Donnerstag, 15. Oktober 2015

Jimmy ist da

„Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land. Sie forderten uns auf zu beten. Und wir schlossen die Augen. Als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt: Wir hatten die Bibel und sie das Land.“ (Desmond Tutu)
Vor einem Container in einem Hamburger Flüchtlingslager sitzen Henriette Sangstetter und Jimmy N’gongoro. Einige neugierige Flüchtlingskinder stehen um die beiden herum. Henriette studiert Soziologie und interviewt Flüchtlinge für ihre Masterarbeit. Das Gespräch findet in englischer Sprache statt. Ein Tonband läuft mit, gleichzeitig füllt Henriette ein Formular aus.
Henriette: Kommen wir erst mal zu Ihren Sozialdaten.
Jimmy: Was ist das?
Henriette: Das sind Angaben über ihre Herkunft, ihre Familie, ihre Ausbildung und so weiter … Informationen.
Jimmy (lacht): Informationen. Ja, gut.
Henriette: Wann sind Sie geboren?
Jimmy: Das weiß ich nicht. Damals war ich noch sehr klein. In unserem Dorf gab es kein Krankenhaus und keine Behörde. Ich bin zwanzig Jahre alt.
Henriette: Gut. Wo sind Sie geboren?
Jimmy: Molombo. Das ist ein kleines Dorf in Mali.
Henriette: In welchem Bezirk?
Jimmy: Das weiß ich nicht.
Henriette: Wie viele Geschwister haben Sie?
Jimmy: Das kann ich nicht genau sagen. Viele Kinder sterben sehr früh.
Henriette: An wie viele Geschwister können Sie sich erinnern?
Jimmy: Ich habe einen großen Bruder. Meine Schwester hat einen Mann im Nachbarort geheiratet … Sieben. Sieben Geschwister.
Henriette: Sind Sie sicher?
Jimmy (lacht): Fünf.
Henriette: Was war Ihr Vater von Beruf?
Jimmy: Mein Vater hat nicht gearbeitet. Er hat mit den anderen Männern im Dorf Pfeife geraucht. Sie haben unter einem Baum gesessen und den ganzen Tag geredet. Meine Mutter hat gearbeitet.
Henriette: Welche Ausbildung haben Sie?
Jimmy: Es gab Missionare im Dorf. Wir haben in der Bibel gelesen. Ich kann meinen Namen schreiben. Später bin ich in die Stadt gezogen und habe an einer Tankstelle geholfen.
Henriette: Sind Sie verheiratet?
Jimmy: Ja, meine Frau und mein Kind sind auch hier. Haben Sie Kinder?
Henriette: Nein.
Jimmy: Wie alt sind Sie?
Henriette: 28.
Jimmy: Haben Sie keinen Mann?
Henriette: Nein, ich bin Single. Können wir mit meinen Fragen weitermachen?
Jimmy: Warum haben Sie keine Familie?
Henriette: Kommen wir zur nächsten Frage. Was für einen Berufswunsch haben Sie?
Jimmy: Können Sie mir helfen? Ich suche einen Job. Ich kann überall arbeiten.
Henriette: Nein, ich sammle nur Daten für meine Arbeit.
Jimmy: Sie kennen bestimmt viele Leute hier. Ich brauche nur einen Job.
Henriette: Tut mir leid. Wurden Sie in Mali politisch verfolgt?
Jimmy: Wenn ich einen Job hätte, könnten wir aus diesem Lager raus, verstehen Sie?
Joyce Sims - Come Into My Life. https://www.youtube.com/watch?v=ZF6SVubGQqY
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16 Kommentare:

  1. "Sie haben unter einem Baum gesessen und den ganzen Tag geredet. Meine Mutter hat gearbeitet."
    Schon mal in Afrika gewesen ?
    Es ist manchmal tatsächlich so.
    Jetzt sind Sie in Europa und sollen jeden Tag um 6 Uhr aufstehen,
    an die Bushaltestelle wackeln,
    dort jetzt im Winter in der Kälte warten,
    mit dem Bus und den unfreundlich blickenden Passagieren zur Arbeit,
    und dann mit unfreundlich blickenden Kollegen irgend einen Scheißjob machen.
    Alter...............von was träumen die Leute nachts ???
    Sollen die etwa als Altenpfleger arbeiten ?
    Alte Frauen waschen ??
    He Alter !!!!!!!!!
    Ich bin kein Pegidaist oder Fascho oder sonst was, ich bin Realist.
    Deutsche Arbeitswelt.
    Ha !!!

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    1. Ja, ich war tatsächlich schon mal in Afrika. Und "es ist manchmal tatsächlich so". Fakt ist aber auch: Es arbeiten zehntausende Afrikaner erfolgreich in Deutschland. Viele in Jobs (Küchenhilfe usw.), die den Deutschen nicht gut genug sind. Warum soll die Integration in die Arbeitswelt plötzlich nicht mehr funktionieren? Ich freue mich auf Ihre Erklärung.

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    2. Klappt dann schon, die Integration.
      Nur in welchen Jobs ?
      Wie schon geschrieben wird ein Muslim keine Frauen waschen.
      Auch keine alten.
      Ansonsten bleiben viele Drecksjobs übrig. Klarer Fall.
      Die vielen Harzer, die schon seit Jahren alimentiert werden sind ja nicht mehr fähig, morgens auf zu stehen. Habe genug Kumpels aus dem Milieu.
      Die packen das nicht mehr. Iss so, verdammt.
      Also Scheißjobs.
      Ergo Proletariat.
      Na gut, einer muss das ja machen, sind Wir doch froh !!
      Habe unlängst einen Iraner kennen gelernt.
      Top Typ, Petro Ing. Über 40.
      Den brauch hier kein Mensch ! Weil Wir haben so viele Raffinerien und Erdölförderstellen hier !!
      Ja, verdammt.
      Ich muss mit über 50 selber schauen, wo ich bleibe.
      Und ich sehe jetzt einen Ing. mit 40 aus Iran nicht als meinen Konkurrenten.
      Eher einen 25jährigen Frischling aus der Uni.
      So sieht es aus.
      Kommt nur alle her, in den Küchen und Putzfirmen und Bäckereien und Schlachthöfen warten Sie auf Euch.
      Und Eure Konkurrenten aus Polen und Bulgarien werden Euch auf's freundlichste empfangen.

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  2. Was ich jetzt schreibe ist passiert.
    Keine Story. Realität.
    Hab ich von einer Ärztin, gute Bekannte.
    Bulle geht mit Flüchtlingen Wohnung anschauen.
    Top Bude, neu renoviert.
    Nö, wolln wa nich, zu klein.
    Bulle sagt wieso, er würde die Bude für sich sofort nehmen.
    Krankenhausreif geprügelt.
    So............... jetzed.
    Ich weiß, Einzelfall, Traumatisiert, alles ganz schlimm.
    Ich würde einen dicken Holzstock nehmen u.s.w.
    Tut mir leid.

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    1. Ein Polizist, der krankenhausreif geprügelt wurde - darüber wurde sicher in der Lokalpresse berichtet. Können Sie mir die Quelle nennen?

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  3. Wie gesagt, nee gute Freundin. Mehr darf ich nicht sagen.
    Keiner muss glauben, heutzutage.
    Und wissen tut auch keiner mehr was wirklich,
    oder ?

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    1. "Keiner muss glauben". Richtig, deswegen glaube ich die Geschichte auch nicht. Und wissen kann man immer noch. Eine solche Geschichte ist nachprüfbar. "Mehr darf ich nicht sagen". Das ist Verschwörungstheorie, unterste Schublade. Schwacher Auftritt.

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    2. Das voll fascho Provinzei19. Oktober 2015 um 09:40

      Sie ist Ärztin, habe mir erst jetzt Gedanken über Schweigepflich u.s.w. gemacht.
      Wenn 1 mio kommt sind halt 1 % Idioten darunter.
      Aber denken Wir doch mal realistisch darüber.
      Wann soll das aufhören ? Wie viele werden noch kommen ?
      Wo sollen Sie wohnen ?
      Wo sollen die Wohnungen gebaut werden ?
      Noch mal 1 mio ? Nächstes Jahr ?
      Mir ist absolut klar, daß Deutschland einen gewissen Zustrom von anderen Leuten nicht nur verkraften kann sondern sogar braucht.
      Diese Gegend hier, die erst seit 1871 Deutschland heißt, war schon immer ein Schmelztiegel der unterschiedlichsten Kulturen, seit 3000 Jahren, Kelten, Römer, Germanen ( Wikinger zählen auch dazu ), Hunnen, Slaven jeglicher Couleur, Hugenotten, Juden, und in den letzten 60 Jahren sämtliche Mittelmeervölker, Afrikaner, Amerikaner, die ganze Welt. Man, ist doch klar !
      Warum sind Wir so Fit ? Und so schön !
      Guck Dir mal irgend welche Portugiesisch/Italienische Mädels an. Oder kroatische Türken. Mein Gott.
      Alleine unsere Küche ! Spagetti ist inzwischen ein ganz normales Gericht.
      Herrlich !
      Ja Ja Ja ich bin sogar "stolz" auf "dieses unsere" Land.
      P.S. wohnt bei Ihnen, in Ihrer Bude, da wird doch bestimmt noch ein Zimmerchen frei sein, oder, ein Flüchtling ? Na also.

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    3. UUUnd weiter.
      Wir werden dann auf lange Sicht etwas wie in Brasilien, Südafrika oder auch USA bekommen. Eine Ober/Mittelschicht mit Doitschen oder Weißen und ein Proletariat.
      Wunderbar.
      Eine überforderte Polizei haben Wir jetzt schon.
      Brauchen Wir nur noch gated communities.
      In Brasilien heißt das Condominio. Gefällt mir irgendwie.
      Also die Bezeichnung.
      Alle, die nur etwas Kohle haben, leben unter diesen Verhältnissen.
      Toll, oder ?
      Und Sie tragen Waffen, die Unteren und die Oberen.
      Und Sie schießen sich fleißig über den Haufen.
      Voll geil. Wegen einem Fahrrad.
      Nein, jetzt gibt es keine Quellen.

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  4. An die Provinzler:
    Das nennt man Unken, obwohl ihr zu glauben scheint, ganz was Oberfeines in die Welt gesetzt zu haben.

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  5. @ Realist und Provinzler

    Ja, das ist genau, was Wirtschaft und Politik wollen. Eine Klassengesellschaft. Einen Arbeitsmarkt, auf dem man marginalisierte Gruppen unterschiedlicher Herkunft gegeneinander ausspielen kann, um die Löhne zu drücken. Einen Polizeistaat, in dem die Politik den Sheriff spielen kann, um die weitere Aushöhlung der Grundrechte durchzusetzen. Was habt Ihr zwei denn nicht begriffen? Die Flüchtlinge sind doch nur ein Instrument, um diese Ziele zu erreichen.

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  6. provinzieller Realist20. Oktober 2015 um 11:53

    Jehehetzt ! Kommen Wir der Sache schon näher.
    Zu aller erst spiele ich hier natürlich auch den advocatus diaboli.
    Und oberfein ist gar nicht mein Stil ! Bin mehr der Biertrinker.
    Aber mal ernsthaft, wer wird den Leuten eine Chance geben ?
    Eben keinen Scheißjob ?
    Es sind gerade mal Leute wie mein Freund,
    der schon 2 Flüchtlinge illegal beschäftigt.
    Aber der ist so ein Weltverbesserer, der hat auch schon
    in Nicaragua Aufbauarbeit geleistet.
    Der Rest der Welt ???
    Eben.

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  7. Doch, doch, Prophezeien ist etwas Oberfeines, das sich von jeder versuchsweise mal vorgetragenen theoretischen Sichtweise freihält.
    Seine Vorlieben für Getränke haben da nichts mit zu kriegen.

    Und was hat ironisches Moralisieren mit Realismus zu tun?

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  8. Ich moralisiere ? Täte mir leid.
    Und Prophezeien ist doch seit erscheinen der Bibel obsolet, oder ?
    Aber egal, ich wollte ja unangenehm auffallen.
    Nein, Wir haben , oder besser werden ein Problem bekommen, wenn es so weiter geht wie bis jetzt. Wahnsinns Rechtsruck bei den nächsten Wahlen.
    Schätze mal AfD 12 % . Oder mehr.
    CDU und SPD unterirdisch. Was denen ja recht geschieht.
    Es werden wohl Leute zur Wahl gehen, die das bis dato selten gemacht haben.
    Und Sie werden rechts wählen.
    Oh...........schon wieder prophezeien....Hi Hi.
    Ach ja............die Gutmenschen und ex-Autonomen.
    Was bist Du ?
    Auch ein Gutmensch, der seine Kinder auf die Privatschule schickt, weil in der Stadtteilschule zu viele Türken sind ? Solche Leute kenne ich, die gibt es, die waren früher bei jeder Demo dabei.
    Und sind auch für offene Grenzen.
    Bis zu Ihrem Viertel. Da sollte dann Schluss sein.

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    1. Auch das Aufblühen einer Distel namens AfD wird womöglich billigend in Kauf genommen - um der politischen Vorteile Willen. Bei uns in Rheinland-Pfalz läuft die Rechnung für die Wahl im März 2016 so: Kommt neben Schwarz (aktuelle Umfrage: 41%) und Rot/Grün (41%) auch noch die AfD in den Landtag, kann Rot/Grün nicht mehr weiterregieren. Dann geht nur noch Schwarz/Rot oder Schwarz/Grün, also bekommt Frau Klöckner den Ministerpräsidentensessel. In BaWü läuft die Rechnung ähnlich.

      So zynisch könnte die Strategie der Union sein. Und bei den Wahlen 2021 spielt die AfD dann keine Rolle mehr, weil sie bis dahin im Landtag ihre Unfähigkeit bewiesen hat (so wie es die NPD im Osten schon vorgemacht hat).

      Und der perfide Trick der "Gutmenschen", selbst wenn sie CDU wählen, läuft in meinem Freundeskreis so. Schick die Kinder auf die Waldorfschule, wo die blütenweißen Multikulti-Philanthropen ganz zufällig unter sich sind ;o)))

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