Mittwoch, 28. September 2016

Der Wolkendrachentraum

„So hat sich also das Parteiensystem in der Berliner Republik des Jahres 2016 sortiert: In der Mitte die Kungelbude aus Schwarz, Rot, Gelb und Grün; rechts davon unter dem knatternden Banner des Nationalismus die völkischen Kulturkämpfer und Vertreter des Schweinebraten-Bürgertums (AfD), links davon das matte Abendrot der SED-Resterampe. Danke für nichts.“ (Lupo Laminetti)
Das ist sicher der verrückteste Traum von allen: Ich gehe einen dunklen Bahnsteig entlang. Links die Gleise, rechts finstere Baracken, die immer schäbiger werden, je weiter ich gehe. Es wirkt, als wäre ich auf einem Kreuzberger Hinterhof bei Nacht. Hier soll die Weiterbildungsveranstaltung der Kanzlerin sein? Ich muss mich geirrt haben. Aber dann sehe ich eine junge Studentin mit einer Umhängetasche. Ich frage sie, ob sie auch zu der Veranstaltung will. Sie nickt, ich folge ihr. Im Raum ist ein großer Tisch, an dem Frau Merkel und einige Ministerialbeamte auf Stühlen sitzen. Auf einer Bank sitzen ein junger Mann mit langen dunklen Locken und einem fusseligen Bärtchen und eine ebenfalls sehr junge Frau. Um den Tisch herum stehen Bänke an der Wand, auf denen noch Platz ist. Ich setze mich und höre dem Referat zu, das der junge Mann hält. Er fläzt sich lässig auf der Bank, liegt halb und spricht über die Ernährung der Zukunft. Erst jetzt sehe ich, dass Frau Merkel ein Kopftuch aus halbdurchsichtigen schwarzen Brüsseler Spitzen mit Stickereien trägt. Am Ende des Referats wird ein Teller herumgereicht, auf der die dicken, pulsierenden Leiber von weißen Raupen liegen. Jeder soll eine probieren. Die Studentin, die neben mir sitzt, kurze blonde Haare und ein langer Batikrock, nimmt sich eine Raupe und gibt mir den Teller weiter. Ich stehe auf und verlasse den Raum. Inzwischen hat ein anderes Referat begonnen. Es geht um rote Feuerameisen. Zu spät! Sie krabbeln schon an meinen Beinen hinauf und beißen mich, während ich sie herunterschlage. Manche wachsen in Sekundenschnelle auf die Größe eines Kinderfingers und ich muss sie schnell zertreten, bevor sie wieder an mir heraufkrabbeln. Als ich endlich wieder auf dem Bahnsteig stehe, sind meine Beine blutig von den Ameisenbissen und jucken fürchterlich. Dann wache ich auf.
P.S.: Ein uraltes Argument der Herrschenden ist: Es bringt nichts, ein Haupt des Drachens abzuschlagen (i.e. ein Attentat auf einen Führer zu begehen), denn es wachsen der Hydra sofort neue Köpfe nach. Das ist falsch. Sehen wir den gleichen Vorgang in der Unterschicht: Sobald deren führende Köpfe tot sind, wird die Bewegung bedeutungslos (z.B. Martin Luther King oder Malcolm X). Warum sollte man der Macht nicht heute noch die Köpfe abschlagen? Sehen wir einfach mal, was passiert.
Oder wir probieren mal was anderes: Anarchisten an die Macht! Die Ergebnisse anarchistischer Politik in Island von 2010 bis 2014: http://mobile2.tagesanzeiger.ch/articles/5520f49aab5c37cbd8000002
The Beatles - Tomorrow Never Knows. https://www.youtube.com/watch?v=Ah2ckzXgrx4

4 Kommentare:

  1. Ja, lass es uns einfach doch mal versuchen. Ich bin mittlerweile gedanklich fast schon so weit....

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    1. Wenn ich nicht so ein antriebsloser Prokrastinierer wäre, der kein Blut sehen kann ...

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    2. Im Orwellschen Sinne könnten wir uns "Army of Lovers" nennen.

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  2. ....wenn der erste hohe Politiker angekn....ist, knallen die Sektkorken

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