Freitag, 26. Juni 2015

Rheinkind, Prolog

Ein kleiner Junge betritt zögernd die Küche. Die Großmutter steht am Herd, in einer dunkelblauen Kittelschürze, und rührt summend in einem Topf. Die Kartoffeln sind aus dem eigenen Garten. Nachher würde es Suppe mit Würstchen zum Mittagessen geben. Und zum Nachtisch Erdbeeren, die er mit ihr zusammen aus dem Garten geholt hatte.
„Du, Oma“, beginnt er vorsichtig. Er sieht die Runzeln auf ihren nackten Unterarmen ganz deutlich. Ihr Gesicht sieht er nicht. „Ja, mein Schatz?“ fragt sie leise und lächelt dabei.
Er kann es spüren.
„Ich muss dir was sagen.“
Sie dreht ihr Gesicht zu ihm.
„Was denn?“
Er schaut ihr ängstlich in die Augen.
„Ich habe jemanden umgebracht.“

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