Mittwoch, 5. April 2017

Wilde Maus

Sie kommt auf mich zu gerannt, als wollte sie in Richtung New York abheben.
„Na, du wilde Maus“, sage ich, als ich sie in die Arme nehme und einmal die vollen 360 Grad herumwirbele.
„Na, du Wurstriese“, sagt sie zu mir, weil ich ihr mal erzählt habe, dass ich nur so groß und breit geworden wäre, weil ich riesige Mengen Wurst in mich hineingefressen habe.
Dann hatte ich auf meinen Bauch gezeigt und lachend gerufen: „Beweisstück A.“
Natürlich hatte sie mir nicht geglaubt. Dieses Kind ist schlau, auch wenn es noch nicht in die Schule geht.
„Ich weiß genau, was du willst“, sage ich zu ihr und grinse.
„Weißt du nicht.“
„Du willst ein Eis essen.“ Denn wir gehen oft zu Dolomiti in der Leibnizstraße.
„Nein.“
„Nein?“
„Nein.“
Ich bin überrascht. Kein Eis? „Was willst du denn?“
„Ich will in den Zoo.“
Ich stutze einen Augenblick. Wir haben gar keinen Zoo in unserer kleinen Stadt. „Okay“, sage ich und überlege fieberhaft.
Inzwischen geht sie an meiner Hand und wir laufen vom Kindergarten zum Frauenlobplatz.
„Weißt du, die Stadt ist sehr klein und genau darum haben wir einen sehr großen Zoo. Siehst du die Tauben? Die sind aus Afrika. Und die Spatzen? Eine amerikanische Sorte, die sich nur von Erdnüssen ernährt.“
Wir gehen weiter durch die Straßen.
„Der haarige Mann, der dort vor der Bäckerei steht. Das ist ein Höhlentroll. Er verwandelt sich nachts in einen Wolf.“
„Kann man da gar nichts machen?“, fragt sie mich.
„Natürlich“, antworte ich. „Man muss ihn vor Mitternacht mit einem Stück Streuselkuchen füttern, dann bleibt er friedlich.“
Und so gehen wir eine Stunde durch die Stadt, bis die Kleine müde wird.
Sie haben ja keine Ahnung, welche Tierarten in dieser Stadt leben. Das Leben ist einfach unglaublich.
David Bowie - Teenage Wildlife. https://www.youtube.com/watch?v=_Yhd_qhIr2g

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