Sonntag, 22. Februar 2015

Mein Gott: Mein Kampf!

Hudson William Ledbetter (Leadbelly) – Mr. Hitler. https://www.youtube.com/watch?v=VQva5wKSfzM
Nächstes Jahr soll Hitlers Bestseller „Mein Kampf“ wieder erscheinen. Aber in einer kommentierten Fassung. Vermutlich mit einem Jackass-Aufkleber auf dem Schutzumschlag: „Bitte nicht nachmachen, Kinder“.
Als Politikwissenschaftler hatte ich Zugang zum sogenannten „Giftschrank“, in dem die verbotenen Bücher, d.h. das konzentrierte Böse, aufbewahrt wurden, zu deren Lektüre es einer gewissen sittlichen Reife bedurfte, die man offensichtlich den Fachleuten zubilligte. Ab 2016 darf man es also unter jeden Weihnachtsbaum legen.
Für alle, die es nicht erwarten können, hier einige ausgewählte Zitate aus dem Werk:
Geld: „In eben dem Maße, in dem die Wirtschaft zur bestimmenden Herrin des Staates aufstieg, wurde das Geld der Gott, dem alles zu dienen und vor dem sich jeder zu beugen hatte.“
Revolte: „Je größer und innerlich revolutionärer nun eine Idee ist, um so aktivistischer wird deren Mitgliederstand werden, da mit der umstürzenden Kraft der Lehre eine Gefahr für deren Träger verbunden ist, die geeignet erscheint, kleine, feige Spießer von ihr fernzuhalten.”
Wehrpflicht: „Zehn deutsche Generationen ohne korrigierende und erziehende militärische Ausbildung, den üblen Wirkungen ihrer blutsmäßigen und dadurch weltanschaulichen Zerrissenheit überlassen — und unser Volk hätte wirklich den letzten Rest einer selbständigen Existenz auf diesem Planeten verloren.”
Selbsterkenntnis: „Schon mehr als einmal ist aus einem kleinen Angeber ein großer Schuft geworden!“
Männer: „Die Angst unserer Zeit vor Chauvinismus ist das Zeichen ihrer Impotenz. Da ihr jede überschäumende Kraft nicht nur fehlt, sondern sogar unangenehm erscheint, ist sie auch für eine große Tat vom Schicksal nicht mehr ausersehen. Denn die größten Umwälzungen auf dieser Erde wären nicht denkbar gewesen, wenn ihre Triebkraft statt fanatischer, ja hysterischer Leidenschaften nur die bürgerlichen Tugenden der Ruhe und Ordnung gewesen wären.“
Architektur: „Was wir heute in den Trümmerhaufen und Ruinenfeldern der antiken Welt als wenige noch aufragende Kolosse bewundern, sind nicht einstige Geschäftspaläste, sondern Tempel und Staatsbauten; also Werke, deren Besitzer die Allgemeinheit war.“
Armutsflüchtlinge: „Wie muss dies einst werden, wenn aus diesen Elendshöhlen der Strom losgelassener Sklaven über die andere, so gedankenlose Mitwelt und Mitmenschheit sich ergießt!“
Arbeit: „Die Unsicherheit des täglichen Brotverdienstes erschien mir in kurzer Zeit als eine der schwersten Schattenseiten des neuen Lebens. (…) So lockert sich der sonst fleißige Mensch in seiner ganzen Lebensauffassung, um allmählich zum Instrument jener heranzureifen, die sich seiner nun bedienen um niedriger Vorteile willen.“
Asien: „In wenigen Jahrzehnten wird zum Beispiel der ganze Osten Asiens eine Kultur sein eigen nennen, deren letzte Grundlage ebenso hellenischer Geist und germanische Technik sein wird, wie dies bei uns der Fall ist. Nur die äußere Form wird — zum Teil wenigstens — die Züge asiatischer Wesensart tragen.”
Verweiblichung: „Das Volk ist in seiner überwiegenden Mehrheit so feminin veranlagt und eingestellt, dass weniger nüchterne Überlegung als vielmehr gefühlsmäßige Empfindung sein Denken und Handeln bestimmt.“
Jugend: „Denn wenn eine Generation unter Fehlern leidet, die sie erkennt, ja sogar zugibt, um sich dann trotzdem, wie dies heute von Seiten unserer bürgerlichen Welt geschieht, mit der billigen Erklärung zu begnügen, dass dagegen doch nichts zu machen sei, dann ist eine solche Gesellschaft dem Untergang verfallen.”
Berlin: „Würde das Schicksal Roms Berlin treffen, so könnten die Nachkommen als gewaltigste Werke unserer Zeit dereinst die Warenhäuser einiger Juden und die Hotels einiger Gesellschaften als charakteristischen Ausdruck der Kultur unserer Tage bewundern.”
Beamte: „Kriechende Unterwürfigkeit nach 'oben' und arrogante Hochnäsigkeit nach 'unten' zeichnen diesen Stand ebenso sehr aus wie eine oft himmelschreiende Borniertheit, die nur durch die manchmal geradezu erstaunliche Einbildung übertroffen wird.” Bildung: „Es soll ein scharfer Unterschied zwischen allgemeiner Bildung und besonderem Fachwissen bestehen. Da letzteres gerade heute immer mehr in den Dienst des reinen Mammons zu sinken droht, muss die allgemeine Bildung, wenigstens in ihrer mehr idealen Einstellung, als Gegengewicht erhalten bleiben.”
Religion: „Die Größe des Christentums lag nicht in versuchten Vergleichsverhandlungen mit etwa ähnlich gearteten philosophischen Meinungen der Antike, sondern in der unerbittlichen fanatischen Verkündung und Vertretung der eigenen Lehre.“
Propaganda: „Der Glaube ist schwerer zu erschüttern als das Wissen, Liebe unterliegt weniger dem Wechsel als Achtung, Hass ist dauerhafter als Abneigung, und die Triebkraft zu den gewaltigsten Umwälzungen auf dieser Erde lag zu allen Zeiten weniger in einer die Masse beherrschenden wissenschaftlichen Erkenntnis als in einem sie beseelenden Fanatismus und manchmal in einer sie vorwärtsjagenden Hysterie.“
Genie: „Fast immer bedarf es irgendeines Anstoßes, um das Genie auf den Plan zu rufen. Der Hammerschlag des Schicksals, der den einen zu Boden wirft, schlägt bei dem anderen plötzlich auf Stahl, und indem die Hölle des Alltags zerbricht, liegt vor den Augen der staunenden Welt der bisher verborgene Kern offen zutage.“
Gentrifizierung: „Die geringe Verbundenheit, die unser heutiges Großstadtproletariat mit seinem Wohnort besitzt, ist die Folge davon, dass es sich hier wirklich nur um den zufälligen örtlichen Aufenthaltsraum des einzelnen handelt und um weiter nichts. Zum Teil hing dies mit dem durch die sozialen Verhältnisse bedingten häufigen Wechsel des Wohnortes zusammen, die dem Menschen nicht die Zeit zu einer engeren Verbindung mit seiner Stadt gibt, zum anderen aber ist die Ursache hierfür auch in der allgemeinen kulturellen Bedeutungslosigkeit und Ärmlichkeit unserer heutigen Städte an sich zu suchen.“
Egoismus: „Sowie erst der Egoismus zum Regenten eines Volkes wird, lösen sich die Bande der Ordnung, und im Jagen nach dem eigenen Glück stürzen die Menschen aus dem Himmel erst recht in die Hölle.”
Ukraine: „Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten.”
Demokratie: „Es ist nicht das Ziel unseres heutigen demokratischen Parlamentarismus, etwa eine Versammlung von Weisen zu bilden, als vielmehr eine Schar geistig abhängiger Nullen zusammenzustellen, deren Leitung nach bestimmten Richtlinien umso leichter wird, je größer die persönliche Beschränktheit des einzelnen ist.”
Politiker: „So sehr sich der wahrhaftige Führer von einer politischen Betätigung zurückziehen wird, die zu ihrem größten Teile nicht in schöpferischer Leistung und Arbeit bestehen kann, als vielmehr im Feilschen und Handeln um die Gunst einer Mehrheit, so sehr wird gerade diese Tätigkeit dem kleinen Geist entsprechen und diesen mithin auch anziehen. Je zwergenhafter ein solcher Lederhändler heute an Geist und Können ist, je klarer ihm die eigene Einsicht die Jämmerlichkeit seiner tatsächlichen Erscheinung zum Bewusstsein bringt, umso mehr wird er ein System preisen, das von ihm gar nicht die Kraft und Genialität eines Riesen verlangt, sondern vielmehr mit der Pfiffigkeit eines Dorfschulzen vorlieb nimmt, ja, eine solche Art von Weisheit lieber sieht als die eines Perikles.“
Parteien: „Daher sind auch jene politischen Klubs, die unter dem Sammelbegriff 'bürgerliche Parteien' sich herumtreiben, schon längst nichts anderes mehr als Interessengemeinschaften bestimmter Berufsgruppen und Standesklassen, und ihre erhabenste Aufgabe ist nur mehr die bestmögliche egoistische Interessenvertretung.”
Ideologie: „Es mag hier natürlich der eine oder andere lachen, allein dieser Planet zog schon Jahrmillionen durch den Äther ohne Menschen, und er kann einst wieder so dahinziehen, wenn die Menschen vergessen, dass sie ihr höheres Dasein nicht den Ideen einiger verrückter Ideologen, sondern der Erkenntnis und rücksichtslosen Anwendung eherner Naturgesetze verdanken.“
Arbeitszeiten: „Die formale Übernahme der alten Arbeitszeiten in den industriellen Großbetrieb wirkte geradezu verhängnisvoll; denn die tatsächliche Arbeitsleistung von einst war infolge des Fehlens der heutigen intensiven Arbeitsmethoden nur klein. Wenn man also vorher den Vierzehn- oder Fünfzehnstunden-Arbeitstag noch ertragen konnte, dann vermochte man ihn sicher nicht mehr zu ertragen in einer Zeit, da jede Minute auf das äußerste ausgenützt wird. Wirklich war das Ergebnis dieser sinnlosen Übertragung alter Arbeitszeiten auf die neue industrielle Tätigkeit nach zwei Richtungen unglückselig: die Gesundheit wurde vernichtet und der Glaube an ein höheres Recht zerstört. Endlich kam hierzu noch die jämmerliche Entlohnung einerseits und die demgemäß ersichtlich um so viel bessere Stellung des Arbeitgebers andererseits.“
Neoliberalismus: „Mit dem Siegeszuge der deutschen Technik und Industrie, den aufstrebenden Erfolgen des deutschen Handels verlor sich immer mehr die Erkenntnis, dass dies alles doch nur unter der Voraussetzung eines starken Staates möglich sei. Im Gegenteil, man ging schon in vielen Kreisen so weit, die Überzeugung zu vertreten, dass der Staat selber nur diesen Erscheinungen sein Dasein verdanke, dass er selber in erster Linie eine wirtschaftliche Institution darstelle, nach wirtschaftlichen Belangen zu regieren sei und demgemäß auch in seinem Bestände von der Wirtschaft abhänge, welcher Zustand dann als der weitaus gesündeste wie natürlichste angesehen und gepriesen wurde.“
Haben Sie tapfer bis zum Ende durchgehalten? Sind Sie überrascht? Viele dieser Zitate lassen sich auch heute noch mühelos in eine beliebige Parteitagsrede einbauen, oder? Links wie rechts. Es ist in Hitlers „Mein Kampf“ für jeden etwas dabei, vom Idealismus bis zum Völkermord, von Kindeswohl bis Rassenschande („Verpestung durch Negerblut am Rhein”). Das macht dieses Gift so gefährlich, darum hatten wir es im Giftschrank der Universität verborgen. Schließlich war der Begriff „Nationalsozialismus“ als Verknüpfung von Nationalismus und Sozialismus aus der Perspektive des politischen Marketings eine geniale Idee. So konnte eine „catch all party“ entstehen, für deren Wahl es genügte, Deutscher zu sein.
P.S.: MELANIE SCHLINCK !!!
Und diese Musik habe ich als fünfzehnjähriger Nachwuchsanarchist gehört – das gab’s in keinem Plattenladen: Checkpoint Charlie - Hitler in Dosen. https://www.youtube.com/watch?v=aXor8uumXlQ
Ach, komm. Einen hammwa noch. Gegen Kapitaschismus. Nach der ganzen unerträglichen Nazi-Jauche haben wir uns das verdient. Checkpoint Charlie - Du sollst dein Leben nicht den Schweinen geben. https://www.youtube.com/watch?v=6-VuW4I-Re0

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