Mittwoch, 16. September 2015

Was wären wir ohne Andy Bonetti?

„Nichtstun macht nur dann Spaß, wenn man eigentlich viel zu tun hätte.“ (Noël Coward)
Das Bild ging um die Welt. Zumindest war es im Internet. Andy Bonetti hat einem jungen Mann die Hand auf die Schulter gelegt, die andere Hand ruht auf dessen Unterarm. Der junge Mann hat eine Schusswaffe in der Hand, beide lächeln in die Kamera. Bonetti hat die Eskalation eines Streits auf einem Weinfest verhindert.
Diesen kurzen und flüchtigen Ruhm setzt er in den folgenden Tagen mit der Präzision einer Schweizer Toilettenspülung in langfristigen Erfolg um. Er schreibt in einer einzigen Woche sein Meisterwerk „Scheißdreck! Eine Kulturgeschichte der Empörung“. Am 28. November 2015 präsentiert Bonetti im „Schnäppchenparadies Bad Nauheim“ sein neues Buch der Weltöffentlichkeit. Der Zeitpunkt ist mit Bedacht gewählt. Ein grauer, regnerischer und trauriger November liegt hinter uns, es ist das erste Adventswochenende. Deutschland schaltet traditionell vom Höhepunkt der jährlichen Frustration auf den betäubenden Kaufrausch der Vorweihnachtszeit um.
Neben ihm sitzt Lazy Louie von den „Sidewalk Saints“. Der Sänger der lokalen Nachwuchsband ist jener junge Mann, den der hessische Großschriftsteller vor einem Amoklauf bewahrt hat. Bonetti kann sich ganz in der Rolle des bescheidenen Lebensretters und nachdenklichen Künstlers präsentieren, während Lazy Louie mit dem sanften Lächeln eines jungen Rebellen die Geschichte erzählt, wie der Autor und sein neuestes Werk sein Leben verändert haben. Bonetti selbst liest das Kapitel „Warum ich Politiker wie Arschkrebs hasse“ vor, unterbrochen von tosendem Applaus des Publikums. Die Präsentation wird vom hessischen Fernsehen live übertragen und ein solcher Erfolg, dass bereits einen Tag später Raubkopien mit koreanischen Untertiteln im Internet angeboten werden.
Da „Scheißdreck! Eine Kulturgeschichte der Empörung“ schon jetzt als eines der großen und richtungsweisenden Bücher unseres Jahrhunderts gilt, dessen bleibender Wert außer Frage steht, darf ich hoffen, mit einer kurzen Schilderung der Entstehungsgeschichte das geschätzte Interesse all jener Leser zu finden, die sich ernsthaft mit Literaturgeschichte beschäftigen. Bonetti gelingt hier das Kunststück, mit strengem Sinn für die praktische Relevanz und sachlicher Knappheit einen Text zu formulieren, aus dessen Seiten uns dennoch der Zauber einer unvergleichlichen Poesie entgegenweht.

 
Fortsetzung folgt. Stichworte:

Das Skateboard vor dem Bett

Die Wespe beim Frühstück

Der Überraschungsbesuch der Task Force der hessischen Steuerfahndung

Der üble Verriss seines neuesten Krimis „Der Tod des Miniaturentensammlers“ von Lupo Laminetti im „Bad Nauheimer Volksboten“

Die Finalgon-Wärmecreme im Auge

Ganz allgemein das Thema „Rücken“

Der Besuch eines Weinfestes mit Johnny Malta

Der Auftritt der Abstinenzlervereinigung „Schluss mit lustig“

Die Verhinderung eines Blutbads durch den gezielten Wurf eines Schoppenglases

Die anschließende Pressekonferenz und die Stunde im Stau, in der Bonetti die Idee für sein neues Werk „Scheißdreck!“ hat
Nick Cave & The Bad Seeds - The Ship Song. https://www.youtube.com/watch?v=q4VWKbZkIcM

2 Kommentare:

  1. Das epochale Meisterwerk wäre vielleicht wegen dolenter Deja vus weit über das literarische Ziel hinausgeschossen wenn Herr Bonetti das Finalgon an eine andere Stelle des männlichen Körpers gebracht hätte.

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    1. Da hatte er sich schon die Habanero-Spreißel eingerieben - aus Rücksicht auf die weibliche Leserschaft habe ich dieses Detail unterschlagen ;o)

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