es begann in den Fernsehnachrichten. Dort war von Forderungen und Provokationen die Rede, in den folgenden Tagen fielen Begriffe wie „Ultimatum“ oder „Mobilisierung der Reserve“, die ich gar nicht kannte. Ich war damals zehn Jahre alt und fragte meine Eltern, was das zu bedeuten habe, aber sie senkten nur schweigend den Kopf oder sagten mir, ich sei noch zu klein.
Eine Woche später war unser Land im Krieg. Den genauen Grund für den Ausbruch dieses Krieges habe ich nie erfahren. Unsere Gegner waren heimtückisch, primitiv und hatten keine Chance gegen uns. Der Mann aus dem Nachbarhaus trug plötzlich eine Uniform und musste zu seiner Einheit. Ich habe vergessen, welche Einheit das war, aber ich war traurig, dass mein Vater keine Uniform hatte und nicht in den Krieg zog.
In unserem Dorf gab es einen Umzug der Soldaten, die in den Krieg zogen. Sonst gab es nur im Karneval einen Umzug, aber die Menschen waren an diesem Tag genauso fröhlich und ausgelassen wie in der närrischen Zeit. Am Bahnhof standen hunderte von uniformierten Männern mit riesigen Rucksäcken und einem Gürtel, an dem allerlei geheimnisvolle kleine Taschen waren. Ihre Stahlhelme baumelten an der Seite der Rucksäcke.
In dieser Zeit fühlten sich die Menschen wie Verbündete. Unsere Nachbarn im Dorf, selbst Fremde im Supermarkt waren uns jetzt viel näher. Es wurde in den Medien und in den Alltagsgesprächen viel von Zusammenhalt und Solidarität geredet. Man war erleichtert, wenn man einem anderen Menschen ein klein wenig helfen konnte, denn damit durfte man seinen Gemeinschaftssinn und seinen Willen zum Sieg auch im Kleinen zeigen.
Nur die Ausländer wurden misstrauisch betrachtet. In unserem Dorf gab es Türken, Italiener und Polen. Konnte man ihnen trauen? Ihre Länder waren zwar keine Kriegsparteien, aber es konnten doch Spione sein. Sie unterhielten sich in fremden Sprachen und gehörten nicht zu uns. In der Schule wurden sie zu Außenseitern, mit denen niemand mehr spielte. Wir deutschen Kinder wollten unter uns sein. Wir sprachen auf dem Schulhof über nichts anderes mehr als über den Krieg.
Wir hörten Geschichten von der Front, die im Dorf schnell die Runde machten. Obwohl es eigentlich verboten war, schickten viele Soldaten Mails und Fotos an ihre Angehörigen, von denen natürlich etliche im Internet landeten. Ich las die täglichen Berichte über den Kriegsverlauf. Es war spannender als die Fußballbundesliga. Hatten wir ein Gefecht gewonnen oder verloren? Hatten wir ein Stück Territorium erobert oder mussten wir es räumen? Wie viele Tote hatte der Gegner, wie viele Tote hatten wir? Das war der aktuelle Tabellenstand des Krieges.
Im Fernsehen und im Internet sah ich mir viele Beiträge über die Kampfhandlungen an. Ich muss sagen: unsere Bomber und Panzer waren einfach schön. Sie sahen gut aus und das Mündungsfeuer der Artillerie jagte mir wohlige Schauer über den Rücken. Auch die Luftaufnahmen von Explosionen oder die Bilder einer Drohne kurz vor ihrem Einschlag waren beeindruckend. Unsere Soldaten sahen cool aus, wie Filmstars. Während die Gefangenen des Feindes aussahen wie Verbrecher.
Irgendwann erreichten die Todesmeldungen auch unser Dorf. Der Nachbar mit der schönen Uniform war tot. Seine Frau weinte, als sie es meiner Mutter erzählte. Seine beiden Töchter gingen zunächst gar nicht zur Schule, dann nur schweigend und mit hängenden Köpfen. Ich fragte meinen Vater, ob er auch in den Krieg ziehen müsste. Ich war unsicher geworden. Nein, sagte er, aufgrund seiner Tätigkeit als Leiter der Buchhaltung in einem kriegswichtigen Betrieb müsse er nicht mit seiner Einberufung rechnen. Wieder neue Worte: „kriegswichtig“, „Einberufung“.
Es waren die Politiker, die entschieden, was kriegswichtig war und wer als nächstes einberufen werden sollte. Man sah sie jetzt häufiger im Fernsehen, wo sie lange Reden hielten. „Schicksal“, „Nation“, „historische Entscheidungsschlacht“ oder die „Zukunft unserer Kinder“ waren Begriffe, die sehr häufig in ihren Reden vorkamen. Viele Flaggen und klatschende Menschen waren zu sehen, die Inszenierung war beeindruckend. Ob meine Eltern abends vor Ergriffenheit oder Angst weinten, weiß ich nicht mehr. Aber eines Tages hatten wir den Krieg verloren.
Solid Space - Spectrum Is Green. https://www.youtube.com/watch?v=rsR40Skuxfo

Samstag, 18. Februar 2017

Der letzte Wunsch

Eigentlich beginnt hier am Rhein in der nächsten Woche die Fastnacht, die Zeit der behördlich erlaubten und geregelten Fröhlichkeit. Die Polizei empfiehlt den Flüchtlingen, sich von dieser alten deutschen Tradition fernzuhalten. Aber mir geht gerade eine ganz andere Sache durch den Kopf.
Im Nachbardorf wohnt meine Nichte. Ihre Freundin hat Krebs. Mit 21 Jahren erfährt sie von den Ärzten, dass sie nur noch wenige Wochen zu leben hat. Was für ein schrecklicher Gedanke. Noch so jung – und die Zeit des Abschieds von der Welt, von der Familie und von Freunden ist gekommen. Die Zeit der letzten Wünsche bricht an.
Sie möchte noch einmal das Meer sehen. Mit ihren Eltern und ihrem Verlobten fährt sie nach Nizza. Leere Strände. Februar. Eine Stadt in Trauer nach dem verheerenden Terroranschlag. Aber ein Wunsch, der in Erfüllung geht.
Sie möchte gerne noch ein letztes Mal ihren Geburtstag feiern. Im April wird sie 22. Sie hat es nicht mehr geschafft. In dieser Woche ist sie gestorben. Wir sollten mit unseren Wünschen nicht länger warten. Darüber denke ich in diesem Augenblick nach.
Alexandra - Was ist das Ziel? https://www.youtube.com/watch?v=6t_0rbDGCOg

Donnerstag, 16. Februar 2017

Was ich bereits auf dem Spielplatz gelernt habe

Auf der Schaukel geht es hin und her, aber nicht wirklich vorwärts.
Auf der Rutsche geht es immer nur abwärts.
Auf der Wippe ist man zu zweit, es geht rauf und runter, aber nichts hat Bestand.
Alles, was man im Sandkasten baut, ist äußerst vergänglich.

Eine wahre Geschichte und eine Lüge

Franz Jung wurde 1817 in der Nähe von Karlsruhe geboren. Sein Vater war Landarbeiter, seine Mutter Weberin. Er wurde Knecht auf demselben Hof, auf dem auch sein Vater beschäftigt war. 1841 heiratete er die Magd Henriette Klingbeil, die auf dem Nachbarhof arbeitete. Als es zur Märzrevolution 1848 kam, nahm Franz Jung aktiv an den Kämpfen Teil. Im Großherzogtum Baden nahm die Revolution ihren Anfang. Das Volk wählte sich überall in den deutschen Kleinstaaten Regierungen, die sogenannten Märzkabinette, die in der Frankfurter Paulskirche zu einer verfassungsgebenden Nationalversammlung zusammentraten. Ein Ergebnis der Revolution war die Bauernbefreiung. Franz Jung und seine Frau waren nun keine Leibeigenen mehr. Er hatte nun das Recht, das Land seines Herrn zu verlassen und musste keine Frondienste mehr erbringen. Auch die Erbuntertänigkeit der Bauern, die es seit Jahrhunderten gegeben hatte, wurde abgeschafft. Als die Revolution kurz darauf gescheitert war, fürchtete Franz Jung, seine Freiheit wieder zu verlieren. Er ging mit seiner Frau und seinen drei Kindern nach Amerika, wo es keine weißen Leibeigenen mehr gab. Er ließ sich in Ohio nieder, kaufte ein Stück Land und wurde Farmer. Er war so erfolgreich, dass er seinen Grundbesitz stetig erweiterte. Auf einem Teil des Landes baute er Hafer an und begann, in die umliegenden Städte und Gemeinden Haferflocken zu verkaufen. 1875 war er ein erfolgreicher Unternehmer, der eine eigene Fabrik unterhielt, die Haferflocken im ganzen Land verkaufte. Bevor im 20. Jahrhundert die Cornflakes den Markt eroberten, galt Franz Jung als König der Frühstückscerealien. Er starb 1892 als reicher Mann.
Franz Jung wurde 1888 in Oberschlesien geboren. Er war der Sohn eines Uhrmachers, besuchte das Realgymnasium und legte 1907 sein Abitur ab. In Leipzig studierte er Musik, wechselte aber bald zu Volkswirtschaft, Rechts-, Kunst- und Religionswissenschaften. 1912 erschienen erste Prosatexte von ihm in expressionistischen Zeitschriften. Bei Kriegsbeginn 1914 desertierte er aus dem Heer, kam in Festungshaft und anschließend in die Psychiatrie nach Berlin-Wittenau. Danach führte er ein Doppelleben: Sein Brotberuf waren Wirtschaftsjournalismus und Börsenberichterstattung, gleichzeitig betätigte er sich politisch im Untergrund und war Mitherausgeber des „Club Dada“. Er war mit Erich Mühsam und George Grosz befreundet. Nach dem Krieg nahm er an den Spartakus-Kämpfen im Berliner Zeitungsviertel teil. Als glühender Kommunist kaperte er ein Fischdampfer und fuhr in die Sowjetunion, wo er bei Nowgorod eine Zündholzfabrik aufbaute. 1923 kehrte er unter falschem Namen nach Deutschland zurück, arbeitete erneut als Wirtschaftsjournalist, Unternehmer und am Berliner Theater an der Seite von Erwin Piscator. Ab 1933 war er in der Untergrundgruppe „Rote Kämpfer“ aktiv, wurde verhaftet und konnte fliehen. Prag, Wien und Genf wurden seine nächsten Stationen. 1939 war er Versicherungsagent in Budapest, nachdem ihn die Schweiz wegen Spionageverdachts ausgewiesen hatte, und wurde 1944 wieder verhaftet. Er konnte nach Italien fliehen, wo er jedoch im Konzentrationslager Bozen interniert wurde. 1948 wanderte er in die USA aus und kehrte 1960 nach Deutschland zurück, wo er 1963 völlig verarmt und vergessen in Stuttgart starb. Seine Autobiographie „Der Weg nach unten“ von 1961 ist leider viel zu wenigen Lesern bekannt.
Welche der beiden Biographien ist echt, welche ist falsch?
Pink Turns Blue - Your Master Is Calling. https://www.youtube.com/watch?v=FT9lwMakwv8

Dienstag, 14. Februar 2017

Posttraumatische Belastungsstörung

Ich habe mal einen Workshop in Meck-Pomm organisiert und dazu ein kleines Hotel an einem See komplett angemietet. Unglücklicherweise hatte es genau ein Zimmer zu wenig. Da Cheffe und ich keinem Gast dieses Elend zumuten wollten, nahmen wir zusammen ein Doppelzimmer.
Nach dem langen Sitzungstag lag mein Vorgesetzter also auch noch nachts neben mir im Doppelbett. Nur die „Besucherritze“ hat uns getrennt. Diese traumatische Erinnerung ist durch den Text eines Bloggers wieder an die Oberfläche meines Bewusstseins geperlt. Danke, Herr Kollege! Jetzt lutsche ich wieder Daumen und suche meine alte Schmusedecke.
Sind Sie sensibel oder psychisch labil? Es sind noch andere Erinnerungen hochgekommen. Um sieben Uhr morgens klingelt der Wecker von Cheffe. Im Gegenlicht der Morgendämmerung sehe ich ihn zum Badezimmer laufen. Ein gepflegter Halbsteifer wölbt sich in seiner Unterhose – eine Acht-Uhr-Erektion und damit ist nicht die Uhrzeit gemeint, wenn Sie verstehen, was ich meine. Natürlich benutzt er vor mir die Toilette und die Dusche.
Das Leben ist ein Traum der Hölle. Das Leben ist ein Traum der Hölle. Das Leben ist ein Traum der Hölle …
Frankie Goes To Hollywood - Black Night White Light. https://www.youtube.com/watch?v=KObdqhVWDns

Der Westen ist der Süden

„Finsternis ist gut. Dick Cheney. Darth Vader. Satan. Das ist Macht.“ (Stephen Bannon)
Das Ruhrgebiet war einmal das Herz der deutschen Wirtschaft. Eine Metropole, die aus zahllosen kleinen Großstädten und großen Kleinstädten besteht. Ein Melting Pot der Kulturen und Klassen.
Heute erinnert mich das Ruhrgebiet an den Süden der USA. Abstieg, Ignoranz, Hass. Hier wird alles Neue verhöhnt, durch den Dreck gezogen und abgestoßen.
Sie sind Webdesigner, Tagungsorganisator oder Modefotograf? Kommen Sie nicht zu uns. Wir wollen Sie nicht. Wir waren Bergarbeiter und Malocher, wir sind stolz auf unsere Beschränktheit und unsere fehlerhafte Grammatik.
Der deutsche Süden in NRW will sich nicht verändern. Er spielt die beleidigte Leberwurst. Hier können Sie nichts Neues aufbauen, weil die Sturköpfe im Pott den Bürgerkrieg der Globalisierung komplett verloren haben.
Alte Betriebe gehen, neue kommen. Alte Berufe gehen, neue kommen. Das ist der Lauf der Welt. Das Ruhgebiet macht diesen Wandel nicht mit. Das Ruhrgebiet nimmt übel. Baumwolle und Erdnüsse laufen nicht mehr? Na und? Aber das Neue wollen wir auf keinen Fall.
Die sollen nach Berlin gehen – oder besser gleich ins Silicon Valley. Duisburg und Bochum gefallen sich als sterbende Diven wie New Orleans. Aber diese Klasse werden sie selbst im Abstieg nicht erreichen.
Ennio Morricone - Chi Mai. https://www.youtube.com/watch?v=AFl-G85S8Ro

Sonntag, 12. Februar 2017

Rheinhessen first!

https://www.youtube.com/watch?v=bKVrBlUxVis

Füttere mich!

Neulich war ich mit einer Freundin in einem ultrahippen Lokal namens „Apotheke“ in der Mainzer Neustadt verabredet. Übrigens tatsächlich eine ehemalige Apotheke, die auf Basis der handelsüblichen Ironie unseres Zeitalters mit diesem Erbe in Sachen Einrichtung und Speisekarte spielt.
Ich reiste aus meinem Hunsrückdorf via Bus und Bahn bereits zur Mittagszeit an, um mich – da ich der Sättigungskompetenz der Hipsteria kein Vertrauen entgegenbringen mochte – in einem Gasthaus meiner Wahl im Vorfeld zu stärken. Auf der Fahrt hatte ich die Idee entwickelt, um der alten Zeiten Willen mal wieder bei einem klassischen Chinesen vorzusprechen. Also kein Thai, kein Sushi, kein Vietnamese, keine Experimente, sondern der klassische Schweinefleischsüßsauernummerdreiundneunzig-Chinese aus meiner Kindheit.
Als Schüler war ich mit einem Freund des Öfteren am Samstag nach Mainz gefahren, um durch die Plattenläden und Kneipen zu bummeln. Kulinarischer Höhepunkt war immer der Besuch eines chinesischen Restaurants, das im ersten Stock eines nüchternen Nachkriegszweckbaus am Gutenbergplatz logierte. Schon auf der steilen Treppe nach oben bereiteten uns die Gerüche und Klänge auf das exotische Vergnügen vor. Heutzutage gehen ja Hinz und Kunz zum Chinesen, aber damals war es ein Abenteuer – vor allem, wenn sie erst vierzehn Jahre alt sind und Restaurantbesuche nur mit ihren Eltern oder bei McDoof kennen.
Mir war einfach nach sentimentalem Scheiß und so ging ich zu diesem Lokal. Es hatte allerdings längst geschlossen und war durch ein Steakhaus ersetzt worden. Also lief ich durch die Stadt, um einen klassischen Chinesen zu finden. In der Nähe des Doms gab es auch mal einen. Ebenfalls weg. Ich lief zwei Stunden durch die Innenstadt. Kein Chinese, keine krosse Ente, keine Frühlingsrolle. Dann erweiterte ich, inzwischen unangenehm hungrig geworden, meinen Optionsradius. Essen. Jetzt! Heiß! Hunger!
Aber an einem Samstagnachmittag in Mainz musste ich erfahren, dass die von mir präferierten Lokale wie z.B. der „Augustinerkeller“ nicht nur komplett besetzt waren, sondern auch ganze Trauben von Menschen im Vorraum auf einen freien Tisch warteten. Mainz an einem Samstag – so muss es im alten Rom gewesen sein. Alle Lokale voll, auch bei „Hans im Glück“, wo einfache Burger gereicht werden, DDR-mäßiger Schlangenbetrieb. Es war zum Verzweifeln. Inzwischen war es drei Uhr, der Magen hing mir zwischen den Knöcheln.
Letzte Rettung: die „Bagatelle“, eine Studentenkneipe in der Neustadt. In diesem Viertel hatte ich meinen Zivildienst gemacht. Tatsächlich ist noch ein kleiner Tisch neben den Toiletten frei. Ich setze mich und bestelle beim fusselbärtigen, dauergrinsenden Hilfskellner (Ethnologie im Endstadium?) blind ein Kristallweizen, damit wenigstens irgendwas vorwärts geht. Nach einer Viertelstunde kommt das Bier und ich bestelle einen Cheeseburger mit Pommes. Yes, denke ich, du hast es geschafft. Ich bin so ausgehungert, dass ich mir gierig die Oberschenkel der Studentenrunde am Nachbartisch betrachte.
Eine weitere Viertelstunde später kommt der Burger. Der Student mit Nebenjob Hoffnungsvernichter erzählt mir allerdings, es gäbe nur noch kleine Burger. Es täte ihm Leid. Dann verschwand er grinsend und ließ mich mit einem briefmarkengroßen Burger zurück. Vielleicht kennen Sie diese Mini-Burger von Buffets? Eigentlich bietet man sie nur Kindern an. In zwei Bissen hat man sie verschlungen. Am liebsten hätte ich auf diesen Bonsai-Burger geweint.
Ich weiß nicht, inwiefern sie über meine Körpergröße und meinen Leibesumfang informiert sind (Ursus hunsrückiensis; ich verkaufe im Nebenberuf Hinkelsteine), aber vor mir begeben sich selbst Rottweiler auf Kokain in eine fötale Verteidigungsstellung. Also presste ich mir diese Verhöhnung des Burgerwesens in den eigens dafür vorgesehenen hohlen Zahn, stopfte ein paar Pommes dazu in den Mund und spülte mit dem letzten Schluck Weizenbier nach. Ich bezahlte an der Theke und verließ das Lokal, nicht ohne es bis in alle Ewigkeit in elaborierten Flüchen dem Zorn der Hölle preiszugeben.
Dann ging ich in die „Apotheke“ und trank ein halbes Dutzend Flaschen Estrella Damm, ein Bier aus Barcelona, und gab der Dame, mit der ich verabredet war, Kunde über meinen Unmut bezüglich der kulinarischen Situation in der Landeshauptstadt. Bleiben Sie in Berlin! Bleiben Sie in Hamburg und München! Es ist kein Spaß, in Rheinland-Pfalz hungrig zu sein.
P.S.: Der Mini-Burger war auch noch mit Salatgurke statt mit Gewürzgurke. Grotesk!
Sven van Thom - Döner in der U-Bahn. https://www.youtube.com/watch?v=hUKBxSjPqPE

Samstag, 11. Februar 2017

Kommando Yoko Ono - Presseerklärung

„Das Nichts hat sich ermordet, die Schöpfung ist seine Wunde, wir sind seine Blutstropfen, die Welt ist das Grab, worin es fault“. - „Da ist keine Hoffnung im Tod; er ist nur eine einfachere, das Leben eine verwickeltere, organisiertere Fäulnis“. (Georg Büchner)
In der Tradition großer Aktionskünstlerinnen wie Yoko Ono haben wir gestern ein Happening veranstaltet. Wir haben mit der Dekonstruktion technischer Artefakte und der Erschaffung einer Skulptur eine neue Realität hergestellt.
Die Systemmedien haben vor einigen Tagen über den „Diebstahl“ von zwanzig Maschinenpistolen der Berliner Polizei berichtet. Wir haben die Polizei nicht bestohlen, sondern enteignet. Wir haben der Bevölkerung ihr Eigentum wiedergegeben. Dabei haben wir es so umgestaltet, dass es keinen Schaden anrichten kann. Daher kann es sich bei dieser Aktion auch nicht um Sachbeschädigung oder groben Unfug handeln. Wir haben Dinge, die wir uns angeeignet haben, auf eine höhere Ebene getragen, wir haben die Waffen transzendiert.
Konkret hat die Aktion so ausgesehen: Wir haben die Maschinenpistolen auf dem Tempelhofer Feld komplett auseinandergenommen und die einzelnen Teile zu einem Friedenszeichen zusammengeschweißt. Wir haben um unser Objekt einen Tanz aufgeführt und auf diese Weise Aktions- und Objektkunst, gegenstandslose und gegenständliche Kunst miteinander vereint.
Es gibt ein Video, ein Gedicht und ein Lied zu diesem Happening, so dass wir mit unserer Aktion nicht nur gegen die staatliche Gewalt demonstriert haben, sondern der Muse der Geschichtsschreibung (Klio), der Muse der Tragödie (Melpomene), der Muse des Tanzes (Terpsichore), der Muse der Komödie (Thalia), der Muse der Lyrik und des Flötenspiels (Euterpe) und der Muse der Rhetorik und der Philosophie (Kalliope) gehuldigt haben.
Mögen neue Künstler unserem Weg folgen!
Kommando Yoko Ono
XTC - Burning With Optimism's Flames. https://www.youtube.com/watch?v=O8O7ng4vyY0

Donnerstag, 9. Februar 2017

Im Gefängnis

“Darf es noch eine Wachtelbrust sein, Herr Gefängnisdirektor?“
„Danke. Ich kriege nichts mehr rein.“
„Aber ich habe zum Nachtisch noch eine Käseplatte bestellt.“
„Sie verwöhnen mich, Herr Schönfärber.“
„Ich empfehle Ihnen den Ziegenkäse und dazu müssen Sie unbedingt den Feigensenf probieren. Eine Delikatesse.“
Die beiden Männer stießen mit Rotwein an. Die teuren Gläser hatten einen angenehmen Klang.
Seit Heribert Schönfärber in Untersuchungshaft saß, lebte der Gefängnisdirektor wie Gott in Frankreich. Frühstück, Mittagessen und Abendbrot wurden vom Restaurant „Chez Maurice“ herübergebracht und serviert. Das „Chez Maurice“ hatte einen Michelin-Stern und man munkelte, der zweite Stern sei nicht mehr weit entfernt.
„Manchmal frage ich mich, wie Sie sich das leisten können. Angeblich hat die Staatsanwaltschaft doch alle Ihre Konten gesperrt und das Geld beschlagnahmt.“
Schönfärber lächelte. „Anlagebetrug ist ein sehrt komplexes Geschäft. Sie benötigen eine Menge Konten auf vielen Banken in diversen Ländern. Die Staatsanwaltschaft hat nur die Spitze des Eisbergs kassiert. Viele meiner Geschäfte laufen über Strohmänner oder die Strohmänner von Strohmännern.“
Direktor Kleingärtner lächelte ebenfalls. „Ich verstehe. Dann müssen wir uns um Sie also keine Sorgen machen?“
„Ich bitte Sie, meine lieber Herr Direktor. Wir sollten uns den Fall so angenehm wie möglich machen. Oberstaatsanwalt Kehrnich ist ein Dilettant, ein Dreier-Jurist, der den Job nur bekommen hat, weil er das richtige Parteibuch besitzt und gegen eine Versetzung in diesen Landkreis nichts einzuwenden hatte. Ich rechne mit einer Bewährungsstrafe. Und die Geldstrafe dürfte kein Problem sein.“
Kleingärtner genoss den vorzüglichen Käse und gab milde zu bedenken: „Die Medien haben sich aber auf Ihren Fall eingeschossen.“
Schönfärber schüttelte den Kopf. „Ich habe ja Fernsehen und Internet in meiner Zelle, da bekommt man so einiges mit. In den Kommentarspalten und in den sozialen Medien sind meine Leute unterwegs. Manchmal mische ich auch selbst ein bisschen mit. Der Wind beginnt sich zu drehen. Mein Fall ist nur einen Terroranschlag von der Bedeutungslosigkeit entfernt.“
„Sie schreiben im Netz aber hoffentlich nicht unter Ihrem richtigen Namen. Sonst komme ich in Teufels Küche, denn bekanntlich dürfen Sie kein Internet in Ihrer Zelle haben.“
„Das ist klar. Ich darf ja auch kein Himmelbett und keinen Mahagonischreibtisch in meiner Zelle haben.“
Beide lachten laut und stießen mit einem Kräuterschnaps an.
„Nein, im Ernst, mein lieber Direktor. Ich schreibe nur unter diversen Pseudonymen. Die Presse ist ja auch nur ein Nebenkriegsschauplatz. Meine beste Waffe ist Dr. Nerlinger.“
Kleingärtner nickte. „Ein großartiger Verteidiger. Er hat für die Deutsche Bank und VW gearbeitet. An dem wird sich der Staatsanwalt die Zähne ausbeißen. Und in der Frage der Anlageberatung steht schließlich das Wort der Zeugen gegen Ihr Wort.“
„Eben. Es stand ja alles im Kleingedruckten. Man sollte alles gründlich durchlesen, was man unterschreibt. Man kann heute niemandem mehr trauen.“
„Richtig, Herr Schönfärber. Dann wünsche ich Ihnen gutes Gelingen morgen im Gerichtssaal.“
„Danke, Herr Kleingärtner. Noch etwas Brie?“
Tangerine Dream - Dr. Destructo. https://www.youtube.com/watch?v=T4WO1uMP2B0

Mittwoch, 8. Februar 2017

Stille Nacht

„Meine einzige Geliebte ist jetzt das Morphium. Sie ist böse, sie quält mich unermesslich, aber sie belohnt mich über jedes Begreifen hinaus. Wie begrenzt warst du, Frau. Diese Geliebte ist wahrhaft in mir. Sie füllt mein Hirn mit einem hellen, klaren Lichte.“ (Hans Fallada: Ein sachlicher Bericht über das Glück, ein Morphinist zu sein)
Weiße Weihnachten habe ich tatsächlich mal erlebt. Anfang der neunziger Jahre im Bergischen Land. Ich war auf dem Weg zur Familie meiner Freundin. Wenige Kilometer vor dem Ziel setzte dichtes Schneetreiben ein. Das Bergische Land hat damals seinem Namen alle Ehre gemacht. Keine Ahnung, ob das heute auch noch so ist.
Ich kam mit meinem Golf ins Schlingern, nichts zu machen. Ich kam den Berg nicht mehr hoch und sehen konnte ich auch nichts mehr. Ich hielt am Straßenrand und stieg aus. Es war unglaublich still und unglaublich weiß. Wie in einem Traum. Ich war allein und spürte den Schnee auf der Haut, auf den Lippen. Ich ging den Bürgersteig entlang und erkannte schemenhaft ein Haus. Damals hatte ich noch kein Handy. Also klingelte ich einfach an der Tür.
Ein Mann öffnete mir und ich fragte ihn, ob ich mal telefonieren könnte, ich sei mit meinem Wagen steckengeblieben. Ich wurde ins Haus gebeten und betrat das Wohnzimmer der Familie. Ein großer und prächtig geschmückter Weihnachtsbaum stand in der Ecke neben dem Fernseher. Auf dem Sofa saßen eine Frau, eine ältere Frau und ein Kind. Leise Musik lief im Hintergrund, Plätzchen standen auf dem Tisch und es war wunderbar warm. Ich wünschte ihnen allen frohe Weihnachten.
Das Telefon stand auf einer Kommode und ich rief meine Freundin an. Ich sagte ihr die Adresse. Keine Ahnung, wie weit ich von ihrem Haus weg war. Damals gab es auch noch kein Navi. Der Familienvater bat mich, im Wohnzimmer zu warten, aber ich wollte die Familie nicht stören. Ich bedankte mich und setzte mich ins Auto.
Es gab damals nicht nur kein Handy oder Navi, auch die Standheizung war – zumindest in meinem Auto – noch nicht erfunden. Ich wartete. Es wurde dunkel, wenn auch nicht sehr, denn der Schnee fiel immer noch, inzwischen mussten es zehn oder zwanzig Zentimeter sein. Das ist also mein Weihnachten, dachte ich, und erinnerte mich voller Melancholie an die schönen Stunden meiner Kindheit. Ich stellte mir die Familie vor, die nur wenige Schritte entfernt im Wohnzimmer saß und jetzt vielleicht die Weihnachtsgeschenke auspackte.
Und dann klopfte es an meine Windschutzscheibe. Ich kurbelte die Scheibe hinunter (elektrische Fensterheber hatte ich auch nicht) und dann sah ich sie. Dicke Schneeflocken klebten in ihren blonden Haaren und sie lächelte mich an. Das war der schönste Weihnachtsmoment von allen. Das Haus ihrer Eltern, wo ich herzlich empfangen wurde, war keine zehn Minuten zu Fuß entfernt. Ich war dankbar für jeden Augenblick dieses Abends.
Oppenheimer Analysis - Men in White Coats. https://www.youtube.com/watch?v=UZ2oAts1u74

Dienstag, 7. Februar 2017

Kiezneurotiker Reloaded

Für alle Fans des Kiezneurotikers gibt es seine Texte als PDF:
https://www.mediafire.com/folder/ohqcr1i2spsbv/kiezneurotiker_Blogarchiv
Hier ein Text, in dem es um das Ende des Blogs geht – geschrieben vor einem Jahr –, und ein Text in dem es um einen Krimi von mir geht.
30. Januar 2016: Was passiert eigentlich, wenn ein Blogger stirbt?
Schon mal darüber nachgedacht, was passiert, wenn ein Blogger stirbt? Ich kann Ihnen sagen, was bei mir passiert, abgesehen davon, dass mich die, die für meine Reste verantwortlich sind, verbrennen lassen und das übriggebliene Pulver in einer (hoffentlich ausgesoffenen) Flasche Glenlivet in die Spree werfen: Hier werden weiter Blogposts veröffentlicht. Und das kommt so: Vieles hier ist zwar spontane Eruption, unterirdische Flegelei aus der Hüfte geschossen, rausgekloppt zwischen Borgwürfel, Kind duschen und Whisky saufen, einiges jedoch ist abgehangenes Zeug. Fragmente. Irgendwelche Fotos, zu denen ich irgendwann mal irgendwas schreiben wollte, aber bisher nur Stichworte zusammengebracht habe, einzelne Phrasen, manchmal ganze Absätze. Vordatiert. Liegengelassen, bis ich dazu komme, einen richtigen Text draus zu machen. Das Witzige dabei ist: Wenn ich morgen tot umfalle, werden die Fragmente, die Stichwortsammlungen, wird das zusammenhanglose Gestammel mit der Zeit einfach veröffentlicht, auch wenn ich schon lange nicht mehr da bin. Das muss furchtbar sein für die, die zurückbleiben: Der Irre spricht aus dem Jenseits. In Rätseln.
Wie bekommt so ein Leser eigentlich vom Tod eines Bloggers mit? Indem er einfach nicht mehr schreibt? Die Dinge einfach enden? Kommentarlos? Sagt Ihnen Jacob Jung etwas? Das war mal ein ziemlicher Senkrechtstarter in der Blogodingsda. Politik. Gesellschaft. Gegenöffentlichkeit. Verlinkt bei allen, die Rang und Namen haben. Bildblog. Nachdenkseiten. taz. Vergessen wo noch. Tolle Texte. Tolle Statements. Meinungsstark. Eloquent. Smart. Geteilt ohne Ende. Fanboys ohne Ende. Kommentare ohne Ende. Trolle ohne Ende. Das Feedback, das die Welt bedeutet. Und dann hat er einfach aufgehört. Am 21.3.2012 der letzte Text. Dann nichts mehr. Ohne Statement. Ohne Erklärung. Was war da los? Ist er tot? Niemand weiß etwas. Es endete einfach und keiner weiß warum. Mysteriös. Die Leserschaft rätselte noch eine Weile in irgendeinem Forum einer marginalisierten Zeitschrift vor sich hin und dann zog man weiter. Andere kamen nach, andere hörten auf, manchmal mit Paukenschlag, manchmal mit dem erklärungslosen Löschen des ganzen Blogs (und dem unweigerlichen Wiedereröffnen).
Viel bleibt nie. Am Ende bleibt wahrscheinlich sogar nichts. Denn wenn ein Blogger stirbt, geht kurz darauf seine Domain platt, wenn sie nicht mehr weiter bezahlt wird. Wenn er bei einem kostenlosen Hoster bloggt, dann bleiben die Inhalte länger bestehen, mindestens so lange bis der Hoster schließlich seinen Dienst einstellt (was sie immer irgendwann tun, machen wir uns nichts vor). Also ist auch dieser virtuelle Ort hier, an dem Sie gerade lesen, nicht für ewig. Wie im Prinzip alles. Was ich hier schreibe, was Sie hier schreiben, Texte, Kommentare, Likes, Shares, Liebeserklärungen, Hassmails, geht schon nach wenigen Stunden unter im allgemeinen Rauschen und hat natürlich nichts bewirkt. Das tut es nie. Was also passiert, wenn ein Blogger stirbt? Nichts. Es passiert nichts. Es spielt keine Rolle. Es ist völlig unerheblich. Vergänglichkeit ist Vergänglichkeit ist Vergänglichkeit. Alles endet. Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber mir gefällt das.
Anmerkung: Was vorbei ist, ist vorbei. Das ist die stoische und lakonische Art des Kiezneurotikers. Er ist gegangen wie Jacob Jung. Und da keine vordatierten Fragmente im Blog veröffentlich wurden, spricht auch kein Irrer aus dem Jenseits. Stecker gezogen und Tschüssikowski. Kein Gejammer, keine Diskussionen. Alles richtig gemacht.
3. Januar 2016: Lass mal netzwerken - Kiezschreiber Edition (Berliner Asche)
Wenn der feine Herr Eberling eines kann, dann ist es schreiben. Wenn der feine Herr Eberling eines nicht kann, dann ist es das ordentliche Aufbereiten seiner Werke, das Verkaufen, das Entgegenkommen gegenüber den Konsumenten, den Abbau von Barrieren oder wenigstens ordentliche Links. Eine Übersicht. Nix. Kann er nicht. Ein Chaot, kein eBook, kein Inhaltsverzeichnis, nur wurstiges Einhacken eines von ihm geschriebenen Buchs in irrwitziger Kapitelfolge in sein Blog, das immer noch zu wenige lesen und wo das Zeug schon mit dem Jahreswechsel kaum noch zu finden ist, weil nichts darauf verweist, dass unter dem zugeklappten Blog-Archiv im linken Frame des billigen Themes seines schlechten Freehosters so etwas rumliegt. Ich krieg' Pickel, Alter. Das lieblos rausgerotzt zu nennen wäre ein dreister Euphemismus. Ein Schlumpf ist er! Ein Schlurch! Der Chaot der Chaoten. Ich weiß wie die Wohnungen von so Typen wie Eberling aussehen. Sauställe. Messibutzen. Abraumhalden. Berge von Papierstapeln. Pizzakartons. Am Lampenschirm eine alte Socke. Zahllose Kanten Shit in Alufolie unter Miederwarenkatalogen. Den Keller voll mit alten Penthouse-Ausgaben aus den 80ern, seiner großen Zeit. Und 25 volle Aschenbecher. In jedem Raum. Er raucht Selbstgedrehte. Natürlich. Sie werden nie irgendwas finden in solchen Buden, der Behauser jedoch schon, der lebt nämlich seinen Unrat, sein Chaos, seine Schlumpfigkeit, der hat sich der Sinnlosigkeit jedweder Ordnung hingegeben, ist mit dem Grind seiner Umgebung verwachsen. Die armen Erben, die irgendwann einem prekären weißrussischen Entrümpler viel Geld zahlen müssen, damit der den ganzen Mist in Bauschuttcontainern irgendwo auf dem Balkan entsorgt, weil das Zeug sonst niemand anfassen will. Oder die Stadt reißt die Bude einfach ab, gräbt den Schorf einmal um und verscheuert den Bauplatz an eine zuversichtliche junge selbstoptimierte Familie, die sich ein Townhaus baut. Meine Güte, wenn Typen wie Eberling für Ihre Buchhaltung verantwortlich sind, melden Sie lieber gleich Insolvenz an, bevor das Finanzamt Sie in den Karzer bei Tofu und Rhabarberschorle sperrt, weil Sie diesen verwahrlosten Dschungel von Zettelwirtschaft allen Ernstes Jahresabschluss genannt haben.
Ach fick mich doch weg, mich Homofürst. Alles muss ich selber machen, weil dieser verkrachte alte Künstler wieder nix gebacken kriegt. Hier, bitte, sein Roman "Berliner Asche", klicken Sie, klicken Sie, es ist Literatur, und es ist gratis, klicken Sie:
Berliner Asche
(Jetzt kommt eine Linkliste aller Kapitel, die ich Ihnen erspare; der Kiezschreiber)
Ein gutes Buch. Bis ins Kapitel 6 hinein flüssig und schlüssig geschrieben, mit Tiefsinn, Witz und dem unverstellten Blick auf die Stadt aus einer Position, die ich aus seinem Blog schätze. Unideologisch. Klar. Immer auch spöttisch. Mit der erforderlichen Distanz, aber nie wahllos, sondern Sie lesen immer heraus, wem seine Zuneigung gilt. Dem Guten. Und dem guten Leben. Ich mag das. Wir gehen schweren Zeiten entgegen. Die Ideologien triumphieren, die Religionen gewinnen Land, die Esoterik boomt und humorlose Asketen ziehen Fäden. Da braucht es solche Typen, da muss ich Spötter in meiner Nähe wissen, um das alles mit der größtmöglichen Heiterkeit zu überstehen. Spucke in der Suppe? Na klar, hier: Ab Kapitel 6 wird es arg bemüht, da wird er plötzlich fahrig und gerade der inhaltliche Kern in Form des schmerzhaft akademischen Dialogs zwischen dem Nazi- Securitymann und dem linksradikalen Zündler wirkt schwer konstruiert. Da wollte er zu viel. Und griff zur Brechstange, dem falschen Instrument, denn solche (zweifellos sehr klugen) Aussagen wie aus diesem Dialog müssen in den Subtext, immer in den Subtext, denn sie sind des Holzhammers der direkten Rede ungeeignet. So bleibt diese Szene in dieser Form seltsam unwirklich und in etwa so realistisch wie Coke Zero im Biomarkt oder eine Prenzlmutter ohne grün-braune Schlammscheißeklamotten. Beim Lesen sprang es mir fast ins Gesicht, dass da einer so langsam fertig werden wollte. Keine Geduld mehr hatte. Oder ihm auch nur der Esprit ausging. Das ist dann schade, wenn auch nur ein wenig.
Danke, hat sich gelohnt. Schnell zu lesen. Flockig zu lesen. Zack, weggeatmet. Kurz gerülpst. Gut war's. Ich würde jetzt gerne bezahlen. Doch der Eberling macht einem auch das unmöglich. Kein Flattr, kein Konto, kein Postfach für Bargeld, nicht mal eine Amazon Wunschliste, von der ich ihm was schönes bestellen kann. Diese Künstler, diese verfickten Künstler, meine Nerven ... und jetzt klicken Sie schon, verdammt.
Danke, lieber Kiezneurotiker, alter Weggefährte. Möge dein Whiskyglas niemals leer werden.


Samstag, 4. Februar 2017

Little Red Rooster

Als ich in dem Kaff aus dem Bus stieg, war ich völlig abgebrannt. Alles, was ich bei mir hatte, war eine Plastiktüte und ein paar Münzen in meiner Jackentasche.
In der Tüte war eine Filmrolle und ein Packen bedrucktes Papier. Belastendes Material über einen Politiker in der Hauptstadt, der eine Affäre mit einer Minderjährigen gehabt hatte. Hier wollte ich es an einen kleinen Fernsehsender verkaufen, dessen Programm man nur im Internet sehen konnte.
Am Busbahnhof kaufte ich mir ein kaltes Bier, um den Staub aus meiner trockenen Kehle zu waschen. Ich trank in langen Zügen, während mich ein Betrunkener mit glasigen Augen schamlos anstarrte. Vermutlich lungerte er den ganzen Tag am Bahnhof herum, auf dem Boden neben ihm lagen ein halbes Dutzend leerer Bierdosen.
Als ich zum Sender ging, traf ich keine Menschenseele. Keine Autos, nur die schmutzige Straße. Am Horizont eine Bergkette im Dunst. Das ganze Tal war eine fruchtlose Geröllwüste, über der noch nicht einmal ein Raubvogel kreiste.
Little Red Rooster – so stand es in großen schwarzen Buchstaben an der Schaufensterscheibe. So hieß der Sender und ich öffnete die Tür. Alles, was ich in dem Chaos aus Computern, Servern und Kabeln sah, war ein unrasierter Mann mit fettigen Haaren in einem ausgeleierten Football-Shirt, auf dessen Schoß sich eine junge Frau schamlos rekelte.
Ich hielt die Tüte hoch und sagte: „Hier ist das Material, das ich Ihnen verkaufen wollte. Sie erinnern sich?“
Er nickte und grinste mich an. „Darauf müssen wir anstoßen.“
Die Frau begann zu nörgeln. „Nein, Schatz. Lass uns nach Hause gehen.“ Und dann grinste sie ihn lüstern an. „Ich will dich. Jetzt.“
Der Boss des Ein-Mann-Ein-Raum-Senders gab ihr einen Klaps auf den Hintern und stand auf. „Gehen wir. Die Tüte mit dem Material können Sie ruhig hier stehen lassen.“
Wir gingen nach draußen und liefen die Straße entlang. Exakt derselbe Weg, den ich schon einmal gelaufen war. Aus den Augenwinkeln sah ich mir die junge Frau an. Sie sah verdammt gut aus – und plötzlich wurde mir klar: Das ist die Frau auf dem Band. Die angeblich Minderjährige. Jetzt sah sie älter aus, heruntergekommen und abgerissen. Aber sie war es, keine Frage.
Am Kiosk stand immer noch der Betrunkene. Er begrüßte den Mann und seine Freundin. Die anderen Drei plauderten ein wenig, während ich schweigend zuhörte. So ein Mann wie der Betrunkene durfte in keinem Westernfilm fehlen. In Karatefilmen hieß diese Figur „The Drunken Master.“
Der Senderboss fragte mich, ob ich Geld hätte. Er müsste erst noch zur Bank, mein Geld würde er mir aber ganz sicher morgen geben. Mit meinen letzten Münzen kaufte ich eine Runde Bier für alle.
Ich hatte nichts mehr und saß in diesem Drecksnest fest, keine Frage. Wie sollte es weitergehen, wenn ich das Bier ausgetrunken hatte?
Depeche Mode – Precious. https://www.youtube.com/watch?v=rip1J0YWGgA