Dienstag, 21. Juli 2015

Kicking the can down the road

„Merkwürdig, wenn man drüber nachdenkt, aber wenn man nicht drüber nachdenkt geht’s.“ (Fil’s Didi & Stulle: Der Plan des Gott)
Was ist mit dem Verschieben eines Problems in die Zukunft, mit Prokrastination, mit dem „Kaufen von Zeit“ in der Politik eigentlich gewonnen? Schließlich wird auf diese Weise ja kein Problem gelöst.
Erstens ist der eigenen Bequemlichkeit gedient. Wenn ich mir vorgenommen habe, heute das Bad zu putzen, und verschiebe es auf morgen, habe ich heute den unmittelbaren Vorteil der Arbeitserleichterung. Heute habe ich mir Arbeit gespart und Zeit gewonnen. Wenn ich mir vorgenommen habe, an Silvester mit dem Rauchen aufzuhören, nach Mitternacht aber die nächste Zigarette anzünde und mir vornehme, an Ostern mit dem Rauchen aufzuhören, erspare ich mir auf der Silvesterparty die Qual der Suchtbekämpfung. Jeder von uns kennt den glücklichen Moment des Prokrastinierens – es geht natürlich immer um unangenehme Dinge, nie um die nächste Tafel Schokolade – aus seinem Alltag. Für manche Menschen besteht die Woche aus 7 x „morgen“.
Für Politiker kommt noch ein zweiter Aspekt dazu. Sie sind nur auf Zeit gewählt. Sie verschieben die Probleme also auf ihre Nachfolger. Stellen Sie sich vor, Sie verschieben nicht nur den Hausputz auf morgen, sondern es muss dann auch noch ein anderer machen. Herrlich! Griechenlands Staatsschulden? Kicking the can down the road. Läuft seit fünf Jahren, wurde gerade verlängert. Etwaige moralische Entrüstung über dieses Verhalten sollten wir uns ersparen. Was machen wir mit unserem Atommüll, nachdem wir die Energie der Kraftwerke durch unseren Schornstein geblasen haben? Bis zum Ende dieses Jahrhunderts soll ein Endlager gefunden werden. Dann sind wir alle längst tot. Was machen wir mit den zwei Billionen Euro Staatsschulden, die wir angehäuft haben? Wir prokrastinieren, wir verschieben die unangenehmen Probleme auf die Generation unserer Kinder und Enkel. Wem werden sie wohl den schwarzen Peter weiterreichen?
„Verschiebe nicht auf morgen, was genauso gut auf übermorgen verschoben werden kann“, hat Mark Twain einmal geschrieben.
P.S.: Nicht das wir uns falsch verstehen: Diese Verzögerungstaktik ist vollkommen idiotisch und führt zu nichts. Aber sie ist politische Praxis, die wir jeden Tag beobachten können. Und daher müssen die Politiker sich nicht wundern, wenn wir sie verachten.
Nana Mouskouri - Küsse süßer als Wein. https://www.youtube.com/watch?v=lp2vC8U4xm4
Bent - K.i.s.s.e.s. https://www.youtube.com/watch?v=aB_gBa9LORE

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