Samstag, 3. Dezember 2016

Lob des Obskurantismus

Wo sind die merkwürdigen Gestalten hin, die früher mit einem Plakat einsam an der Gedächtniskirche standen? Wo werden noch Flugblätter mit revolutionärem Inhalt verteilt? Wer erklärt mir beim Bier in der Kneipe, die Sozialdemokratie sei „der wahre Handlanger der Bourgeoisie, der rote Henkersknecht am entrechteten Arbeiter“, wie Fallada es einen Kommunisten in „Bauern, Bonzen und Bomben“ sagen lässt?
Heute sitzen alle in ihrem stillen Kämmerlein und der elektrische Funke trägt schräge, amüsante und furchterregende Gedanken in alle Welt hinaus, so dass sich die Massenmedien der Verlagshäuser und Sendeanstalten um ihre Deutungsmacht und ihre Pfründe betrogen fühlen. Der glühende Ernst der Verrückten steht gegen die Scheinheiligkeit der staatstragenden Journaille. Wer in der Lage ist, den Meinungen und Streitereien gelassen entgegenzutreten, wer Geplärre und Information auf zahllosen Kanälen zu unterscheiden weiß, hat doch einen Riesenspaß in der Mediengesellschaft.
Und wenn man eine Weile hineingelauscht hat in die Welt der großen und kleinen Erklärbären, greift man zu einem guten Buch und nimmt wieder ein wenig Abstand von den Dingen. Aktuell der Fallada, zuletzt Huysmans „Gegen den Strich“, als nächstes „Die Preisgabe“ von James Purdy.

3 Kommentare:

  1. Die BüSos stehen noch rum, mit ihrer ZackLaRouche-Jugend.

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  2. Dir kann geholfen werden:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-J%C3%BCrgen_Westphal

    Anschließend gehts dort hin:
    http://www.kaiserhof-radeberg.de/restaurant/brauerei-ausschank/

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  3. Restaurantauswahl klingt ausgezeichnet. Ich erinnere mich aber an das Radeberger Bier, als ich ab 1990 die neuen Highlights der alten BRD besuchte. Das war deutlich besser, als das jetzige Bier. Aber auch Westmarken wie Bitburger, Krombacher und Warsteiner haben extrem nachgelassen. Dieser Untergang der großen Biermarken ist medial nie verarbeitet worden (siehe auch: Lügenpresse, Neues Deutschland). Darüber wäre gesondert zu schreiben!

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