Mittwoch, 3. Februar 2016

Blogstuff 24

„Kann ich hier mal kotzen, ich bestell auch was.“ (Barney Gumble)
Gibt es eigentlich schon den Ausdruck „Bio-CDU“ für die Grünen?
Ich habe mir nur ein einziges Mal im Leben ein teures Notizbuch gekauft. Es hat dreißig Euro gekostet. Handgeschöpftes Büttenpapier mit eingeschlossenen Blütenblättern, in dickes Leder mit Prägung (irgendein Muster) gebunden. Ansonsten habe ich ja immer die kleinen Vokabelhefte von Herlitz, 64 Seiten. Zwei Stück kosteten früher bei MäcGeiz 50 Cent. Hatte mir gleich einen Vorrat angelegt. Und was passiert mit dem teuren Notizbuch? Es wird mir bei einem Wohnungseinbruch geklaut, bevor ich auch nur eine einzige Zeile hinein geschrieben habe. Was wollen diese Penner mit so einem Notizbuch? Seit wann schreiben Einbrecher Kurzgeschichten?
Am 20.1.2016 ist ein Text mit dem Titel „Wie wichtig ist die Penisgröße für die Frau?“ mit über 182.000 Zugriffen der meistgelesene Artikel auf Zeit Online. Irgendwie hatte ich Die Zeit anders in Erinnerung, damals in den 80ern und 90ern, als ich noch Abonnent der Printausgabe war. Heute ist sie ein Boulevardblatt wie der Spiegel, die Welt, die Bild usw. Aber offenbar trifft dieses Angebot genau die Nachfrage durch das Publikum. Wenn dieser Artikel Nummer 1 ist, werden wir in der Zeit noch mehr Trash auf diesem Niveau zu sehen bekommen.
Es muss nicht immer gleich ein Adler sein. Die Familie Gans Edle Herren zu Putlitz gehört bis heute zum märkischen Uradel. Ihr Wappen ziert eine gekrönte Gans.
Ich bin der einzige Narodnik in Rheinland-Pfalz. Ich begebe mich zum einfachen Volk, kläre es über die sozialen Missstände auf und werbe für die Dorfkommune als Zelle eines neuen Sozialismus. Aber die Leute, mit denen ich spreche, sind entweder besoffen oder sie starren auf die Bildschirme ihrer Fernsehgeräte und Smartphones.
Wolodja ist der Kosename für Wladimir. Warum nennen wir Putin nicht mal Onkel Wolodja? Wir sagen ja auch „Uncle Sam“.
Viele Profiboxer endeten tragisch: Charles „Kid“ McCoy war zehnmal mit sieben verschiedenen Frauen verheiratet, spielte in Stummfilmen mit, saß Haftstrafen wegen Juwelendiebstahls in London und wegen Totschlags in Los Angeles ab, arbeitete später als Gärtner und beging Selbstmord. „Beau Jacks“ (Sidney Walker) Karriere endete, wie sie begann: als Schuhputzer in einem Hotel in Miami. Joe Louis musste als „Grußonkel“ der Mafia im Ceasar’s Palace in Las Vegas sein Geld verdienen. Der schwere Alkoholiker „Two Ton“ Tony Galento, der einmal kurz vor einem Schwergewichtskampf bei einem Wettessen 52 Hot Dogs verdrückte – und dennoch gewann -, rang mit Kraken und boxte gegen Kängurus und Bären, später versuchte er sich als Schauspieler und Catcher. King Levinsky verkaufte als alter Mann noch Krawatten und gestohlene Uhren in Miami Beach, er bot Ali 1964 für den Fall einer Niederlage gegen Liston ernsthaft eine Geschäftspartnerschaft in diesem Gewerbe an. „Iron Mike“ Tyson landete als Vergewaltiger im Gefängnis. Viele konnten nach dem Ende ihrer Karriere nicht mit dem verdienten Geld umgehen und starben in Armut, andere wurden drogenabhängig wie Joe Louis und Sonny Liston oder litten an der Alzheimer-Krankheit wie Sugar Ray Robinson und Floyd Patterson.
Was macht Heinz Pralinski? Er arbeitet an einer Serie von Holzschnitten, die das Thema Massentierhaltung kritisch hinterfragen.
Er bewegte die Beine im Schlaf wie ein Hund, der von der Jagd träumt.
Wie rasend schnell die Medien die Terroropfer von Indonesien, Burkina Faso oder Pakistan wieder aus Augen verlieren. Keine Deutsche unter den Toten – aus völkischer Perspektive also belanglos.
Vergleicht man mal das Dritte Reich mit der dritten Republik (nach Weimar und alter Bundesrepublik sind wir nach meiner Zählung in der dritten), so fällt mir zunächst die geographische Ausdehnung ins Auge. Deutschlands Freiheit wird heute am Hindukusch verteidigt, also nicht allzu weit vom Nanga Parbat entfernt. Hitler kam nur bis zum Kaukasus. Die Bundeswehr ist heute in Mali im Einsatz, für die Wehrmacht war bekanntlich in el-Alamein Schluss.
Richard von Weizsäcker hatte als EKD-Präsident die Möglichkeit, in den Osten zu fahren, und hat auf diese Weise ein Kontaktnetz in der DDR geknüpft. Der Pharmakonzern Boehringer hat mit seiner Anstellung in den 60er Jahren dieses Kontaktnetz gekauft und über die österreichische Tochterfirma Bender + Co GesmbH in Wien ihre Produkte in die DDR verkaufen können, während der direkte Handel zwischen BRD und DDR noch verboten war. So kam Weizsäcker in die Industrie und nach Ingelheim. Und dort wurde er vom Ministerpräsidenten Kohl, der in Mainz regierte, entdeckt. So kam er in die Politik.
Andi Arroganti - Benzin in Berlin. https://www.youtube.com/watch?v=_05FzTeIca8

12 Kommentare:

  1. Ich habe mir nur ein einziges Mal im Leben ein teures Notizbuch gekauft. Es hat dreißig Euro gekostet. Handgeschöpftes Büttenpapier mit eingeschlossenen Blütenblättern, in dickes Leder mit Prägung (irgendein Muster) gebunden. Ansonsten habe ich ja immer die kleinen Vokabelhefte von Herlitz, 64 Seiten. Zwei Stück kosteten früher bei MäcGeiz 50 Cent. Hatte mir gleich einen Vorrat angelegt. Und was passiert mit dem teuren Notizbuch? Es wird mir bei einem Wohnungseinbruch geklaut, bevor ich auch nur eine einzige Zeile hinein geschrieben habe. Was wollen diese Penner mit so einem Notizbuch? Seit wann schreiben Einbrecher Kurzgeschichten?

    Und das muss ich cleaner Notizbuch-Junkie lesen! (Ich konnte zeitweise als ich noch viel Fiktion machen bestimmte Texte nur in bestimmten Büchern machen.) Und gerade in einer Phase in der ich ernsthaft überlege mir ein teures Paperblanks schenken zu lassen. Jetzt kann ich bestimmt nicht mehr schlafen, weil ich Angst habe Einbrecher, wahlweise das Atelier-Kind oder der Mit-Künstler, klauen mir das Ding unter den Händen weg wenn ich das Geschenk annehme ;)

    Ich habe vor Jahren auf dem Heidelberger Weihnachtsmarkt mal ein niedliches kleines Notizbuch, handgebunden in Ledereinband und mit handgeschöpftem Papier erworben (ich glaube, 15€, das geht, Moleskine war damals schon nicht billiger zu haben, 2008), das habe ich nie benutzt. Wenn mich einer fragt, sage ich, es steht unsichtbare Schrift drin.

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    1. Ich habe mir letzte Woche zwei Notizbücher bestellt und warte auf den Paketboten. Eins, in Leder gebunden (17 €), ist für mein Patenkind, das in der siebten Klasse ist und eine schöne Handschrift hat, die es sich hoffentlich bewahrt. Und eins für mich (12 €), weil ich gar nicht mehr mit der Hand schreibe, weil ich kaum aus dem Haus komme. Ich merke, wie mir das Schreiben mit der Hand schwer fällt, und will mich wieder ein wenig darin üben. Seit 3 Jahren bin ich eigentlich auch "clean", aber ich will meine Handschrift nicht völlig verlernen. Und es ist eben doch ästhetischer als das Rumgetippe auf einer Tastatur (ich hätte noch meine alte Schreibmaschine ... mhm ...).

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    2. Bei mir ist in soweit anders herum als dass ich mir das Tippen wieder angewöhnen musste. Ich habe jahrelang, fast ein Jahrzehnt, wenn ich nicht beruflich musste, alles per Hand gemacht. Das heißt ich hatte immer kiloweise Papier und Kladden und weiß nicht was alles und habe das auch immer als Bedingung fürs Schreiben bei mir gesehen. Ich finde das mit dem Computer (ich bin ein Anachronismus, ich weiß) auch immer noch unästhetisch in mehr als der optischen Hinsicht, für mich ist das so, ich kann gerade zu fiktionalen Texten, keinen Bezug aufbauen wenn ich den Stift nicht in der Hand habe, das ist ein Gefühl als sei das etwas fremdes, das nicht von mir kommt. Kann damit zusammenhängen, dass ich geberell diese taktilen Reize brauche (ich muss wenn ich in der Installation mit Farbe arbeite auch immer in die Farbe fassen), ich schleife zum Beispiel grundsätzlich mit Schleifpapier statt Schwingschleifer. Ist mir egal ob ich dann tagelang brauche und meine Hände aufratsche.

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    3. Es ist eine Gewinn- und Verlustrechnung, die man nüchtern aufmachen muss. Verlust: Ästhetik (die Handschrift, die pure Schönheit von Papier und Füllfederhalter), Haptik (die "taktilen Reize). Gewinn: Bei der Bearbeitung längerer Texte kommt man im handschriftlichen Verfahren irgendwann an ein Ende, dann werden Streichungen, Ergänzungen und Textvarianten unübersichtlich - es sei denn, man formuliert im ersten Durchgang alles perfekt.

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    4. Ich bin etwas seltsam was das angeht. Ich habe die Passage, in der ich etwas verändert habe immer komplett frisch auf ein neues Blatt übertragen, was meinen damals großen Papierbedarf erklärte, da beo großen Texten jedes Kapitel seine eigene Kladde oder eine eigene Loseblattsammlung hatte. Das passt nicht für jeden, ich habe allerdings auf diese Art einen Text fertig bekommem (2010/11), der abgetippt in Arial 12 pr 263 Word-Seiten gemessen hat. In Normseiten, ich probierte damals ob er zu einem Verlag passt, dazu war ich aber zu experimentell und nicht nach Schema F, waren es dann natürlich noch mehr.

      Ich verrate dir noch was: Letztes Jahr ist aus Gründen, die ich nicht verstehe, da ich von Technik keine Ahnung habe, der USB mit all meinen Word-Fassungen seit 1999 defekt gegangen. Sie hatten für mich eh kaum Wert, sonst hätte ich mehrfach gesichert, aber als ich merkte, das Zeug ist unrettbar weg habe ich mir nur gedacht, es lebe mein Tintenpatronenverbrauch und ewiges Neuschreiben von damals.

      Aber für andere Leute G&V, das sehe ich ein.

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    5. Als bei besagtem Wohnungseinbruch auch mein Notebook geklaut wurde, war ich froh, dass ich einen USB-Stick in der Wohnung versteckt hatte, da ich von meinen Texten schon seit zehn Jahren keinen Ausdruck mehr mache. Hätte ich den Stick nicht, wären u.a. zwei komplette Romanmanuskripte ("Berliner Asche" und "Rheinkind") weg gewesen. So prägen uns die Erfahrungen, die wir machen.

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  2. Auch die dritte Republik ist wieder wer! Die Welt steht uns offen!

    Zuerst waren wir wieder wer, als Frankreich 1871 die verdiente Prügel bekam, dann waren wir wieder wer als Willi zwo seine Truppen in Marsch setzte. Dann kriegten wir Prügel, aber richtig.

    Dann waren wir "gedolchstoßt"
    Ab '33 waren wir wieder wer und haben viele Orte dieser Welt besucht. Die anderen mochten das nicht, wir haben wieder auf die Fresse gekriegt.

    Ein Teil von uns wurde weiterhin mit Faschismus geschlagen, diesmal rot nicht mehr braun. Der andere Teil war ganz brav, machte was Uncle Sam und die anderen wollten.

    Dadurch ist dieser Teil ganz groß und stark geworden und hat den anderen, den kleineren Teil den Soffjets abgkauft.

    Das war teuer, aber da waren wir wieder wer.

    Und deshalb besuchen wir wieder andere Nationen, noch weiter weg als damals.

    Bin gespannt, wann wir wieder auf die Fresse bekommen. Und wann wir danach wieder wer sein werden....

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    1. Selbst "der fliegende Holländer" hatte mehr Hoffnung.

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  3. Der war auch kein "großkotzigr Deutscher".

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  4. Es gab noch keinen US-Sam-Präsidenten aber Wolodja ist für alle Zeiten einbalsamiert.

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    1. Wenn es an der Zeit ist, wird er sein Mausoleum verlassen wie Barbarossa den Kyffhäuser - sagt Uschi ;o)

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  5. Eins grausliger von dem Zeugs ,als das andere.
    Aber nicht nur gut beobachtet, sondern so was von wahr,selbst wenn es bloß gut erfunden wäre.

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